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Telekleides

ihn wiederum dazu bewegt, sich auf die poetische Tradition eines Orpheus
oder Terpander zu berufen; 2) obwohl der Ort der Performance umstritten
ist, berichtet die einzige antike Bezeugung zu dieser Frage über einen Erfolg
des Nomos in Athen und legt nahe, die Uraufführung habe daselbst stattge-
funden (Zenob. II 47). Die Vorstellung, daß Telekleides eine antispartanisch
konnotierte Passage aus einem in Athen bekannten und beliebten Gedicht
umfunktioniert habe, um daraus den athenisch-spartanischen Konflikt auf die
Verantwortung des Perikies zu verlagern, mag vielleicht gewagt erscheinen,
scheidet jedoch keineswegs aus. Hatte Timotheos aus ,elfsaitigen“ Rhythmen
die kithara hervorgehen lassen, ließ nun Perikies aus seinem ,Elfbettenkopf“
nur einen kakophonischen Lärm entspringen (wenige Verse zuvor hatte
Timotheos die laut schreienden Herolde gebrandmarkt: vv. 217-20 τούτους 6’
άπερύκω, / λωβητήρας άοιδάν, / κηρύκων λιγυμακροφώ/νων τείνοντας ίυγάς;
vgl. Hordern 2002, 240, der zu κηρύκων bemerkt: ,,‘heralds’; in an Athenian
context probably referring to the crier at Assemblies“).
Daß Perikies noch etliche Jahre nach seinem Tod Zielscheibe des Spottes
auf der athenischen Bühne bleibt, stellte keine Ausnahme dar (vgl. z.B. Ar.
Ach. 530-2, aus dem J. 425 v.Chr.). Ein chronologischer Anhaltspunkt inter-
textueller Natur (mit Timotheos’ Persern) scheint zumindest gewichtiger als
in θόρυβος den Ausbruch des Peloponnesischen Krieges zu sehen (so hin-
gegen Geißler 1925b, 26) und somit eine Datierung auf das J. 430 v.Chr. zu
erwägen (Edmonds 1194 A. a; dagegen vgl. Schwarze 1971, 99: „Sie [d.h. diese
Datierung] findet aber in dem vagen Ausdruck keine Stütze“). Telekleides’
Karriere erstreckte sich vielleicht bis in das Jahr 414 v.Chr. (vgl. zu fr. 44).
μόνον Vgl. hier oben, Textgestalt, S. 233.
έκ κεφαλής ένδεκακλίνου Das Maß von ,elf Betten“ entspricht unge-
fähr 27,5qm (zur Kline als Maßeinheit vgl. McCartney 1934, der zu Telekleides
sagt, 34-5: „The Interpretation of‘eleven-couched’ in this passage has caused
some trouble, but obviously it is merely a vivid way of saying ‘roomy’ or
‘capacious’“). Komposita wie τετράκλινος, έπτάκλινος usw. bezeichnen ur-
sprünglich die Oberfläche eines Speisesaals, der ebensoviele Liegen ent-
hält (vgl. Podlecki 1998, 172: „perhaps an allusion to the north hall of the
Propylaia“; in weiteren Komödien-Stellen werden die Epitheta im eigentlichen
Sinn verwendet: Phryn. fr. 69 έπτάκλινος οίκος ήν καλός, / είτ’ έννεάκλινος
έτερος οίκος; Timoth. fr. 1,1-2 [Kynarion] πειρώμεθ’ άποδύντ’ ές τό δεϊπνον
άπιέναι· / εις έπτάκλινον δ’ έστίν), um dann den übertragenen Sinn einer
schlechthin überdimensionierten Größe zu erhalten (vgl. Chantraine 1949, 20
mit A. 2, der allgemein von „une mesure approximative que l’on employait
familierement“, für δεκάκλινος in Xen. Oec. 8,13 πάντα ούκ έν πολλω τινι
μείζονι χώρα έκειτο ή έν δεκακλίνω στέγη συμμέτρω von einem Wort der
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