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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Antrittsreden
DOI Artikel:
Eigenberger, Gerhart: Antrittsrede vom 8. Februar 2003
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0107
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Gerhart Eigenberger

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unter der Leitung des Physikers Dr.Theo Ankel voran. Später war ich dann selber für
diese Einheit verantwortlich.
Eine weitere Bifurkation zeichnete sich ab, als ich den Ruf auf den schon
erwähnten Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik der Universität Stuttgart in
Nachfolge von Prof. Heinz Blenke erhielt. Die Entscheidung, eine Industriekarriere
im Forschungsmanagement fortzusetzen oder an die Hochschule zurückzukehren,
fiel mir im Grunde nicht schwer. Ich hatte die Option auf die Hochschullehrerlauf-
bahn nie ganz aufgegeben.
Und m Stuttgart bot sich damals, wie nirgendwo sonst in Deutschland, die
Chance, das Gebiet der rechnergestützten Modellierung und Simulation von verfah-
renstechnischen Prozessen zu einem institutsübergreifenden Forschungsschwerpunkt
zu entwickeln. Das haben wir dann unter der Federführung von Herrn Gilles auch
recht erfolgreich und sichtbar geschafft.
Die derzeitigen Forschungsschwerpunkte meines Instituts liegen zum einen
auf der Chemischen Reaktionstechnik, zum anderen auf elektrochemischen und
sorptiven Verfahren. Ein aktuelles Anwendungsgebiet, das beides vereinigt, sind
Membran-B rennstoffzellen-Systeme.
Brennstoffzellen werden ja derzeit intensiv als Fahrzeugantrieb oder für die
dezentrale Energieerzeugung diskutiert. Brennstoffzellen-Systeme umfassen nicht
nur die Brennstoffzelle selbst, sondern auch die Anlagen zur Wasserstoffgewinnung
aus primären Energieträgern, die Komponenten zur Wasserstoffreinigung, sowie die
Gesamtsystemintegration in einen kompakten, autarken Prozess. Em weiteres aktu-
elles Anwendungsfeld unserer Arbeiten ist die Kraftfahrzeug-Abgastechnik, insbe-
sondere zur Dieselruß- und Stickoxidentfernung.
Unsere Arbeiten haben in der Regel einen experimentellen und einen etwa
gleich starken theoretischen Teil. Sie liegen auf dem Gebiet der Prozessentwicklung
im Ubergangsbereich zwischen den klassischen Ingenieurwissenschaften und den
Naturwissenschaften. In meinem Institut arbeiten vorzugsweise Verfahrensingenieu-
re, aber auch eine starke Gruppe von Chemikern auf dem Gebiet der Membranent-
wicklung für Brennstoffzellen, sowie immer wieder numerische Mathematiker und
Physiker. Und ich meine, diese interdisziplinäre Verzahnung wird mehr und mehr
typisch für die künftige universitäre Forschung im Ingenieurbereich.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch einen letzten Punkt ansprechen, weil er
meine momentane Präsenz und Mitarbeit in der Akademie betrifft. Neben der Lei-
tung meines Instituts arbeite ich zur Zeit im Präsidium der Deutschen Forschungs-
gemeinschaft mit. Neben der Vertretung der Ingenieurbelange bin ich mit dem
Senatsausschuss „Perspektiven der Forschung“ auch mit den mehr strategischen
Aspekten der Forschungsforderung sowie im internationalen Bereich mit der For-
schungskooperation der DFG mit China befasst. Ich bitte daher um Verständnis,
wenn ich mich in den nächsten zwei Jahren in der Akademie noch etwas zurück-
halten muss. Für die Zeit danach gelobe ich aber Besserung.
Herr Präsident, als ich vor ziemlich genau einem Jahr Ihren Brief erhielt, mit
dem Sie mich zu einem Mitglied in dieser Akademie beriefen, war ich zunächst völ-
lig überrascht und dann natürlich hoch erfreut und geehrt. Ich möchte mich bei
 
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