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Telekleides

οί περί τον Μόρυχον έμπλησθέντες τρυφής): obwohl in schol. Thuc. II7 nicht
die Athener, sondern die Lakedaimonier Gesandte zu den Persern schicken,
geht aus Ar. Vesp. 1136-42 (mit schol.) hervor, daß dies auch für die Athener
galt (vgl. Bergk 1838, 345, Meineke V 30-1 = Add. zu II 366, Meineke II 970
und Kock 1212; nach Muhl 1881, 77 entzieht sich diese Komödie einer näheren
zeitlichen Bestimmung; zur Datierung vgl. auch Kaibel in Kassel-Austin VII
673: „apparet fabulam non nimio post a. 426 scriptam esse, quo anno Morychus
legatus ad Persarum regem missus erat, cf. Schol. Ar. Ach. 61 et Vesp. 1142“,
Schmid 1.4 97 und Geißler 1925b, 26. 29-30; Storey 1988, 381 spricht von ca.
420 v.Chr.; willkürlich ist eine Datierung in den März 415 durch Edmonds 1187,
der hinter den Apseudeis Informanten gegen die Mysterien-Frevler erkennen
will; vgl. Atkinson 1992, 63, der bezüglich des in Edmonds 1193 den Apseudeis
zugewiesenen fr. 44 diese Datierung grundsätzlich nicht in Frage stellt).
Die Bedeutung des Adj. αψευδής ist ,ohne Lügen, ehrlich“. Bezeugt ist
es seit Hesiod (Hes. Theog. 233-4 Νηρέα δ’ άψευδέα καί άληθέα γείνατο
Πόντος / πρεσβύτατον παίδων; in Pind. Ρ. 1,86 ist der Sinn ,unverdorben“)
und wird zumeist in bezug auf Orakel und divinatorische Angelenheiten ge-
sagt (Hdt. I 49,1 μαντήιον αψευδές, II 152,3 μαντήιον άψευδέστατον, II 174,2
άψευδέα μαντήια; Aesch. Sept. 24-6 νυν δ’ ώς ό μάντις φησίν, οιωνών βοτήρ, /
[...] / χρηστηρίους όρνιθας άψευδεΐ τέχνη, Cho. 559 άναξ Απόλλων, μάντις
άψευδής τό πριν, fr. 350,5-6 R. κάγώ τό Φοίβου θειον άψευδές στόμα / ήλπιζον
είναι, μαντική βρύον τέχνη; Eur. ΙΤ 1253-4 τρίποδί τ’ έν χρυσέω θάσσεις,
έν άψευδεΐ θρόνω / μαντείας βροτοΐς θεσφάτων νέμων, Suppl. 869 άψευδές
ήθος, bezogen auf den Charakter des Kapaneus); in der Komödie Cratin. fr.
505 [dub.] (τον θεόν δ’ έμοϋ κλύων σέβε, / ώς όντα μάντιν άψευδέτατον)
und Ar. fr. 789 (άψευδοϋντες).
Dieser überwiegend relativ homogene Usus des Adj. in der Literatur des
5. Jhs. v.Chr. eröffnet eine interessante Perspektive auf einen denkbaren
Bezug des Titels. In einer Komödie, deren erhaltene Fragmente sonst keine
Rückschlüsse auf das Thema ziehen lassen, könnten die apseudeis die Manteis
sein, da Wahrsager und Orakeldeuter zu einer beliebten Kategorie von kömö-
doumenoi in der Archaia gehören; Telekleides selbst hat einen bedeutenden
Vertreter der Kategorie verspottet (Diopeithes in fr. 7). Natürlich würde ein
Komödientitel wie Die Ehrlichen, auf die Wahrsager bezogen, nur ironisch
zu verstehen sein. Zwar zählen zu den professionellen Wahrsagern in der
Komödie lediglich Amphoteres, Stilbides und Hierokles (vgl. Sommerstein
1996, 348), doch umfaßt die Kategorie desgleichen den erwähnten Diopeithes
und Lampon (vgl. Sommerstein 1996, 344; bezüglich der Wahrsager in der
Komödie vgl. auch Froehde 1898, 108-10). Die divinatorische Sphäre gehört
auch anderwärts zu den Zielscheiben des Spottes der Archaia (für die Manteis
 
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