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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0626
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Bremen

Daß zu den rechnungen, so von wegen der kirchen-
gebeuw und dergleichen notturfft sowoll in der stadt
alß auch auff den törffern geschehen und eingenom-
men werden, die personen des ministerii vor dieser
zeit jemals solten adhibieret sein, weiß man sich
auch nicht zuerinnern, derwegen man auch beden-
ckens tragt, darin nhun erst neuwerung einzufuhren.
Also lest es auch der rahdt, soviell die publicos con-
gressus anlanget, bey obiger anzeige und verandt-
wortung bewenden, will sich nicht versehen, das die
herrn des ministerii begeren werden, das sie also |
indifferenter denen personen, so im regiment sitzen,
furgezogen werden solten.
Welchs also die andtwort ist, so der rath den herrn
des ministerii uff ihre schrifft und beschwerungs-
puncten vor dießmall gegeben haben will. Und die-
weill ihren erb. w. unverborgen, was sich etzliche
auß dem ministerio sollen haben hören und verlau-
ten laßen, so wolle ein erb. rahdt die herrn des mi-
nisterii guter wolmeinung hiemit freundtlich avisie-
ret und ermahnet haben, das sie mit dieser des raths
resolution also wollen acquiescieren31 und in ruhe
stehen, sich ihrer eigenen protestationen erinnern
und in die sachen, so sonstlang einzig und allein bey
des raths discretion und freyer disposition gestan-
den, zumischen nicht begeren, noch dasjenig, was
von einem erb. rahde auß vernunfftigen, hochwich-
tigen, bewegenden und erheblichen, ja auch recht-
und billigmeßigen ursachen (welche etwa die herrn |
des ministerii nicht so woll und weitt alse der rath
absehen konnen) decretieret undt verhenget, zu red-
arguieren, viellweniger sie deßwegen rei vel facti so
mali exempli sein et ad destructionem scholae ver-
gieren32 solte, multo minus commissi delicti (wie in
mehr angeregter ihrer schrifft vast unbedechtig ge-
schehen) sive publice sive privatim zu insimulie-
ren33 sich hinfuro unternehmen, sondern damit den

31 Sich zufrieden geben.
32 Sich neigen, gerichtet sein.
33 Vgl. oben Anm. 16.
34 Verhöhnen, beschimpfen.

rath und rathspersonen der gebur verschonen und,
da sie von dem rahde und burgerschafft ihrem stan-
de nach in ehren und wirden gehalten sein wöllen,
alsedan auch selber ihre von Gott verordente obrig-
keitt der gebur respectieren und venerieren, nicht
aber also verächtlich (wie in ihrem scripto uff etzli-
che personen des raths geschehen) sugillieren34 und
anzepffen35, doneben auch theils sich etwas beßer
befleißigen, das sie mit mehrem nutz und frommen,
dan nhun ein zeitlanghero beschehen, in der gemeine
Gotts | lehren und predigen, wie auch deßen, so au-
ßer ihrem beruff ist, sich endtschlagen und auch ihr
leben ihrem stande gemeß und also anstellen, das
sowoll der rath alse gemeine burgerschafft ein gudt
exempell von ihnen nehmen und sie dato lieber zu-
hören, auch desto mehr zuhonoriren anlaß und ur-
sach haben mögen.
Das ist also, was ein erbar rath, dazu zugegen, vor
sich und mit in nahmen der gantzen erbarn witheitt
den herrn des ministerii anzuzeigen bevohlen.
Hierauff das ministerium einen abtritt36
gebeten und darnach:
1. sich bedancket, das der rahdt und wittheitt ihr
scriptum angenommen undt verlesen, sich auch uff
etzliche puncten christlich erkleret,
2. sich aber dieser zweyerley beclaget, alse das
der rath ihr scriptum nicht recht verstanden, zum
andern das sie auch auß | jetziger des raths resolu-
tion hetten hören mußen, daß es wahr, deßen sie
sich bey dem 6. articull de contemptu ministerii be-
klaget.
3. Und dieweill in beschehener resolution des
raths allerhandt groß beschwerliches angezogen, so
beten sie, die herrn des ministerii, zu verandtwor-
tung solcher hochbeschwerlichen anzuge37 zuver-
statten und dazu zeitt einzureumen.

35 Siehe oben Anm. 26.
36 Das Verlassen eines Verhandlungsortes zu Beratungs-
zwecken, s. FWb 1, Sp. 459.
37 Vorwürfe, Anschuldigungen, s. FWb 1, Sp. 1622.

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