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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0428
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Bremen

2. Einrichtung eines Armenkastens in der Liebfrauenkirchea
16. April 1525

Anno 1525 uppe den Paschen do wart de Gades kiste
to unser Leven Frouwen1 angerichtet, den armen
husarmen darut to delende. Unde dusse navolgende
menne hebben de kisten angenamen na rade der
twigger predecanten, alse nomptliken herrnn Jacop
Pravest van Kortrick2 unde herrnn Johanne
[Zelst]b3 unde des gemenen karspels:

a Textvorlage (Handschrift): Eintrag am Beginn des älte-
sten Rechnungsbuchs der Gotteskiste der Liebfrauenkir-
che Bremen (Archiv der Gemeinde). Die Aufzeichnung
muß aus der Zeit nach 1529 stammen, da Johann Meyer
(zu ihm s. Anm. 5) hier bereits als herr, also als Mitglied
des Rates, geführt wird. Abdruck: Quellen zur Refor-
mationsgeschichte (Urkunden), Nr. 9, S. 16.
b Für den Nachnamen des zweiten Predigers neben Jakob
Probst ist hier in der Aufzeichnung eine Lücke gelassen.

1 Zur Kirche Unserer Lieben Frau und dem zugehörigen
Kirchspiel vgl. die Einleitung S. 355f. und die Karte in
Hägermann /Weidinger, Kirchengeschichte Mit-
telalter, S. 508.
2 Jakob Probst (* 1486 in Ypern, nicht in Kortrijk, † 1562
in Bremen) trat früh in den Augustinereremitenorden
ein und wurde 1518 Prior des Augustinerklosters in Ant-
werpen. Mehrfach hielt er sich in Wittenberg auf, wo er
1521 zum Lic. theol. promoviert wurde. Von den engen
Verbindungen zu Luther zeugt ein Briefwechsel, der bis
kurz vor Luthers Tod reicht (der letzte Brief stammt
vom Januar 1546). Nach seiner Rückkehr nach Antwer-
pen wurde Probst verhaftet und mußte im Februar 1522
in Brüssel in Gegenwart des päpstlichen Nuntius Ale-
ander 30 von ihm vertretene Sätze öffentlich als häre-
tisch widerrufen und der lutherischen Lehre abschwören.
Da er trotzdem weiterhin evangelisch predigte, wurde er

Item her Hinrick Goltsmedes4
item her Johan Meyger5
item Albert Hake6
item Johan Winkel
item Hans Kedelant
item Dewert Meyger

neuerlich ins Gefängnis gesetzt, aus dem ihm jedoch die
Flucht nach Wittenberg gelang. Dort war er u.a. bei der
Herausgabe von Luthers Vorlesungen über den 1. Johan-
nesbrief tätig. Im Mai 1524 wurde Probst zum Prediger
an der Liebfrauenkirche berufen. Probst wurde nach der
Schaffung des Amtes in der Kirchenordnung von 1534
der erste Superintendent Bremens. Im Hardenbergschen
Streit um die Abendmahlslehre (s. die Einleitung zu
Nr. 9a und b und 10) mußte Probst 1559 sein Amt an
Tilemann Heshusen (zu ihm s. unter Goslar Nr. 20,
Anm. 1) übergeben. Bestattet ist Probst im Chor der
Liebfrauenkirche. Vgl. ADB 26, S. 614-617; BBKL 7,
Sp. 966-968; Bremer Pfarrerbuch 2, S. 139; Rudloff,
Bonae litterae, passim.
3 Johannes Zelst (Selstius), aus s’Hertogenbosch (NL), lic.
theol., wurde 1525 an die Liebfrauenkirche berufen.
Dort war er bis 1561 tätig; dann wurde er im Rahmen
der Auseinandersetzungen um den Domprediger Albert
Hardenberg seines Amtes erhoben. Eine neue Stelle fand
er in Hoya, wo er 1565 auch starb. Vgl. Bremer Pfarrer-
buch 1, S. 69 und 2, S. 162.
4 Heinrich Goldschmied ist 1516-1529 als Mitglied des
Bremer Rates erwähnt.
5 Johann Meyer war Ratsherr in den Jahren von 1529 bis
1548.
6 Zu den weiteren Personen fehlen entsprechende Infor-
mationen.

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