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Ήσίοδοι (fr. 22)

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fr. 22 K.-A. (20 K.)
Antiatt. p. 91,4 διενεγκεϊν· άντί τοΰ προσπαλαίειν. Τηλεκλείδης (τημ- cod.)
Ήσιόδοις (-ω cod.)
dienenkein (,differieren'): statt ,s t r e i t e n‘. Telekleides in den Hesiodoi
Metrum Ungewiß (^—).
Zitatkontext Die Glossen des Antiatticista zeugen mancherorts von einer le-
bendigen Auseinandersetzung mit dem Attizisten Phrynichos (in seiner Ekloge
stimmen zahlreiche Lemmata mit dem Antiatticista überein, wobei dessen
Deutungen regelmäßig widerlegt werden: vgl. Fischer 1974, 39-41). In diesem
Fall gibt es keine Anhaltspunkte für eine etwaige Polemik. Das Verb διαφέρειν
kommt bei Phrynichos zweimal vor (Phryn. Ecl. 353 F. τίνι διαφέρει τόδε και
τόδε· ού χρή οϋτω λέγειν κατά δοτικήν πτώσιν, άλλα τί διαφέρει, καθά και
Δημοσθένης [Dem. 22,55] φησίν ,,τί δοϋλον ή έλεύθερον είναι διαφέρει“, λέγε
ούν τί διαφέρει; in Praep. soph. ρ. 63,8 διενέγκειε καί διενέγκοι sind allein die
Optativformen Gegenstand des Interesses), was sich jedoch keineswegs mit
der isolierten Glosse des Antiatticista in Zusammenhang bringen läßt.
Interpretation Das Verb wurde deshalb für verdächtig gehalten, weil die
beim Antiatticista angegebene Bedeutung (προσπαλαίειν „wrestle or struggle
with“, LSJ s.v.) die Medialform erforderte (Kaibel in Kassel-Austin z.St.: „ver-
bum suspectum: nec διενεγκεϊν activum idem esse potest ac διαφέρεσθαι nec
si maxime possit impugnandi vim habeat“), wie es in Antiatt. p. 89,22 der Fall
ist (διενεχθήναι· άντί τού μάχεσθαι. ’Άμφις Σαπφοϊ = Amph. fr. 32 [SapphÖ]·,
vgl. Heraclit. 22 A 72 D.-K., Hdt. 1173,2, Plat. Euthphr. 7b). Ein Beleg für das
Aktiv in dieser Bedeutung findet sich erst im 3. Jh. n.Chr. in P. Par. 69B10 (οί
διαφέροντες ,die Streitenden'; als „the parties, litigants“ gibt es LSJ s.v. wieder
als einzig weiteren Beleg neben Telekleides, wo das Verb „quarrel, struggle“
bedeutet). Ein Vergleich mit διαλαβεϊν, etwa in Ar. Equ. 262 (διαλαβών ist
Konjektur von Casaubon für das tradierte διαβαλών, das Wilson 2007a beibe-
hält), wurde von Kock 1215 erwogen (zu diesem Verb in agonistischem Sinn
vgl. Campagner 2001, 115-6).
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