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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0379
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Einleitung

Die Abtei St. Paulus ging aus einer 1059 von Erzbischof Adalbert zusammen mit dem Wilhadistift
errichteten Propstei hervor, die sein Nachfolger Adalbero 1131/32 in ein Benediktinerkloster umwandelte.
Der Konvent zählte wohl nie mehr als 20 Mönche. Entstammten die Äbte anfangs fast ausschließlich dem
ministerialischen Adel, kamen seit dem 14. Jh. immer mehr Vorsteher aus Bremer Bürgerfamilien. 1453
schloß sich der Konvent der Bursfelder Kongregation an. Aber auch die Bemühungen der Reformkongre-
gation vermochten dem fortschreitenden Verfall der klösterlichen Disziplin wenig entgegenzusetzen. Seit
Ende des 15. Jh. wurde eine immer stärkere Kritik an der Lebensführung der Mönche in der Bürgerschaft
laut. So war das Kloster auch das Ziel einer der wenigen gewaltsamen Aktionen in der Anfangsphase der
Reformation83.
Von den Mendikantenorden ließen sich 1225 zunächst die Dominikaner und kurze Zeit später auch die
Franziskaner in Bremen nieder. Das Kloster St. Katharinen der Dominikaner befand sich zwischen Söge-
straße und Schlüsselkorb und war nicht zuletzt mit der großzügigen Unterstützung des Rates errichtet
worden. Von Erzbischof Gerhard II. wurden die Dominikaner mit der Kreuzzugspredigt gegen die Stedinger
beauftragt. Der Bremer Konvent gehörte bis 1303 der Provinz Teutonia an, danach der norddeutschen
Provinz Saxonia. Zeitweilig scheint er Mitte des 15. Jh. auch ein Ordensstudium beherbergt zu haben84.
Als Stifter des vermutlich 1226 entstandenen Franziskanerkonvents gilt Erzbischof Gerhard II., auf
dessen Grund und Boden das Kloster am Südfuß der Domdüne errichtet wurde. Der Konvent gehörte
zunächst zur Provinz Teutonia, später zur Provinz Saxonia. Im 13. und 14. Jh. fanden mehrfach Provin-
zialkapitel im Bremer Kloster statt. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. schloß sich der Konvent der Obser-
vanzbewegung des Ordens an. Von der großen Beliebtheit der Franziskaner in der Bevölkerung zeugen die
zahlreichen Bruderschaften, die bei den „grauen Brüdern“ beheimatet waren85.
Für die beiden Bettelordensklöster kam das Ende nur wenige Jahre nach Beginn der Reformation. 1528
ließ der Bremer Rat beide Klöster schließen. Den verbliebenen Mönchen räumte er ein Wohnrecht auf
Lebenszeit ein. Die Klostergebäude wurden für die neue Lateinschule und für ein Armen- und Krankenhaus
verwendet86.
Die ersten Brüder des Deutschen Ordens erreichten zwischen 1230 und 1235 Bremen und nahmen das in
der Domimmunität gelegene Heiliggeist-Spital in Besitz. Kurze Zeit später erfolgte dann die Gründung
einer Komturei und in der zweiten Hälfte des 13. Jh. der Bau einer Kirche (zunächst dem Hl. Geist, dann
der Hl. Elisabeth geweiht). Der Konvent, der vermutlich nie mehr als vier oder fünf Mitglieder zählte, löste
sich bereits Mitte des 14. Jh. auf. Von den verbleibenden Komturen stammten die meisten aus Westfalen,
einige auch aus dem Bremer Stadtpatriziat. Während des Aufstands der 104 wurde die Kommende geplün-
dert und der Komtur ermordet. Mit der Auflösung des livländischen Ordenszweiges, dem die Bremer Nie-
derlassung seit 1399 angehört hatte, erfolgte auch die Aufhebung des Bremer Hauses. Die Gebäude erwarb
der Rat 156487.
Angesichts der Größe Bremens fällt die geringe Zahl von Frauenkonventen in der Stadt auf. Neben
einem in der Zeit von 1185 bis Anfang des 13. Jh. überlieferten Kloster der Zisterzienserinnen88 finden sich

83 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, S. 228-233; Hä-
germann / Weidinger, Kirchengeschichte Mittelalter,
S. 377-388; Luise Michaelsen, Das Paulskloster von
Bremen, in BrJ 46 (1959), S. 40-107 und 47 (1961), S. 1-
63.
84 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, S. 241-244; Hä-
germann / Weidinger, Kirchengeschichte Mittelalter,
S. 388-394; Tacke, Klöster in Bremen, S. 21-33; Bip-
pen, Pfarr- und Ordenskirchen, S. 47-49.
85 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, S. 244-247; Hä-

germann / Weidinger, Kirchengeschichte Mittelalter,
S. 394-402; Tacke, Klöster in Bremen, S. 34-44; Wil-
helm Tacke, St. Johann in Bremen. Eine über 600-jäh-
rige Geschichte von den Bettelbrüdern bis zu den Pröp-
sten, Bremen 2006, S. 12-64.
86 Vgl. Schwarzwälder, Geschichte 1, S. 182f.
87 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, S. 248-252;
Hägermann / Weidinger, Kirchengeschichte Mittel-
alter, S. 402-412.
88 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, S. 239f.

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