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Αψευδείς (Apseudeis)
,Die Ehrlichen“

Datierung: nach 426 v.Chr. (?).
Die Titelform Αψευδείς ist nur bei Pollux bezeugt (fr. 13), bei dem die
tradierte Lesart Ψευδείς von Kuhn verbessert wurde (Meineke I 86). Die
Autorschaft war bereits in der Antike umstritten (vgl. zu fr. 58; Meineke V
30-1: „Simul ex his [d.h. aus fr. 12] intellegitur Αψευδείς pro spuria Teleclidis
fabula fuisse habitam; unde suspicor ad eandem referendum esse Inc. fab.
fragment. XVI [d.h. fr. 58]“; die beiden Fragmente werden auch bei Körte
1934, 323,6-11 und Schmid 1.4 95 A. 12 miteinander verbunden; vgl. Kaibel
1889, 46: „War ein Drama nicht aufgeführt, stand also nicht in den Didaskalien
verzeichnet, so war man auf das Zeugniss der Handschrift allein angewiesen.
Wenn diese keinen Verfasser angab, so wird man versucht haben, aus inneren
Gründen, aus der Art der Erfindung oder aus dem Geist der Sprache den
Verfasser zu ermitteln: das war ein gefährliches Unterfangen, aber die Kunst
des Entsagens war schwer. Die Apseudeis scheinen nur durch Vermuthung
dem Telekleides zugeschrieben worden zu sein“).
Die Debatte über die Echtheit der Apseudeis, die der Attizist Phrynichos
(2. Jh. n.Chr.) nahelegt, dürfte schwierig er selbst ausgelöst haben: generell
interessiert er sich nicht für Komödien zweifelhafter Echtheit (vgl. Sonnino
2013). Es ist denkbar, daß bereits alexandrinische Philologen die Echtheit (wohl
aus sprachstilistischen Gründen) in Frage gestellt haben, und Phrynichos dies
schlicht aufgegriffen hat, um einen Beleg für ein von ihm nicht anerkann-
tes Wort zu diskreditieren. Dabei fällt auf, daß gerade der Zitatträger zweier
der vier überlieferten Fragmente (fr. 11. 13) dieser Komödie (der einzigen des
Telekleides, aus der etwa Athenaios kein Zitat anführt), der mit Phrynichos
rivalisierende Pollux ist.106 Ob daraus zu schließen sei, daß Phrynichos explizit
für die Unechtheit, Pollux hingegen dezidiert für deren Echtheit plädierte, ist
unsicher.
Das Stück wurde gemeinhin um die Zeit des Beginns des Peloponnesischen
Krieges datiert, und zwar aufgrund der Präsenz des kömödoumenos Morychos
(vgl. fr. 12), der nicht viel später als um das J. 426 v.Chr. eine Gesandtschaft der
Athener zum Perserkönig führte (schol. Ar. Ach. 61 πρέσβεις δε ούτοί είσιν

106 Zu Pollux als Quelle der Komiker vgl. Arnott 2000, 8-9; zu Pollux’ Onomastikon als
Bezeugung (auch in der Wahl der onomastischen statt der alphabetischen Struktur)
für die Kontroverse zwischen dem rigiden Purismus des Attizisten Phrynichos und
einem etwas moderateren Attizismus vgl. zuletzt Tosi 2007, 5-8 (für die Rivalität
plädierte bereits Naechster 1908,47-87; gegen diese Auffassung Slater 1977, 260-1).
 
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