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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0624
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Bremen

das der rector ihre freundtliche admonitiones (da
deren von nötten) nicht candide uff- oder annehmen
wurde.
Die lectiones und rationem seu modum pronun-
ciandi wie auch institutionem in fundamentis reli-

gionis, exercitia styli, disputationum, declamatio-
num ac partialem promissionem de catechismo etc.
betreffendt, zweiffeltt ein erbar rath nicht, wan der
rector darauff gehöret, er werde deßen guten bericht
und bescheidt zugeben wißen oder sich sonsten eines
andern und beßern untersagen laßen. |

III., IIII. und V.

Von wegen des dritten, vierten und funfften puncts,
die teutschen extraordinari schulen22, die wegkreu-
mung des ubrigen gotzenwercks23 und anordnung
etzlicher stipendien zu unterhaltung junger gesellen
zum studieren24 etc. anlangendt, wirdt ein erb. rath

dieselben puncten auch in geburende achtung zu-
nehmen und, was dießfals christlich, loblich und er-
bauwlich, auch sonsten ihres ambts sein wirdet, zu-
beschaffen wißen.

VI.

Nachdem auch soviell den sechsten punct, die ge-
clagte verachtung des ministerii betrifft25, sowoll
das ministerium alß auch deßen personen (jedoch
ein jeder nach seinem gradt und qualitet) sowoll von
dem rahde alse auch dero burgerschaft bißdoher in
allen geburenden ehren und wirden gehalten wer-
den, so sehe der rath nicht, das sie sich einigen con-
tempts halber fuglich zu | beschweren oder dießfals
mehr zu begeren, eß wehre dan sach, das man etwa
in die gedancken gerathen und sich einbilden wolte.
Dieweill in hac vita et societate humana fur-
nemblich diese drey stende erzelet werden, alse der
geistliche, der weltliche und haußstandt, und das
ministerium zu und in den geistlichen standt gehö-
rete, daß derwegen auch die herrn des ministerii in-
differenter et absolute dem weltlichen stande und
also auch dero zum weltlichen regiment verordenter
obrigkeit nitt etiam in civilibus et politicis congres-
sibus furzuziehen sein solten, uff welchem fall dan
auch ein jeder torffprediger, welcher ebenso woll in
den geistlichen standt gehöret, sich dergleichen fur-
zugs wurde anzumaßen haben.

b Hs.: anziezen.
22 Vgl. Nr. 25a, S. 593.

Dieweill aber eben auß demselben fundament eer-
mals, wie auch noch, die römische päbste uber die
römische kayser und köninge und alle andere welt-
liche potentaten sich erhoben, | und deren exempell
zuvolgen apud ecclesias reformatas etwas frembdt
sein wurde, alß will oder kan ein erbar rath solche
gedancken den herrn des ministerii nicht zu- noch
beymeßen, wie auch nicht woll glauben, das dieser
punct eben von allen herrn des ministerii also ge-
meinet sey. Das sich aber etzliche vielleicht selbst
mitt ihrem leben und zu vieler gemeinschafft ver-
acht machen, haben sie nichtt dem rahde, sondern
sich selber zu imputieren.
Und dieweill auch bey diesem punct die herrn des
ministerii klagsweise anziehenb, alse solte zwuschen
den dienern der kirchen und denen, so da civiles
functiones sustinieren, kein unterscheidt gehalten
werden und diese magis absolute der obrigkeit un-
terworffen und mit diensten verpflichtet seyn, so
mochte ein erb. rahdt gern wißen und verstendiget
sein, wie man solchs | verstanden, und was vor per-
sonen man damit gemeinet haben wölle, uff das sich
der rahdt auch darauff ferner zuresolvieren haben
möchte.
23 Vgl. Nr. 25a, S. 594.
24 Vgl. Nr. 25a, S. 595.
25 Vgl. Nr. 25a, S. 595-598.

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