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Orth, Christian; Aristomenes; Metagenes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,2): Aristomenes - Metagenes: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47764#0178
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Σικελία (fr. 2)

177

3,39; vgl. wenig später τά τε ενέχυρα ήμϊν άποδιδόντες, über die angeblich
von den Spartanern im Fall eines Friedensschlusses gewährten Möglichkeit,
erneut Mauern und eine Flotte zu besitzen295).
Mit der Darstellung der Schiffe als Geiseln werden diese zugleich personi-
fiziert (vgl. in der Komödie Ar. Eq. 1300-15 und Pac. 626).
Zur Triere, dem wichtigsten Kriegsschiff im klassischen Griechenland, vgl.
insgesamt Morrison/Coates/Rankov 2000.
Das nur hier bezeugte έμμηρος wird von LSJ als „poet. for ένόμηρος, as a
hostage“ gedeutet; allerdings ist ένόμηρος sonst nicht bezeugt (und es bleibt
fraglich, was genau eine solche Zusammensetzung bedeuten soll), und ein
einziger Beleg bei einem Komödiendichter ist sicherlich kein ausreichender
Hinweis auf ein poetisches Register des Worts. Eher könnte man an einen
volkstümlich synkopierten Ausdruck denken, oder an ein komisches Wort-
spiel (vgl. μηρός „Hüfte“), das für uns nicht mehr verständlich ist. Oder liegt ein
Anklang an den dorischen Dialekt (und damit die Sprache der Spartaner) vor,
in dem die Apokope weiter verbreitet ist (vgl. KB 1179-80)? Wahrscheinlich ist
hier in jedem Fall die auch von den Lexikographen, die das Fragment zitieren,
angenommene Bedeutung „als Geisel“.
όπως Die Stellung von όπως am Trimeterende zur Einleitung eines im
folgenden Vers beginnenden Nebensatzes ist in Tragödie und Komödie nicht
ungewöhnlich (in ganz ähnlichem syntaktischen Zusammenhang z.B. bei Ar.
Lys. 1093; vgl. daneben Ar. Ach. 26. 536, Eq. 211, Nub. 887, etc., Aesch. Prom.
463, Eur. Med. 322, Heraclid. 420, etc., Soph. Trach. 335, Ant. 1315, etc.).
3 μηκέτι θαλαττοκρατοΐντο Πελοποννήσιοι Selbst aus der Beschrei-
bung des Verlusts der Schiffe scheint der Stolz und das Selbstbewusstsein
der Athener durch: Indem der Sprecher suggeriert, dass die Spartaner den
Athenern die Schiffe Wegnahmen, um nicht länger zur See beherrscht zu wer-
den, erklärt er diese Maßnahme letztlich mit der Angst der Spartaner vor der
athenischen Flotte. Vgl. Ar. Lys. 173, wo die Spartanerin Lampito einen Frieden
für unmöglich hält, solange die athenische Flotte besteht. Tatsächlich hatten
die Spartaner schon durch die Seeschlacht von Aigospotamoi 405 v. Chr. auch
zur See die Oberhand gewonnen.296

295 Tatsächlich bauten die Athener schon 393-2 v. Chr. die Großen Mauern mit per-
sischer Hilfe wieder auf (Xen. HG 4,8,9. 12), und Ko non hatte schon 394 v. Chr. in
der Seeschlacht bei Knidos eine spartanische Flotte besiegt.
296 Zu einer ähnlich beschönigenden Darstellung der athenischen Vorherrschaft zur
See in einer Zeit, als diese nicht mehr unumstritten war, vgl. Ar. Lys. 173-4 mit
Henderson 1987, 88.
 
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