Κόθορνοι (fr. 1)
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1985, 98 Α. 297): eine ausführliche Liste der Ableitungen άπό σιτίων findet
sich in Poll. VI 34-6.
Textgestalt Für das einwandfreie έγώ ... τοιαϋτ’ erwägt Kock I 254 (der den
tradierten Text so wiedergibt: „quamquam ieiunus sum, talia nonfero“) έτη ...
τοσαϋτ’: auch wenn die hyperbolische Temporalangabe (soviele Jahre) zu
jemand, der fastet, gut passen würde, erscheint eine Emendation unnötig.
Interpretation Am wahrscheinlichsten behauptet hier der Sprechende, er
habe zwar einen nüchternen Magen, er fühle sich aber von dem ihm angebo-
tenen Essen so angewidert, daß er darauf verzichten muß. Diese Interpretation
basiert auf der von den Zitatträgern angegebenen Bedeutung von άπόσιτος
als άσιτος (vgl. hier unten, zum Wort). Ein kausaler Partizipialsatz, verbunden
mit der Bedeutung,appetitlos“, ist theoretisch möglich (,und ich, da ich keinen
Hunger habe, kann sowas nicht ertragen“), aber wenig pointiert.
Auch andere Deutungsansätze sind denkbar: τοιαϋτα könnte sich bei-
spielsweise auch auf etwas anderes als Essen beziehen (z.B. Arbeit für einen
Sklaven?); wenn der Satz kausal ist, dann könnte es dem Sprechenden schwer-
fallen, etwas hinunterzuschlucken, da er z. B. gefastet haben und nicht mehr
zu essen gewohnt sein könnte.
Die Vermutung, daß der Sprechende ein Parasit sei (so Hanow 1830, 10:
„Parasitum haec loqui apertum est“), liegt nicht nahe: zur Charakterisierung
des Parasiten paßt das Ablehnen von serviertem Essen nicht, umso weniger
die Appetitlosigkeit.
άπόσιτος ών Wahrscheinlich kausal; vielleicht auch konzessiv (vgl. hier
oben, Interpretation). Erklärt von den Zitatträgern als Synonym für άσιτος
scheint die Bedeutung von άπόσιτος zwischen einem neutralen ,wer nichts
ißt / gegessen hat“ (offenbar nur in Luc. Hist, conscr. 21 ούκ είδώς ότι τό μεν
πάθος εκείνο πάν τριών οίμαι ήμερων έγένετο, άπόσιτοι δε και ές έβδόμην
διαρκοϋσιν οί πολλοί; vgl. auch De luct. 24) und einem nuancierteren ,wer
sich vom Essen (freiwillig) fernhält, keinen Appetit hat“ zu schwanken.
Letztere Bedeutung, welche die bei weitem meisten Belege haben (oft mit
Gen. konstruiert), gehört eindeutig zur medizinischen Fachsprache (zahl-
reiche Belege v.a. im hippokratischen Corpus und bei Galen; derselbe Usus
auch in Plut. Quaest. conv. 635c. 687d; technisch ebenfalls die άποσιτίαΛη
Appetitlosigkeit, Anorexie“). Eine ähnliche Differenzierung etwa in Lex.
syn. Diff. verb. α 46 (άσιτος μεν έστιν ό μηδέν φαγών, άπόσιτος δε ό διά
τινα άσχολίαν μή φαγών). Ob der laut LSJ s.v. auf Philonides beschränkte
Sinn von hungrig legitim ist, bleibe dahingestellt; passender scheint eher eine
Wiedergabe mit appetitlos zu sein. Unter den lexikographischen Definitionen
vgl. Poll. VI 41 (άπόσιτος ό άπεστραμμένος άπό σιτίων), Phot, α 2633 = Sud.
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1985, 98 Α. 297): eine ausführliche Liste der Ableitungen άπό σιτίων findet
sich in Poll. VI 34-6.
Textgestalt Für das einwandfreie έγώ ... τοιαϋτ’ erwägt Kock I 254 (der den
tradierten Text so wiedergibt: „quamquam ieiunus sum, talia nonfero“) έτη ...
τοσαϋτ’: auch wenn die hyperbolische Temporalangabe (soviele Jahre) zu
jemand, der fastet, gut passen würde, erscheint eine Emendation unnötig.
Interpretation Am wahrscheinlichsten behauptet hier der Sprechende, er
habe zwar einen nüchternen Magen, er fühle sich aber von dem ihm angebo-
tenen Essen so angewidert, daß er darauf verzichten muß. Diese Interpretation
basiert auf der von den Zitatträgern angegebenen Bedeutung von άπόσιτος
als άσιτος (vgl. hier unten, zum Wort). Ein kausaler Partizipialsatz, verbunden
mit der Bedeutung,appetitlos“, ist theoretisch möglich (,und ich, da ich keinen
Hunger habe, kann sowas nicht ertragen“), aber wenig pointiert.
Auch andere Deutungsansätze sind denkbar: τοιαϋτα könnte sich bei-
spielsweise auch auf etwas anderes als Essen beziehen (z.B. Arbeit für einen
Sklaven?); wenn der Satz kausal ist, dann könnte es dem Sprechenden schwer-
fallen, etwas hinunterzuschlucken, da er z. B. gefastet haben und nicht mehr
zu essen gewohnt sein könnte.
Die Vermutung, daß der Sprechende ein Parasit sei (so Hanow 1830, 10:
„Parasitum haec loqui apertum est“), liegt nicht nahe: zur Charakterisierung
des Parasiten paßt das Ablehnen von serviertem Essen nicht, umso weniger
die Appetitlosigkeit.
άπόσιτος ών Wahrscheinlich kausal; vielleicht auch konzessiv (vgl. hier
oben, Interpretation). Erklärt von den Zitatträgern als Synonym für άσιτος
scheint die Bedeutung von άπόσιτος zwischen einem neutralen ,wer nichts
ißt / gegessen hat“ (offenbar nur in Luc. Hist, conscr. 21 ούκ είδώς ότι τό μεν
πάθος εκείνο πάν τριών οίμαι ήμερων έγένετο, άπόσιτοι δε και ές έβδόμην
διαρκοϋσιν οί πολλοί; vgl. auch De luct. 24) und einem nuancierteren ,wer
sich vom Essen (freiwillig) fernhält, keinen Appetit hat“ zu schwanken.
Letztere Bedeutung, welche die bei weitem meisten Belege haben (oft mit
Gen. konstruiert), gehört eindeutig zur medizinischen Fachsprache (zahl-
reiche Belege v.a. im hippokratischen Corpus und bei Galen; derselbe Usus
auch in Plut. Quaest. conv. 635c. 687d; technisch ebenfalls die άποσιτίαΛη
Appetitlosigkeit, Anorexie“). Eine ähnliche Differenzierung etwa in Lex.
syn. Diff. verb. α 46 (άσιτος μεν έστιν ό μηδέν φαγών, άπόσιτος δε ό διά
τινα άσχολίαν μή φαγών). Ob der laut LSJ s.v. auf Philonides beschränkte
Sinn von hungrig legitim ist, bleibe dahingestellt; passender scheint eher eine
Wiedergabe mit appetitlos zu sein. Unter den lexikographischen Definitionen
vgl. Poll. VI 41 (άπόσιτος ό άπεστραμμένος άπό σιτίων), Phot, α 2633 = Sud.