Πρύτανεις (Prytaneis)
,Die Prytanen“
Datierung: 427 (?)-422 (?) v.Chr.
Die Prytanen waren die 50 Mitglieder der 500-köpfigen Boule in Athen, die
eine kollegiale und turnusmäßig wechselnde Vorstandsfunktion innehatten.
Seit etwa 450 v.Chr. (IG I3 10) stammten die 50 Prytanen aus jeder der zehn
Phylen, wobei sie jeweils für 35 bzw. 36 Tage (d.h. 1/10, später 1/12 eines
Jahres) in einem geschäftsführenden Ausschuß amtierten, um sodann von
den nächsten 50 Mitgliedern einer anderen Phyle abgelöst zu werden (vgl.
Rhodes 19852, 16-25). Das Wort (dor., ion., att.) gehört zum kleinasiatisch-
ägäischen Bestandteil der griechischen staatsrechtlichen Terminologie und
ist somit etwa mit basileus, anax, tyrannos vergleichbar (vgl. Frisk GEW,
s.v.). Wiedergeben läßt sich der Begriff mit Vorsitzende“ bzw. ,oberste Ma-
gistrate“: zu den Vorstandsfunktionen gehörte die Einberufung und Leitung
der Zusammenkünfte von Boule und Ekklesia sowie die Organisation der
Alltagsgeschäfte dieser Institutionen (vgl. Aristot. Ath. pol. 43,2-4, Dem.
18,169-70). Während der Amtsperiode ihrer Prytanie wohnten und speisten
die Mitglieder in der Tholos oder Skias beim Bouleuterion auf der westlichen
Seite der Agora (ein Drittel von ihnen übernachtete auch dort). Insbesondere
zur Zeit der athenischen Vorherrschaft im Attisch-Delischen Seebund gewan-
nen die athenischen Prytanen an Macht und erhielten weitere Verwaltungs-
und Kontrollfunktionen (vgl. Weiwei 2001, 495).
In der Alten Komödie sind die Prytanen nicht selten anzutreffen. In Ar. Ach.
23-6 kommen sie verspätet zur Versammlung und streiten sich um die besten
Sitzplätze (vgl. vv. 40-2), ohne sich um den Frieden zu kümmern (ειρήνη 6’
όπως / εσται προτιμώσ’ ούδέν. ώ πόλις πόλις, νν. 26-7; vgl. Olson 2002, zu
Ar. Ach. 23. 54); Anreden an sie, wie in Ach. 56-8 (ώνδρες πρυτάνεις, αδικείτε
τήν εκκλησίαν, / τον άνδρ’ άπάγοντες οστις ήμϊν ήθελε / σπονδάς ποήσαι καί
κρεμάσαι τάς ασπίδας, wo Dikaiopolis bei den Prytanen gegen die Entfernung
des Amphitheos von der Pnyx protestiert) lassen sich an die im Theater sitzen-
den Prytanen eher richten als an auf der Bühne anwesende Figuren (vgl. Storey
III 298 und Ar. Pac. 887 βουλή, πρυτάνεις, όράτε τήν Θεωρίαν). In Ar. Equ.
624-82 wird ein Treffen der Boule beschrieben, bei welchem auch die Prytanen
eine Rolle spielen; ein Prytanis tritt als vierter Schauspieler in Thesm. 923-44
auf. Anhand der aristophanischen Stellen - speziell des Hinweises im zitierten
Ar. Ach. 26-7, der Frieden gehöre nicht zu ihren ersten Gedanken - könnten
die Prytanen, die in Telekleides’ Komödie den Chor gebildet haben dürften,
auch in dieser Komödie reichlichen Stoff für eine politisch (pazifistisch?) orien-
tierte Komödie bieten. Ob im Attischen des 5. Jhs. v.Chr. das Wort prytanis
,Die Prytanen“
Datierung: 427 (?)-422 (?) v.Chr.
Die Prytanen waren die 50 Mitglieder der 500-köpfigen Boule in Athen, die
eine kollegiale und turnusmäßig wechselnde Vorstandsfunktion innehatten.
Seit etwa 450 v.Chr. (IG I3 10) stammten die 50 Prytanen aus jeder der zehn
Phylen, wobei sie jeweils für 35 bzw. 36 Tage (d.h. 1/10, später 1/12 eines
Jahres) in einem geschäftsführenden Ausschuß amtierten, um sodann von
den nächsten 50 Mitgliedern einer anderen Phyle abgelöst zu werden (vgl.
Rhodes 19852, 16-25). Das Wort (dor., ion., att.) gehört zum kleinasiatisch-
ägäischen Bestandteil der griechischen staatsrechtlichen Terminologie und
ist somit etwa mit basileus, anax, tyrannos vergleichbar (vgl. Frisk GEW,
s.v.). Wiedergeben läßt sich der Begriff mit Vorsitzende“ bzw. ,oberste Ma-
gistrate“: zu den Vorstandsfunktionen gehörte die Einberufung und Leitung
der Zusammenkünfte von Boule und Ekklesia sowie die Organisation der
Alltagsgeschäfte dieser Institutionen (vgl. Aristot. Ath. pol. 43,2-4, Dem.
18,169-70). Während der Amtsperiode ihrer Prytanie wohnten und speisten
die Mitglieder in der Tholos oder Skias beim Bouleuterion auf der westlichen
Seite der Agora (ein Drittel von ihnen übernachtete auch dort). Insbesondere
zur Zeit der athenischen Vorherrschaft im Attisch-Delischen Seebund gewan-
nen die athenischen Prytanen an Macht und erhielten weitere Verwaltungs-
und Kontrollfunktionen (vgl. Weiwei 2001, 495).
In der Alten Komödie sind die Prytanen nicht selten anzutreffen. In Ar. Ach.
23-6 kommen sie verspätet zur Versammlung und streiten sich um die besten
Sitzplätze (vgl. vv. 40-2), ohne sich um den Frieden zu kümmern (ειρήνη 6’
όπως / εσται προτιμώσ’ ούδέν. ώ πόλις πόλις, νν. 26-7; vgl. Olson 2002, zu
Ar. Ach. 23. 54); Anreden an sie, wie in Ach. 56-8 (ώνδρες πρυτάνεις, αδικείτε
τήν εκκλησίαν, / τον άνδρ’ άπάγοντες οστις ήμϊν ήθελε / σπονδάς ποήσαι καί
κρεμάσαι τάς ασπίδας, wo Dikaiopolis bei den Prytanen gegen die Entfernung
des Amphitheos von der Pnyx protestiert) lassen sich an die im Theater sitzen-
den Prytanen eher richten als an auf der Bühne anwesende Figuren (vgl. Storey
III 298 und Ar. Pac. 887 βουλή, πρυτάνεις, όράτε τήν Θεωρίαν). In Ar. Equ.
624-82 wird ein Treffen der Boule beschrieben, bei welchem auch die Prytanen
eine Rolle spielen; ein Prytanis tritt als vierter Schauspieler in Thesm. 923-44
auf. Anhand der aristophanischen Stellen - speziell des Hinweises im zitierten
Ar. Ach. 26-7, der Frieden gehöre nicht zu ihren ersten Gedanken - könnten
die Prytanen, die in Telekleides’ Komödie den Chor gebildet haben dürften,
auch in dieser Komödie reichlichen Stoff für eine politisch (pazifistisch?) orien-
tierte Komödie bieten. Ob im Attischen des 5. Jhs. v.Chr. das Wort prytanis