Incertarum fabularum fragmenta (fr. 43)
209
(vgl. Bridgman 2005, 56): 1) Zeus war Vater des Apollon; 2) da sich bereits
vor dem Peloponnesischen Krieg der pythische Apollon (d.h. die Orakelstätte
Delphi) den Athenern mißgünstig zeigte, wandten sich diese mehr und mehr
der dodonäischen Orakelstätte zu; 3) Dodona selbst wurde gelegentlich unter
den Hyperboreern lokalisiert (wie im erwähnten I/ias-Scholion; zur Bedeutung
Dodonas auf dem hyperboreischen Weg vgl. Biancucci 1973, 210-5; zur dodonä-
ischen Eiche und der mit ihr verbundenen Prophezeiung vgl. auch Eur. fr. 367.
fr. 368 Kn., mit Sonnino 2010, 218-24).
ύπερβόρεον Die Hyperboreer, mythische Einwohner eines im Norden lo-
kalisierten Landes (paretymologisch gedeutet als ,die jenseits des [Nordwinds]
Boreas Wohnenden“, vielleicht ,die jenseits der Berge Wohnenden“ aus einer
Etymologie von Boreas als ,Bergwind“, nach einem aus verschiedenen idg.
Wörtern rekonstruierbaren Wort für ,Berg“: vgl. Frisk GEW, s.v.), sollen heilige
Gegenstände, in Weizengarben eingebunden, zu den Skythen gebracht haben,
von denen sie an die jeweiligen Grenzvölker weitergegeben wurden, bis sie
endlich nach Delos gelangten: seither besteht die enge Verbindung zu Apollon
(vgl. Hdt. IV 33-5; erste Belege in Hes. Cat. fr. 150,21 M.-W. und h.Bacch.
29; vgl. auch das Paian-Fragment Ale. fr. 307c V, Arist. PEG fr. 2 Bern, und
Pind. P. 10,30, wo ihr Land nur Göttern und Heroen zugänglich ist; vgl. auch
I. 6,23 und O. 3,14). Dieser Geschichte liegt der einzig weitere Beleg in der
Komödie zugrunde: Cratin. fr. 24 [Deliades] (Υπερβορείους αίθρια τιμώντας
στέφη ,die Hyperboreer, die himmelshelle [?] Kränze verehren“; vgl. Luppe
1963, 30-3, der jedoch unberechtigterweise skeptisch gegenüber einem Bezug
zu den Gaben der Hyperboreer an Delos ist). Wie andere Randvölker (z.B.
die Aithiopen) wurden auch sie zu einem glückseligen, götternahen und in
paradiesischen Verhältnissen lebenden Volk idealisiert, indem sich ihr Status
durch orphisch-pythagoreische Lehren den Vorstellungen der Insel der Seligen
und des Elysion annäherte (vgl. Ambühl 1998 und Bridgman 2005, 47-64): mit
diesem Ruf der Glückseligkeit hängt der Sinn des einzigen Belegs des Adj.
ύπερβόρεος im 5. Jh. v.Chr. neben Telekleides zusammen: Aesch. Cho. 373-4
(μεγάλης δέ τύχης και ύπερβορέου / μείζονα φωνεϊς), wo von einem nahezu
sprichwörtlichen hyperboreischen Glück die Rede ist.
δρύν Das Wort δρυς ,Baum“ und speziell die ,Eiche“ (seit Hom. M 132;
als Zeus-heilige Pflanze in Dodona seit Hom. ξ 328; vgl. Thphr. Hist, plant. III
8,2, Caus. plant. II 9,2) ist ursprünglich maskulin (so laut dem zitierten schol.
Ar. Nub. 402b noch in den peloponnesischen Dialekten, mit der Ausnahme des
Arkadischen: vgl. Schwyzer-Debrunner II37 A. 2; vgl. auch IG IX. 1 485,5), wo-
bei sich die Feminin-Bildung analog zu anderen Baumarten entwickelte (vgl.
Wackernagel 19282, 17 und Frisk GEW, s.v.). Für die Komödie vgl. Eup. fr. 13,4
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(vgl. Bridgman 2005, 56): 1) Zeus war Vater des Apollon; 2) da sich bereits
vor dem Peloponnesischen Krieg der pythische Apollon (d.h. die Orakelstätte
Delphi) den Athenern mißgünstig zeigte, wandten sich diese mehr und mehr
der dodonäischen Orakelstätte zu; 3) Dodona selbst wurde gelegentlich unter
den Hyperboreern lokalisiert (wie im erwähnten I/ias-Scholion; zur Bedeutung
Dodonas auf dem hyperboreischen Weg vgl. Biancucci 1973, 210-5; zur dodonä-
ischen Eiche und der mit ihr verbundenen Prophezeiung vgl. auch Eur. fr. 367.
fr. 368 Kn., mit Sonnino 2010, 218-24).
ύπερβόρεον Die Hyperboreer, mythische Einwohner eines im Norden lo-
kalisierten Landes (paretymologisch gedeutet als ,die jenseits des [Nordwinds]
Boreas Wohnenden“, vielleicht ,die jenseits der Berge Wohnenden“ aus einer
Etymologie von Boreas als ,Bergwind“, nach einem aus verschiedenen idg.
Wörtern rekonstruierbaren Wort für ,Berg“: vgl. Frisk GEW, s.v.), sollen heilige
Gegenstände, in Weizengarben eingebunden, zu den Skythen gebracht haben,
von denen sie an die jeweiligen Grenzvölker weitergegeben wurden, bis sie
endlich nach Delos gelangten: seither besteht die enge Verbindung zu Apollon
(vgl. Hdt. IV 33-5; erste Belege in Hes. Cat. fr. 150,21 M.-W. und h.Bacch.
29; vgl. auch das Paian-Fragment Ale. fr. 307c V, Arist. PEG fr. 2 Bern, und
Pind. P. 10,30, wo ihr Land nur Göttern und Heroen zugänglich ist; vgl. auch
I. 6,23 und O. 3,14). Dieser Geschichte liegt der einzig weitere Beleg in der
Komödie zugrunde: Cratin. fr. 24 [Deliades] (Υπερβορείους αίθρια τιμώντας
στέφη ,die Hyperboreer, die himmelshelle [?] Kränze verehren“; vgl. Luppe
1963, 30-3, der jedoch unberechtigterweise skeptisch gegenüber einem Bezug
zu den Gaben der Hyperboreer an Delos ist). Wie andere Randvölker (z.B.
die Aithiopen) wurden auch sie zu einem glückseligen, götternahen und in
paradiesischen Verhältnissen lebenden Volk idealisiert, indem sich ihr Status
durch orphisch-pythagoreische Lehren den Vorstellungen der Insel der Seligen
und des Elysion annäherte (vgl. Ambühl 1998 und Bridgman 2005, 47-64): mit
diesem Ruf der Glückseligkeit hängt der Sinn des einzigen Belegs des Adj.
ύπερβόρεος im 5. Jh. v.Chr. neben Telekleides zusammen: Aesch. Cho. 373-4
(μεγάλης δέ τύχης και ύπερβορέου / μείζονα φωνεϊς), wo von einem nahezu
sprichwörtlichen hyperboreischen Glück die Rede ist.
δρύν Das Wort δρυς ,Baum“ und speziell die ,Eiche“ (seit Hom. M 132;
als Zeus-heilige Pflanze in Dodona seit Hom. ξ 328; vgl. Thphr. Hist, plant. III
8,2, Caus. plant. II 9,2) ist ursprünglich maskulin (so laut dem zitierten schol.
Ar. Nub. 402b noch in den peloponnesischen Dialekten, mit der Ausnahme des
Arkadischen: vgl. Schwyzer-Debrunner II37 A. 2; vgl. auch IG IX. 1 485,5), wo-
bei sich die Feminin-Bildung analog zu anderen Baumarten entwickelte (vgl.
Wackernagel 19282, 17 und Frisk GEW, s.v.). Für die Komödie vgl. Eup. fr. 13,4