Einleitung
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pretation, S. 53-4). Ob Aristophanes für den epirrhematischen Agon der
Wolken (Ar. Nub. 961-2) von ihm inspirierte wurde, sei dahingestellt (vgl. zu
fr. 1, Interpretation, S. 54). Auf sichererem Boden scheint sich die Übernahme
des sophistisch anmutenden Verbs διασκανδικίζειν durch Aristophanes (Ar.
Equ. 19) zu bewegen, das Telekleides ad hoc für Euripides kreiert haben dürfte
(fr. 40,2). Möglich ist überdies ein Einfluß auf Ar. Ach. 530 in der Verwendung
des Epithetons Olympier für Perikies (fr. 18). Im Ganzen sind weder antike
Urteile über Telekleides oder dessen Komödien noch sonstige Bezeugungen
auf uns gekommen, aus denen sich Rückschlüsse auf seine Beurteilung bei
Zeitgenossen und späteren Rezipienten ziehen ließen. Die einzige Stelle in-
nerhalb der römischen Literatur, welche eine Ähnlichkeit zu einem Ausdruck
des Telekleides aufweist, ist Lucil. fr. 978 Marx (et circum uolitant ficedula,
turdi, / curati os cocti-, vgl. hier unten, zu fr. 1,12), wobei von Imitation indes
keine Rede sein kann. In der Neuzeit und Moderne wiederum ist die lediglich
sporadische literarische Rezeption des Telekleides ausschließlich mit seiner
Darstellung des Schlaraffenlandes“ in fr. 1 verbunden. Zwei der höchst sel-
tenen Beispiele aus der deutschsprachigen Literatur können davon ein Bild
vermitteln:
Chr. Μ. Wieland, Die Geschichte der Abderiten (1774), Buch 1, Kap. 10:
„Ich erinnere mich in den Amphiktyonen des Teleklides eine ähnliche Beschreibung
des goldnen Alters gelesen zu haben“, - sagte Frau Salabanda [...] „Ein Land, wo ewiger
Friede herrscht, und wo alle Menschen in gleichem Grade frei und glücklich sind; wo
das Gute nicht mit dem Bösen vermischt ist, Schmerz nicht an Wollust und Tugend
nicht an Untugend grenzt, wo lauter Schönheit, lauter Ordnung, lauter Harmonie ist;
- mit einem Wort, ein Land, wie Ihre Moralisten den ganzen Erdboden haben wollen, ist
entweder ein Land, wo die Leute keinen Magen und keinen Unterleib haben, oder es muß
schlechterdings das Land sein, das uns Teleklides schildert, aus dessen Amphiktyonen
ich (wie die schöne Salabanda sehr wohl bemerkt hat) meine Beschreibung genommen
habe.“
Alexander Moszkowski, Die Inseln der Weisheit (1922), Kap. 9:
Was ihnen vorschwebt, ist die Verwirklichung der Phantasien, die wir in antiken Autoren
vorgebildet finden; zumal im Athenäus, Teleklides und Lukian. Vergegenwärtigen wir
uns eine derartige Beschreibung, eine unter zahllosen, die uns Kunde davon geben, daß
die Altklassiker niemals aufgehört haben, Schlaraffenbilder zu entwerfen: Die ganze
Inselflur, so etwa heißt es dort, prangt mit Blumen und zahmen Gewächsen aller Art
und ist beschattet von fröhlichen Bäumen, die ihre eigene Lust in die Welt hinaus-
jauchzen. Die Weinrebe trägt zwölf mal des Jahres, die Granatbäume noch öfter, da sie
in manchem Monat zweimalige Fruchternte gewähren. Statt des Weizens schießen fer-
tige Brote gleich Schwämmen in die Ähren. Zur Ergänzung des Wasserregens sprudeln
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pretation, S. 53-4). Ob Aristophanes für den epirrhematischen Agon der
Wolken (Ar. Nub. 961-2) von ihm inspirierte wurde, sei dahingestellt (vgl. zu
fr. 1, Interpretation, S. 54). Auf sichererem Boden scheint sich die Übernahme
des sophistisch anmutenden Verbs διασκανδικίζειν durch Aristophanes (Ar.
Equ. 19) zu bewegen, das Telekleides ad hoc für Euripides kreiert haben dürfte
(fr. 40,2). Möglich ist überdies ein Einfluß auf Ar. Ach. 530 in der Verwendung
des Epithetons Olympier für Perikies (fr. 18). Im Ganzen sind weder antike
Urteile über Telekleides oder dessen Komödien noch sonstige Bezeugungen
auf uns gekommen, aus denen sich Rückschlüsse auf seine Beurteilung bei
Zeitgenossen und späteren Rezipienten ziehen ließen. Die einzige Stelle in-
nerhalb der römischen Literatur, welche eine Ähnlichkeit zu einem Ausdruck
des Telekleides aufweist, ist Lucil. fr. 978 Marx (et circum uolitant ficedula,
turdi, / curati os cocti-, vgl. hier unten, zu fr. 1,12), wobei von Imitation indes
keine Rede sein kann. In der Neuzeit und Moderne wiederum ist die lediglich
sporadische literarische Rezeption des Telekleides ausschließlich mit seiner
Darstellung des Schlaraffenlandes“ in fr. 1 verbunden. Zwei der höchst sel-
tenen Beispiele aus der deutschsprachigen Literatur können davon ein Bild
vermitteln:
Chr. Μ. Wieland, Die Geschichte der Abderiten (1774), Buch 1, Kap. 10:
„Ich erinnere mich in den Amphiktyonen des Teleklides eine ähnliche Beschreibung
des goldnen Alters gelesen zu haben“, - sagte Frau Salabanda [...] „Ein Land, wo ewiger
Friede herrscht, und wo alle Menschen in gleichem Grade frei und glücklich sind; wo
das Gute nicht mit dem Bösen vermischt ist, Schmerz nicht an Wollust und Tugend
nicht an Untugend grenzt, wo lauter Schönheit, lauter Ordnung, lauter Harmonie ist;
- mit einem Wort, ein Land, wie Ihre Moralisten den ganzen Erdboden haben wollen, ist
entweder ein Land, wo die Leute keinen Magen und keinen Unterleib haben, oder es muß
schlechterdings das Land sein, das uns Teleklides schildert, aus dessen Amphiktyonen
ich (wie die schöne Salabanda sehr wohl bemerkt hat) meine Beschreibung genommen
habe.“
Alexander Moszkowski, Die Inseln der Weisheit (1922), Kap. 9:
Was ihnen vorschwebt, ist die Verwirklichung der Phantasien, die wir in antiken Autoren
vorgebildet finden; zumal im Athenäus, Teleklides und Lukian. Vergegenwärtigen wir
uns eine derartige Beschreibung, eine unter zahllosen, die uns Kunde davon geben, daß
die Altklassiker niemals aufgehört haben, Schlaraffenbilder zu entwerfen: Die ganze
Inselflur, so etwa heißt es dort, prangt mit Blumen und zahmen Gewächsen aller Art
und ist beschattet von fröhlichen Bäumen, die ihre eigene Lust in die Welt hinaus-
jauchzen. Die Weinrebe trägt zwölf mal des Jahres, die Granatbäume noch öfter, da sie
in manchem Monat zweimalige Fruchternte gewähren. Statt des Weizens schießen fer-
tige Brote gleich Schwämmen in die Ähren. Zur Ergänzung des Wasserregens sprudeln