Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
159

Komödien und Fragmente
Διονύσου <γοναί ?> (Dionysou (gonai/)
«„Die Geburtj des Dionysos“)
Diskussionen Rea 1968, 74; Nesselrath 1995, 4-5.18; Storey, FOCI (2011) 437.
Titel Der nur aus POxy. 2659 (= test. 2) bekannte Titel wird von Rea plau-
sibel zu Διονύσου γοναί ergänzt.260 Derselbe Titel ist auch für Polyzelos
(5./4. Jh.) und Anaxandrides (4. Jh.) bezeugt, und vgl. daneben Αθήνας γοναί
(Hermippos, 5. Jh.), Αφροδίτης γοναί (Polyzelos, 5./4. Jh.; Nikophon, 5./4. Jh.;
Antiphanes, 4. Jh.), Διός γοναί (Philiskos, 4. Jh.), Έρμου καί Αφροδίτης γοναί
(Philiskos, 4. Jh.), Μουσών γοναί (Polyzelos, 5./4. Jh.), Πανός γοναί (Araros,
4. Jh.; Philiskos, 4. Jh.), und wahrscheinlich auch Άρτέμιδος καί Απόλλωνος
<γοναί> (Philiskos, 4. Jh.). Offenbar erfreuten sich die Komödien von der Geburt
der Götter ab etwa 400 v. Chr. für einige Jahrzehnte größerer Beliebtheit.261
γοναί bedeutet in diesem Zusammenhang höchstwahrscheinlich „Geburt“
(vgl. LSJ s. v. γονή III. 1-3),262 auch wenn unklar bleibt, warum hier dier Plural
verwendet wird; die alternative Übersetzung mit „Nachkommen“ (Winkler
1982, 138) ist mit den überlieferten Fragmenten nur schwer vereinbar, vgl.
Nesselrath 1995, 3 Anm. 8.263 Im Mittelpunkt dieser Stücke, die an frühere
Darstellungen in Dichtung (vgl. z.B. den homerischen Hermes-Hymnos) und
bildender Kunst (vgl. Loeb 1979) anschließen konnten, haben vermutlich
einerseits die Umstände der jeweiligen Geburt, andererseits die ersten Taten
der Götter nach ihrer Geburt gestanden; vgl. zu den θεών γοναί-Komödien

260 Storey, FOC1437 nennt als Alternative „Dionysus’ Marriage“ (d. h. wohl Διονύσου
γάμος) unter Hinweis auf Archippos’ „The Marriage of Heracles“; aber dort ist der
griechische Titel Ηρακλής γαμών. Die einzige direkte Parallele für einen Titel
Διονύσου γάμος wäre Epicharms "Ηβας γάμος.
261 Vergleichen lassen sich daneben auch die Darstellungen von Helenas Geburt in
der Komödie; vgl. Kratinos’ Nemesis und einen apulischen Glockenkrater aus dem
zweiten Viertel des 4. Jh. mit der Darstellung einer Komödienszene, in der Helena
aus einem mit einer Axt geöffneten Ei schlüpft (vgl. Storey, FOC III [2011] 444).
262 Im LSJ-Eintrag fehlt überraschenderweise jeder Hinweis auf die Komödientitel.
263 Für die Interpretation von γονή als „Geburt“ in diesen Titeln spricht auch, dass
gerade die Götter, deren Geburt in der bildenden Kunst besonders häufig dargestellt
wird (Athene, Aphrodite und Dionysos) auch unter den Titeln besonders promi-
nent vertreten sind (Hermippos’ Άθηνάς γοναί ist das früheste bekannte Stück mit
einem solchen Titel, und Αφροδίτης γοναί und Διονύσου γοναί sind mit je drei
bekannten Komödien die am häufigsten verwendeten dieser Titel).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften