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Telekleides
hunderte von Quellen, die Honig und Salböl liefern. Sieben Ströme mit Milch und acht
mit Wein durchfluten die Insel. Quadern von Gold dienen als Baumaterial der Stadt,
die von einer smaragdnen Ringmauer umgürtet wird. Ihre sieben Tore sind sämtlich
aus Zimtholz und das Pflaster aller Straßen und öffentlichen Plätze aus Elfenbein. Die
Tempel sind aus Beryll erbaut, deren Altäre aus Amethyst geschnitten. Die Bäder sind
prächtige Paläste aus Kristall, in den Badewannen rieselt eine aus Naturtau gewonnene
mit Rosenholz angeheizte Flüssigkeit...
4. Themen und Motive
Aus den spärlichen Fragmenten, die unter Telekleides’ Namen überliefert sind,
geht ein für die Archaia typisches Interesse für zwei Schwerpunkte hervor: po-
litische Aktualität und literarische Polemik. Die große Zahl von kömödoumenoi
in den erhaltenen Fragmenten reflektiert zumeist diese Schwerpunktsetzung
und stimmt darin mit der traditionellen Motivik der Archaia deckungsgleich
überein. Mythologische Themen jedoch scheinen kaum eine Rolle gespielt zu
haben, mindestens nicht in Form dezidiert mythologischer Komödien, die in
seiner Generation namentlich für Kratinos, Kailias oder Hermippos bezeugt
sind (zu diesen Angaben, vgl. hier unten, S. 45 A. 34). Selbst dort, wo ein my-
thologisches Sujet aufgrund des Stücktitels zumindest vorstellbar wäre - etwa
in den Amphiktyones mag eher die politische Aktualität im Vordergrund
gestanden haben. Der in test. 5,2 einst vermutete Titel Eume[niden (welcher
ein mythologisches Thema assoziativ nahegelegt hätte) ist längst durch eine
schwer zu ergänzende Titelform Symp[ verdrängt worden.
Die Resonanz, welche das bei weitem längste fr. 1 mit seiner Darstellung
eines utopischen Schlaraffenlandes“ erfahren hat, läuft Gefahr, ein verfäl-
schtes Bild des Telekleides v.a. in der modernen Rezeption zu zeichnen. Die
Vorstellung eines utopistischen Komikers sieht vom konkreten Inhalt der
meisten erhaltenen Fragmente völlig ab, die einen durchaus politischen und
realitätsnahen Dichter widerspiegeln - einen Komiker, dessen dichterisches
Schaffen sich im Sinne des gleichsam politischsten Stranges der Archaia
thematisch hauptsächlich vom athenischen Alltag nährt. Hierfür reichte
es hin, diejenigen Fragmente heranzuziehen, die etwa eine diagnostische
Darstellung der perikleischen Herrschaft, einen scheinbar unbefangenen
Umgang mit den schärfsten Mitteln des onomasti kömödein und schließlich
einen pointierten Einblick in die brisantesten Debatten der athenischen
Kultur dokumentieren. In diesem Zusammenhang sei insbes. auf die wohl
zum ersten Mal belegbare Assimilation der euripideischen Tragödie mit der
sokratischen und sophistischen Denkweise hingewiesen (fr. 40. 41. 42. 43),
Telekleides
hunderte von Quellen, die Honig und Salböl liefern. Sieben Ströme mit Milch und acht
mit Wein durchfluten die Insel. Quadern von Gold dienen als Baumaterial der Stadt,
die von einer smaragdnen Ringmauer umgürtet wird. Ihre sieben Tore sind sämtlich
aus Zimtholz und das Pflaster aller Straßen und öffentlichen Plätze aus Elfenbein. Die
Tempel sind aus Beryll erbaut, deren Altäre aus Amethyst geschnitten. Die Bäder sind
prächtige Paläste aus Kristall, in den Badewannen rieselt eine aus Naturtau gewonnene
mit Rosenholz angeheizte Flüssigkeit...
4. Themen und Motive
Aus den spärlichen Fragmenten, die unter Telekleides’ Namen überliefert sind,
geht ein für die Archaia typisches Interesse für zwei Schwerpunkte hervor: po-
litische Aktualität und literarische Polemik. Die große Zahl von kömödoumenoi
in den erhaltenen Fragmenten reflektiert zumeist diese Schwerpunktsetzung
und stimmt darin mit der traditionellen Motivik der Archaia deckungsgleich
überein. Mythologische Themen jedoch scheinen kaum eine Rolle gespielt zu
haben, mindestens nicht in Form dezidiert mythologischer Komödien, die in
seiner Generation namentlich für Kratinos, Kailias oder Hermippos bezeugt
sind (zu diesen Angaben, vgl. hier unten, S. 45 A. 34). Selbst dort, wo ein my-
thologisches Sujet aufgrund des Stücktitels zumindest vorstellbar wäre - etwa
in den Amphiktyones mag eher die politische Aktualität im Vordergrund
gestanden haben. Der in test. 5,2 einst vermutete Titel Eume[niden (welcher
ein mythologisches Thema assoziativ nahegelegt hätte) ist längst durch eine
schwer zu ergänzende Titelform Symp[ verdrängt worden.
Die Resonanz, welche das bei weitem längste fr. 1 mit seiner Darstellung
eines utopischen Schlaraffenlandes“ erfahren hat, läuft Gefahr, ein verfäl-
schtes Bild des Telekleides v.a. in der modernen Rezeption zu zeichnen. Die
Vorstellung eines utopistischen Komikers sieht vom konkreten Inhalt der
meisten erhaltenen Fragmente völlig ab, die einen durchaus politischen und
realitätsnahen Dichter widerspiegeln - einen Komiker, dessen dichterisches
Schaffen sich im Sinne des gleichsam politischsten Stranges der Archaia
thematisch hauptsächlich vom athenischen Alltag nährt. Hierfür reichte
es hin, diejenigen Fragmente heranzuziehen, die etwa eine diagnostische
Darstellung der perikleischen Herrschaft, einen scheinbar unbefangenen
Umgang mit den schärfsten Mitteln des onomasti kömödein und schließlich
einen pointierten Einblick in die brisantesten Debatten der athenischen
Kultur dokumentieren. In diesem Zusammenhang sei insbes. auf die wohl
zum ersten Mal belegbare Assimilation der euripideischen Tragödie mit der
sokratischen und sophistischen Denkweise hingewiesen (fr. 40. 41. 42. 43),