Incertarum fabularum fragmenta (fr. 46)
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sondern sie tun es nur, um euch diesen Dichter hier wegzunehmen“; vgl. Olson
2002, z.St. und schol. Ar. Ach. 653. 654b). Zwar dürfte die Verspottung eines
jüngeren Kollegen (Aristophanes) in einem wohl parabatischen Kontext in
der Archaia nichts Ungewöhnliches darstellen; auch eine direkte Rivalität
zwischen den beiden bereitet chronologisch keine Schwierigkeiten (über zehn
Jahre lang - der mögliche terminus post quem für das Ende von Telekleides’
Karriere ist 414 v.Chr., wozu vgl. fr. 44 - sollte sich Aristophanes mit ihm auf
den Bühnenwettkämpfen konfrontiert haben),188 insgesamt jedoch erscheint
das Bild eines Furunkels bzw. einer Geschwulst für Aristophanes’ Kahlheit
als sehr gewagt und generell liegt diese Identifikation keineswegs näher als
jene mit Perikies.189
νήσου Den Athenern war natürlich klar, daß es sich bei Aigina um eine
Insel handelt: ob nun in dieser Apposition eine besondere Pointe liegt, die den
Ausdruck nicht pleonastisch wirken ließe, hängt mit der oben vorgeschla-
genen Deutung zusammen (vgl. hier oben, Interpretation, S. 229; vgl. auch
Ar. Ach. 653-4 και τήν Αίγιναν άπαιτοϋσιν· και τής νήσου μέν εκείνης / ού
φροντίζουσ’).
χωρεΐ Die Konstruktion von χωρεϊν mit einem Gen. rei bzw. loci (mit
oder ohne Präpos. από bzw. έκ) ist bereits homerisch (Hom. N 723-4 νηών
άπο καί κλισιάων / Τρώες έχώρησαν προτί Ίλιον ήνεμόεσσαν, Σ 243-4 Τρώες
6’ αύθ’ έτέρωθεν από κρατερής ύσμίνης / χωρήσαντες) und im 5. Jh. v.Chr.
wohl auf die Tragödie beschränkt (Aesch. Eum. 180, Sept. 476, Soph. El. 1432),
was eine gewisse feierliche Note nahelegt und zu einer Rückkehr aus einer
militärischen Kampagne besonders gut passen würde.
δοθιήνος Ein δοθιήν (unklare Etymologie: vgl. Frisk GEW, s.v.) ist ein
,kleiner Abszeß“, ein ,Furunkel“. Weitere Belege in der Komödie für diesen
sonst v.a. in der medizinischen Literatur bezeugten Begriff (u.a. Hipp. Hum. 20,
Diosc. 1128,6) sind die zitierten Hermipp. fr. 30 [Theoi] und Ar. Vesp. 1172 (mit
schol.; vgl. hier oben, Interpretation, S. 228). Bei Poll. IV 190 zählt der δοθιήν
zu den äußerlich auftretenden Krankheiten (νοσήματα έξωθεν επιφαινόμενα
τοϊς σώμασι) und ist als ,kreisförmiger“ und ,kleiner Abszeß“ definiert (φύμα
περιφερές, απόστημα μικρόν), der nach dem Schnitt Eiter absondert (πυώδες
188 Das Argument von Körte 1934, 323,43-6 („Aristophanes nennt ihn weder in der
Parabase der Ritter 519ff. unter seinen Vorgängern, noch jemals unter seinen
Rivalen, vermutlich sind beide nicht mehr gleichzeitig tätig gewesen“) wird somit
stark entkräftet.
189 Eine dritte Identifikation wurde von Wade-Gery 1958, 244 anvisiert, der mögliche
aiginetische Bezüge zu Thukydides Sohn des Meiesias nennt; vgl. auch Davies 1971,
231. 236.
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sondern sie tun es nur, um euch diesen Dichter hier wegzunehmen“; vgl. Olson
2002, z.St. und schol. Ar. Ach. 653. 654b). Zwar dürfte die Verspottung eines
jüngeren Kollegen (Aristophanes) in einem wohl parabatischen Kontext in
der Archaia nichts Ungewöhnliches darstellen; auch eine direkte Rivalität
zwischen den beiden bereitet chronologisch keine Schwierigkeiten (über zehn
Jahre lang - der mögliche terminus post quem für das Ende von Telekleides’
Karriere ist 414 v.Chr., wozu vgl. fr. 44 - sollte sich Aristophanes mit ihm auf
den Bühnenwettkämpfen konfrontiert haben),188 insgesamt jedoch erscheint
das Bild eines Furunkels bzw. einer Geschwulst für Aristophanes’ Kahlheit
als sehr gewagt und generell liegt diese Identifikation keineswegs näher als
jene mit Perikies.189
νήσου Den Athenern war natürlich klar, daß es sich bei Aigina um eine
Insel handelt: ob nun in dieser Apposition eine besondere Pointe liegt, die den
Ausdruck nicht pleonastisch wirken ließe, hängt mit der oben vorgeschla-
genen Deutung zusammen (vgl. hier oben, Interpretation, S. 229; vgl. auch
Ar. Ach. 653-4 και τήν Αίγιναν άπαιτοϋσιν· και τής νήσου μέν εκείνης / ού
φροντίζουσ’).
χωρεΐ Die Konstruktion von χωρεϊν mit einem Gen. rei bzw. loci (mit
oder ohne Präpos. από bzw. έκ) ist bereits homerisch (Hom. N 723-4 νηών
άπο καί κλισιάων / Τρώες έχώρησαν προτί Ίλιον ήνεμόεσσαν, Σ 243-4 Τρώες
6’ αύθ’ έτέρωθεν από κρατερής ύσμίνης / χωρήσαντες) und im 5. Jh. v.Chr.
wohl auf die Tragödie beschränkt (Aesch. Eum. 180, Sept. 476, Soph. El. 1432),
was eine gewisse feierliche Note nahelegt und zu einer Rückkehr aus einer
militärischen Kampagne besonders gut passen würde.
δοθιήνος Ein δοθιήν (unklare Etymologie: vgl. Frisk GEW, s.v.) ist ein
,kleiner Abszeß“, ein ,Furunkel“. Weitere Belege in der Komödie für diesen
sonst v.a. in der medizinischen Literatur bezeugten Begriff (u.a. Hipp. Hum. 20,
Diosc. 1128,6) sind die zitierten Hermipp. fr. 30 [Theoi] und Ar. Vesp. 1172 (mit
schol.; vgl. hier oben, Interpretation, S. 228). Bei Poll. IV 190 zählt der δοθιήν
zu den äußerlich auftretenden Krankheiten (νοσήματα έξωθεν επιφαινόμενα
τοϊς σώμασι) und ist als ,kreisförmiger“ und ,kleiner Abszeß“ definiert (φύμα
περιφερές, απόστημα μικρόν), der nach dem Schnitt Eiter absondert (πυώδες
188 Das Argument von Körte 1934, 323,43-6 („Aristophanes nennt ihn weder in der
Parabase der Ritter 519ff. unter seinen Vorgängern, noch jemals unter seinen
Rivalen, vermutlich sind beide nicht mehr gleichzeitig tätig gewesen“) wird somit
stark entkräftet.
189 Eine dritte Identifikation wurde von Wade-Gery 1958, 244 anvisiert, der mögliche
aiginetische Bezüge zu Thukydides Sohn des Meiesias nennt; vgl. auch Davies 1971,
231. 236.