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Bagordo, Andreas; Leucon
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,2): Leukon - Xenophilos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47762#0046
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Fragmenta
Βάκχαι (ßakchai)
,Die Bakchen“
Datierung: ungewiß (nach 445 v. Chr.); vgl. test. 1 und test. 3 (mit Geißler
1925, 14).
Die Bakchen oder Bakchantinnen (auch Mänaden) sind die mythischen
Anhängerinnen bzw. reellen Verehrerinnen des auch Bakchos genannten
Dionysos und bilden seine durch orgiastische Riten und ekstatische Zustände
gekennzeichnete Gefolgschaft (zum Kult des Dionysos vgl. Jeanmaire 1951,
zu seiner Gefolgschaft und dem Phänomen des Mänadismus Henrichs 1978,
Bremmer 1984, Behnk 2009 und Burkert 20112, 432-5; alle zwei Jahre fand
sowohl die Feier zu Ehren des Dionysos - vgl. Diod. IV 3,2-3 - als auch ein
bakchantisches Ritual der athenischen Frauen - vgl. Paus. X 4,3 - statt; vgl.
Bremmer 1984, 275-82; zum speziellen Bezug Athens zum Dionysoskult, der
von Peisistratos zum offiziellen Staatskult erhoben wurde, sowie zu dessen
festlichem Rahmen einschließlich der dramatischen Agone vgl. ThesCRA
VII 101-13; Bilddarstellungen in LIMC VIII.l [1997] 780-803 und, speziell
für die attische Vasenmalerei, in Moraw 1998). Ein Hinweis auf Dionysos-
Anhängerinnen findet sich in der Komööie auch in Ar. Lys. 1-3 (άλλ’ εί τις
εις βακχεϊον αύτάς έκάλεσεν, / ή ’ς Πανός ή ’πι Κωλιάδ’ ή ’ς Γενετυλλίδος, /
ούδ’ άν διελθεϊν ήν άν ύπό των τυμπάνων; zum βακχεϊον vgl. Henderson 1987,
z.St.: ,,‘a place of Bakchic revelry,’ referring to privately organized celebra-
tions“; vgl. auch Lys. 700-5).
Die einzigen weiteren gleichbetitelten Komödien stammen von Diokles
(5./4. Jh. v. Chr.; vgl. Orth 2014, 195-7) und Antiphanes (komisches Motiv der
Trunksucht von Frauen?). Tragödien mit diesem Titel verfaßten Aischylos,
Sophokles, Euripides (erhalten), Iophon, Xenokles und Kleophon (vgl. Dodds
19602, xxviii-xxxiii; hinzu kommt ein zwischen 467-56 v. Chr. aufgeführtes
Stück eines nicht identifizierten Dichters: TrGF DID C 6,6; vgl. auch TrGF IV
170; die römische Tragödie ist durch Accius’ Bacchae vertreten). Ob eines der
griechischen Stücke, z.B. das euripideische, zur Folie für die Komödie gedient
hat, läßt sich genauso wenig untermauern wie die Annahme, es handele sich
um eine mythologische Komödie.
Aus den erhaltenen Fragmenten trägt nichts zu einer auch nur annähern-
den Rekonstruktion der Komödie bei, wiewohl sich einige der dort enthaltenen
Elemente auf die dionysische Welt zurückführen lassen: so der Kothurn in
fr. 2 (ursprünglich mit Dionysos verbundene Fußbekleidung) oder die Auloi
(fr. 5), die u. a. bei orgiastischen Feiern eingesetzt werden; eine (meta)thea-
 
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