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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0632
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Bremen

Und alsda hirnegest de Däntze, older gewanheit
nah15, werden angeordnet, So schal sick ein Jeder
darin der Erbarheit beflytigen, dat Unardige, Licht-
ferdige, Unhöffliche springendt und Ummedreyent
metigen und instellen und sick by solcken Däntzen
tüchtich und sedesam vorholden, welck Dantzen
ock lenger nicht alse up Negen uhren vortragen wer-
den, sondern alse dan de Brudegam mit der Brudt
entweder in dem Kosthuse up de Kameren edder na
synem eigenen Huse gahn und nen Spielwerck wie-
der gehöret werden schall, alles by Vyff Marcken.
Nahdeme averst de allergröteste Unordnung und
beschwer dorch den avermetigen tall der geladenen
gäste bethertho erspöret, dardorch veele Volckes
nicht uth |B 1v| Fründtschup edder darümen, dat
sick de Verwantnuß so with erstrecket, sondern umb
der gave und besondern gewinst willen, tho merck-
likem beschwer und beschattung der Borgerschup,
unordentlick tho hope geschlagen worden, welcke
unordnung afftoschaffen mennigerley middel
bethertho versocht worden, averst leider alles ver-
gevens gewesen, und vor dytmahl kein beter middel
bedacht werden können, den dat man mit uphevung
der orsake, darvan dusse unraht herfluth, demsul-
ven gebörlick remediere16, so ordnen und willen wy,
dat henforder ein Ider, de Kost holden will, ein frye
Kost holden und öhme van den geladenen gesten
keine gave edder vorehrung gegeven werden, son-
dern he alle de jenigen, de öhme düsser ordnung tho
wedderen giffte und vorehrung gegeven hebben,
namkundich tho maken und wo vele dessen tho vor-
melden, und dede giffte gedahn, duppelt so vele tho
bröke und affdracht tho erleggen schüldich syn
schölen.
Sovele ock de twe averigen Stende belanget, is de
frye Kostholdung so wol up desülven als de beiden
ersten gemeinet. Dewile averst by dem Drüdden
und Verden stande bethertho gebrücklick gewesen,
15 Vgl. Nr. 7, S. 494f.
16 Remedieren - etw. in seiner Ordnung wieder herstellen.
17 Fleisch, das im Kessel bzw. Topf gebraten oder gekocht
wurde (s. das Glossar unter grope), im Unterschied zum
Spießbraten (spetbrade).

dat sodane Personen nah beschehener ordentliker
affkündigung des Sondages, entweder des morgens
umb Sossen nah der geendigten frö Predigt edder
um Tein uhren in Christliker bysamenkunfft, ehe-
lich thosamende gegeven und folgendts des Avendes
de Brudegam und de Mans Personen am Marckede
sick samlen und mit |B 2r| dem ordentlikem trecke
nah dem Kosthuse verfögen und sovorth sick tho
dische setten, So leth man ydt ock by solcker manier
unnd Ordnung bewenden, Mit der bescheidenheit,
dat by solcken twen Stenden, wenn de thosamen-
gevunge geschüt, nichts geschencket noch einige un-
kost angewendet und sick de Gäste des Avendes um
söß schlägen nah dem Kosthuse verfögen und tho
den Kosten mehr nicht alse dre Richte, nömlick
Grapenbrade17, Fisch und Riß, upgedragen und ge-
spyset werden, unnd dat nah geholdener mahltydt
de Däntze lenger nicht alse wente tho elff uhren vor-
tagen18 und alßdann de Brüdegam und de Brudt
entwedder in dem Kosthuse edder na öhrem eigenen
Huse thor Camer geföhret und kein Spiel wieder ge-
höret werden schöle, by Poen Vyff Marcken.
Und alßdan ock bißwillen mit grotem unrahde und
nicht geringer beschwerunge der Jungen Ehelüde de
Spyse uth dem Kosthuse vordragen und nah der
Schaffere19 edder anderer lüde gefallen bynah so vele
vorschlepet worden, dat men darmede offtmals eine
temelike Hochtydt stahen und uthrichten konde,
ydt ock darhen nuhmehr geraden, dat etlike lüde
solcke richte vor öhr Recht und gebörende Plicht
forderen und dartho sonderbare grote Vahte, Kru-
ken oder Kannen bestellen laten, So schal hierna-
mals nene Kost mehr uthgedragen und nemande,
Geistlikes edder Weltlikes Standes, weder verwan-
ten noch fründen, wo de ock |B 2v| syn edder nahmen
hebben mögen, edder ock Kostern, Scholmeisteren,
Kaken20 oder anders wehme, einige Spyse oder
dranck uth dem Kosthuse gesendet edder tho huß
geschicket werden. Wo dan ock de Jenigen, so tho

18 Siehe im Glossar unter vortögen.
19 Zu schaffer vgl. Nr. 7, Anm. 16.
20 Siehe im Glossar unter koke.

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