Κωραλίσκος
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ten Namen Ποσθαλίων verweist).392 Einen Hinweis auf das Alter eines als
κωραλίσκος bezeichneten Jünglings liefert die Gleichsetzung mit μειράκιον
bei Phot, l.c., was auf ein Alter von bis etwa 20 oder 21 Jahren deutet (vgl. mit
Belegen LSJ s.v. μειράκιον).
Inhalt Die Fragmente des Köraliskos (zu denen vielleicht noch die drei ohne
Titel überlieferten frr. 7-9 hinzukommen393) liefern einzelne interessante
Hinweise auf den Inhalt des Stücks, die aber in den meisten Fällen unter-
schiedliche Interpretationen zulassen:
Die Titelfigur der Komödie war vermutlich ein junger Mann im Alter
von bis zu etwa 21 Jahren; die Bezeichnung als κωραλίσκος deutet auf eine
dorische Herkunft (er könnte entsprechend z.B. aus Kreta oder aus Sparta
stammen).394 Die Hyakinthia, auf die in fr. 4 Bezug genommen wird, wurden zu
Ehren eines jungen Heros (Hyakinthos) gefeiert, und bei diesem Fest wurden
auch anapästische Gesänge von jungen Männern vorgetragen (Athen. 4,193e).
Denkbar wäre, dass der Titelheld des Stücks in irgendeiner Form an dem Fest
beteiligt war; allerdings lässt sich anhand von fr. 4 allein nicht beurteilen, ob
die Hyakinthia überhaupt eine wichtigere Rolle in der Komödienhandlung
spielten oder nur (z.B. in einer ausgelassenen Szene am Ende des Stücks) als
ein typisches spartanisches Fest evoziert wurden.
Im dorischen Dialekt steht fr. 4, ein Eied, das in den anapästischen
Rhythmen eines spartanischen Marschlieds ein Festmahl in Amyklai be-
schreibt; der Inhalt des Eieds macht eine spartanische Herkunft des Sprechers
bzw. der Sprecher wahrscheinlich.395 Eine plausible Möglichkeit ist eine
Zuweisung des Fragments an den Chor (trotz σώμαι im Singular in V. I),396
doch kann auch ein Sololied (z. B. der Titelfigur) nicht ausgeschlossen werden
(vgl. Ar. Lys. 1247-72 und 1296-315). Die übrigen Fragmente stehen, soweit
noch erkennbar, im attischen Dialekt; vermutlich stammte also zumindest ein
Teil der in dem Stück auftretenden Figuren aus Athen.
fr. 4 wird oft als Hinweis auf Sparta als Schauplatz der Komödie gedeutet
(so z. B. Colvin 1999, 271). Da aber unklar bleibt, ob der Sprecher des Fragments
tatsächlich unterwegs nach Amyklai ist bzw. plant, dorthin zu gehen, oder das
Festmahl der Hyakinthien nur in seiner Phantasie evoziert, und da in der
392 Vgl. auch μεϊραξ - μειράκιον - μειρακίσκος.
393 So schon Meineke I 269.
394 Vgl. Ahrens 1851, 653 (= Ahrens 1891, 340), der aus dem Titel erschließt, „dass ein
spartanischer Jüngling die Hauptrolle spielte“.
395 Zu spartanischen Sprechern in der Komödie vgl. neben Aristophanes Lysistrate
auch Eupolis’ Heilötes mit fr. 147 und 149.
396 Vgl. unten zu fr. 4, Interpretation.
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ten Namen Ποσθαλίων verweist).392 Einen Hinweis auf das Alter eines als
κωραλίσκος bezeichneten Jünglings liefert die Gleichsetzung mit μειράκιον
bei Phot, l.c., was auf ein Alter von bis etwa 20 oder 21 Jahren deutet (vgl. mit
Belegen LSJ s.v. μειράκιον).
Inhalt Die Fragmente des Köraliskos (zu denen vielleicht noch die drei ohne
Titel überlieferten frr. 7-9 hinzukommen393) liefern einzelne interessante
Hinweise auf den Inhalt des Stücks, die aber in den meisten Fällen unter-
schiedliche Interpretationen zulassen:
Die Titelfigur der Komödie war vermutlich ein junger Mann im Alter
von bis zu etwa 21 Jahren; die Bezeichnung als κωραλίσκος deutet auf eine
dorische Herkunft (er könnte entsprechend z.B. aus Kreta oder aus Sparta
stammen).394 Die Hyakinthia, auf die in fr. 4 Bezug genommen wird, wurden zu
Ehren eines jungen Heros (Hyakinthos) gefeiert, und bei diesem Fest wurden
auch anapästische Gesänge von jungen Männern vorgetragen (Athen. 4,193e).
Denkbar wäre, dass der Titelheld des Stücks in irgendeiner Form an dem Fest
beteiligt war; allerdings lässt sich anhand von fr. 4 allein nicht beurteilen, ob
die Hyakinthia überhaupt eine wichtigere Rolle in der Komödienhandlung
spielten oder nur (z.B. in einer ausgelassenen Szene am Ende des Stücks) als
ein typisches spartanisches Fest evoziert wurden.
Im dorischen Dialekt steht fr. 4, ein Eied, das in den anapästischen
Rhythmen eines spartanischen Marschlieds ein Festmahl in Amyklai be-
schreibt; der Inhalt des Eieds macht eine spartanische Herkunft des Sprechers
bzw. der Sprecher wahrscheinlich.395 Eine plausible Möglichkeit ist eine
Zuweisung des Fragments an den Chor (trotz σώμαι im Singular in V. I),396
doch kann auch ein Sololied (z. B. der Titelfigur) nicht ausgeschlossen werden
(vgl. Ar. Lys. 1247-72 und 1296-315). Die übrigen Fragmente stehen, soweit
noch erkennbar, im attischen Dialekt; vermutlich stammte also zumindest ein
Teil der in dem Stück auftretenden Figuren aus Athen.
fr. 4 wird oft als Hinweis auf Sparta als Schauplatz der Komödie gedeutet
(so z. B. Colvin 1999, 271). Da aber unklar bleibt, ob der Sprecher des Fragments
tatsächlich unterwegs nach Amyklai ist bzw. plant, dorthin zu gehen, oder das
Festmahl der Hyakinthien nur in seiner Phantasie evoziert, und da in der
392 Vgl. auch μεϊραξ - μειράκιον - μειρακίσκος.
393 So schon Meineke I 269.
394 Vgl. Ahrens 1851, 653 (= Ahrens 1891, 340), der aus dem Titel erschließt, „dass ein
spartanischer Jüngling die Hauptrolle spielte“.
395 Zu spartanischen Sprechern in der Komödie vgl. neben Aristophanes Lysistrate
auch Eupolis’ Heilötes mit fr. 147 und 149.
396 Vgl. unten zu fr. 4, Interpretation.