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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0439
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4a. Kirchenordnung

De vaste vels unde utherwelde eggesteen25, dar de
kloken yn Christo ere hüse upbuwen, maket, dat
ydt unbewechlick vast blivet, wenn rede de slach-
regene vallen, de water störmen, de winde weyen
unde daran stöten, Matth. 7 [24-25]. Gelick alse
David secht, Psal. 125 [1.5]: De up den Heren ha-
pen, de werden nicht umme vallen, sonder ewichlick
bliven, als de berch Syon. De sick överst geven up
ere afftredent, wert de Here vören mit den övel-
deders.
Dat Evangelion antonemen, ys eine grote gave Ga-
des, dewile der natur vor dem Evangelio gruwet,
darumme dat ydt ys ein wordt des crützes, 1. Cor. 1
[18], welck der natur wisheit, klockheit, hillicheit,
bösheit unde alle ere anslege belachet, vorspreket,
straffet unde scheldet, dat der natur vordrüth26
unde nicht weinich crütziget. Dartho volget vaken
des Evangelii halven dat uthwendige crütze aver
liff, ehre unde gudt van des Evangelii wedderparth.
Darumme Paulus sprickt, Ro. 10 [16]: Se sint nicht
alle dem Evangelio gehorsam, wente Esaias sprickt:
Here, wol lövet unsem predigende, |A 5r| Esa. 53
[1]27. Unde: De love ys nicht ydermannes dink, 2.
Thessa. 3b [2].
Dat överst etlike överpersonen, geweldigen unde ri-
ken dat Evangelion annemen, ys noch ein gröter
unde seltsener gave, wente Christus sprickt sulvest:
Ein rike wert swarliken ynt hemmelrike, dat ys, tho
dem Evangelio, kamen, Matth. 19 [23], unde nömet
de rikedom dystelen unde dörne, de dat Evangeli-
sche saedt vordrücken unde underholden, Luce 8
[14]. Unde Johannes secht van dem gevärweden ge-
loven etliker översten, de nochdans de besten weren:
α Hiere. 6 [13.17] / Ezechie. 33 [1-10].
b Druck: 5.
25 Vgl. Mk 12,10par u.ö.
26 Siehe im Glossar unter vordreten.
27 Die Stelle aus Jesaja wird in Röm 10,16 zitiert.
28 Vgl. Röm 1,16; 1Kor 1,21.
29 Vgl. Jes 8,14-15.
30 Vgl. Mt 27,57.
31 Vgl. Apg 5,34.38-39.
32 Vgl. Joh 3,1-13; 19,39.
33 Vgl. Apg 13,7.

Der översten löveden vele yn ene, överst umme der
Phariseer willen bekenden se ydt nicht, dat se nicht
yn den ban gedan wörden. Wente se hadden lever
den prys by den minschen wenn by Gade, Johan. 12
[42-43]. Unde Paulus, 1. Corin. 1 [26]: Seth an, leven
bröder, juwe esschinge. Nicht vele wysen na dem
flesche, nicht vele weldigen, nicht vele eddelen sint
geesschet. αUnde Johan. 7 [48]: Lövet ock wor ein
överste edder Phariseer an en? Den översten ys dat
Evangelion eyne dorheit unde swackheit, dar se eren
spoth mede dryven, darumme dat ydt vörgifft,
dorch syne swackheit salich tho maken, dorch syne
dorheit wyse tho maken alle, de daran löven28.
Den Phariseern ysset eyne ergernisse unde anstoth,
dar se sick anstöten, dar se aver vallen, dat se
thogrüsen unde ummekamen29. Doch gifft Godt
noch alletidt, tho lave syner herliken gnade, dat yn
dem stande, den he sulvest gestifftet hefft, etlike lö-
vich unde rechtschapen Evangelisch syn, |A 5v| alse
de frame Radthere Joseph30, Gamaliel31, Nicode-
mus32, Sergius33 etc.
Dewile denn Godt, de vader ym hemmel, juwe E.
ock begavet hefft mit rechtem ernste unde leve tho
synem hilligen worde, alse dat thovornemende ys
uth den früchten34, na dem male J. E. dat wordt
angenamen, bekennet unde vor den wedderwerdigen
gehandthavet hefft unde yn allen anvechtingen dar-
by gebleven, frye laten leren unde hören, De rechten
predigers vor unrecht unde gewalt be-
scharmdt35, Den rotten unde valschen lerers kein
rhum gegünnet36, Nye scholen unde armen hüse up-
gerichtet37, Ja etlike frame vordrevene Christen un-
der J. E. regimente beschüttet unde erneret38, gelick
34 Vgl. Mt 7,16.
35 Zum Schutz des Rates für die evangelischen Prediger
vgl. die Einleitung S. 361.
36 Vgl. dazu das Mandat unter Nr. 4b.
31 Hier wird auf die im Dominikanerkloster St. Katharinen
gegründete Lateinschule (1528) und das im Franziska-
nerkloster eingerichtete Johannisspital (1531) abgeho-
ben. Vgl. Schwarzwälder, Geschichte 1, S. 183. Zu
den Klöstern s. auch die Einleitung, S. 359.
38 Hierzu zählten die Prediger Heinrich von Zütphen, Ja-
kob Probst, Johannes Timann und Johannes Zelst, die
aus den Niederlanden vertrieben worden waren.

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