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Epilykos
Äpfel und Granatäpfel werden häufiger zusammen erwähnt (so auch in
einer Inschrift des 3. Jh. v. Chr. aus Delos, ID 298,A,170 μήλα κα[1] ρόας, und
vgl. in der Komödie Ar. Pac. 1001 und Anaxandr. fr. 42,4-5). Als ein wirkliches
Begriffspaar erscheint es bei Ar. Vesp. 1268-70 (über den armen Amynias401)
ούτος öv γ’ εγώ ποτ’ είδον / άντι μήλου και ρόας δει/πνοϋντα μετά Λεωγόρου
(„dieser, den ich einst statt Apfel und Granatapfel mit Leagoras speisen
sah“). Die genaue Interpretation der Passage ist unklar (vgl. besonders die
Diskussion von Sommerstein 1977, 275-6), doch werden dort offenbar Apfel
und Granatapfel als Symbol einer einfachen Ernährung den Gastmählern des
reichen Leagoras gegenübergestellt (vgl. Sommerstein 198 3, 2 3 2).402
Bei Epilykos fehlt ohne den verlorenen Kontext jeder Anhaltspunkt für
die Interpretation des Ausdrucks, aber es wäre merkwürdig, wenn ein solcher
von Aristophanes sinnbildlich verwendeter Ausdruck bei Epilykos eine voll-
kommen andere Bedeutung gehabt hätte.403 Da aber Apfel und Granatapfel
sonst durchaus geschätzt wurden (vgl. Ar. Pac. 1001; Olson 1998, 261), kann
nicht ausgeschlossen werden, dass der Sprecher mit den genannten Früchten
positive Assoziationen verband.
Aus der Parallele in den Wespen lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit
erschließen, dass „Äpfel und Granatäpfel“ eine mehr oder weniger feste
Wendung bildeten, die auch in übertragener Bedeutung verwendet werden
konnte.404 Nicht völlig zufriedenstellend sind aber die Vermutungen von Kock
I 803, der das Fragment mit „tenerrima quaeque dicis“ paraphrasiert, und
401 Vgl. MacDowell 1971, 139-40. 296-7 und Sommerstein 1983, 231-2.
402 Vgl. Storey, FOCI 17, der zum Fragment des Epilykos bemerkt: „At Wasps 1268,
apples and pomegranates’ are a very simple meal“. Nicht völlig auszuschließen ist
aber vielleicht auch eine andere Interpretation, nach der „mit Leogoras speisen“
als gleichbedeutend dargestellt wird mit „Äpfel und Granatäpfel essen“ (vgl. Ar.
Vesp. 878 άντί σιραίου μέλιτος σμικρόν τω θυμιδίω παραμείξας mit MacDowell
1971, 248); in diesem Fall war die Bewertung der kulinarischen Qualität der beiden
Früchte vielleicht deutlich positiver (vgl. auch Cratin. fr. 116).
403 Vgl. aber Olson 1998, 261: „At Epik fr. 2 μήλα καί ρόας appears to be a symbol
of luxury; V. 1268 is obscure, but μήλου καί ρόας there perhaps means ,good but
simple food‘“.
404 Nicht völlig auszuschließen ist aber auch, dass es sich um eine Frage handelt,
die eine schwer verständliche Formulierung des Gesprächspartners aufgreift; vgl.
Ar. Ran. 123-4 άλλ’ έστίν ατραπός σύντομος τετριμμένη, / ή διά θυείας. - άρα
κώνειον λέγεις;, daneben Antiph. fr. 127,7 Κωπάδας λέγεις und Nausicr. fr. 1,5
(Γλαύκον λέγεις) und 1,11 (τρίγλας λέγεις), wo jeweils unklar ist, ob die Auflösung
der verrätselten Formulierung des Gesprächspartners in einer Frage oder einer
Aussage erfolgt.
Epilykos
Äpfel und Granatäpfel werden häufiger zusammen erwähnt (so auch in
einer Inschrift des 3. Jh. v. Chr. aus Delos, ID 298,A,170 μήλα κα[1] ρόας, und
vgl. in der Komödie Ar. Pac. 1001 und Anaxandr. fr. 42,4-5). Als ein wirkliches
Begriffspaar erscheint es bei Ar. Vesp. 1268-70 (über den armen Amynias401)
ούτος öv γ’ εγώ ποτ’ είδον / άντι μήλου και ρόας δει/πνοϋντα μετά Λεωγόρου
(„dieser, den ich einst statt Apfel und Granatapfel mit Leagoras speisen
sah“). Die genaue Interpretation der Passage ist unklar (vgl. besonders die
Diskussion von Sommerstein 1977, 275-6), doch werden dort offenbar Apfel
und Granatapfel als Symbol einer einfachen Ernährung den Gastmählern des
reichen Leagoras gegenübergestellt (vgl. Sommerstein 198 3, 2 3 2).402
Bei Epilykos fehlt ohne den verlorenen Kontext jeder Anhaltspunkt für
die Interpretation des Ausdrucks, aber es wäre merkwürdig, wenn ein solcher
von Aristophanes sinnbildlich verwendeter Ausdruck bei Epilykos eine voll-
kommen andere Bedeutung gehabt hätte.403 Da aber Apfel und Granatapfel
sonst durchaus geschätzt wurden (vgl. Ar. Pac. 1001; Olson 1998, 261), kann
nicht ausgeschlossen werden, dass der Sprecher mit den genannten Früchten
positive Assoziationen verband.
Aus der Parallele in den Wespen lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit
erschließen, dass „Äpfel und Granatäpfel“ eine mehr oder weniger feste
Wendung bildeten, die auch in übertragener Bedeutung verwendet werden
konnte.404 Nicht völlig zufriedenstellend sind aber die Vermutungen von Kock
I 803, der das Fragment mit „tenerrima quaeque dicis“ paraphrasiert, und
401 Vgl. MacDowell 1971, 139-40. 296-7 und Sommerstein 1983, 231-2.
402 Vgl. Storey, FOCI 17, der zum Fragment des Epilykos bemerkt: „At Wasps 1268,
apples and pomegranates’ are a very simple meal“. Nicht völlig auszuschließen ist
aber vielleicht auch eine andere Interpretation, nach der „mit Leogoras speisen“
als gleichbedeutend dargestellt wird mit „Äpfel und Granatäpfel essen“ (vgl. Ar.
Vesp. 878 άντί σιραίου μέλιτος σμικρόν τω θυμιδίω παραμείξας mit MacDowell
1971, 248); in diesem Fall war die Bewertung der kulinarischen Qualität der beiden
Früchte vielleicht deutlich positiver (vgl. auch Cratin. fr. 116).
403 Vgl. aber Olson 1998, 261: „At Epik fr. 2 μήλα καί ρόας appears to be a symbol
of luxury; V. 1268 is obscure, but μήλου καί ρόας there perhaps means ,good but
simple food‘“.
404 Nicht völlig auszuschließen ist aber auch, dass es sich um eine Frage handelt,
die eine schwer verständliche Formulierung des Gesprächspartners aufgreift; vgl.
Ar. Ran. 123-4 άλλ’ έστίν ατραπός σύντομος τετριμμένη, / ή διά θυείας. - άρα
κώνειον λέγεις;, daneben Antiph. fr. 127,7 Κωπάδας λέγεις und Nausicr. fr. 1,5
(Γλαύκον λέγεις) und 1,11 (τρίγλας λέγεις), wo jeweils unklar ist, ob die Auflösung
der verrätselten Formulierung des Gesprächspartners in einer Frage oder einer
Aussage erfolgt.