136 | ANTRITTSREDEN
Die Erfahrungen mit diesem SFB, dessen Sprecher ich eine Zeitlang war,
haben wohl auch dazu geführt, mich in den Senats- und Bewilligungsausschuss für
die Sonderforschungsbereiche der DFG zu wählen, dem ich sechs Jahre angehörte,
eine lehrreiche, aber auch zeitaufwendige Tätigkeit, aber eine Zeit, die ich nicht mis-
sen möchte: Sie hat mir den Blick in andere Wissenschaftskulturen geöffnet.
Die fachliche Enge lag mir nie, dementsprechend ist die eigene Forschung
breit angelegt und verlässt gelegentlich auch das Gebiet des Bauwesens. Kooperatio-
nen mit Naturwissenschaftlern und vor allem numerischen Mathematikern haben
unsere Arbeit sehr befruchtet. So befassen wir uns mit der Modellierung und Simu-
lation des nichtlinearen Verhaltens komplexer Materialien wie Beton, Böden oder
Kompositwerkstoffen mit Mehrskalenansätzen und molekular-dynamischen Verfah-
ren. Die stark mathematisch ausgerichtete a-posteriori Fehleranalyse von finiten Ele-
mentberechnungen hat uns viel beschäftigt. In der Strukturoptimierung geht es um
die Kopplung der Entwurfsaufgabe mit der mechanischen Analyse und der mathe-
matischen Optimierung. Natürlich befasst sich der „Statiker“ heute auch in großem
Stil mit dynamischen Erregungen, denken Sie an Brückenschwingungen und Erd-
beben. Seit geraumer Zeit steht auch die Interaktion von Festkörpern und Tragwer-
ken mit Fluiden im Zentrum unserer Arbeiten; ein klassischer Anwendungsfall ist die
Aerodynamik. So viel mag im Augenblick dazu genügen.
In den Ingenieurdisziplinen ist das Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis,
zwischen wissenschaftlichem Anspruch einerseits und Praxistauglichkeit und
Anwendung andererseits besonders ausgeprägt; dies ist auch für jeden einzelnen
Hochschullehrer im Kontext seines Faches zu reflektieren, und es gilt im besonde-
ren Maße für den Statiker. Praktiker werfen einem wissenschaftlich tätigen Hoch-
schullehrer gelegentlich vor, theorielastig, ja praxisfremd zu sein. Theorie von heute
mag aber die Praxis von morgen und übermorgen sein. Hier haben Sie einen Inge-
nieurkollegen vor sich, der sich sehr stark der Lehre und Forschung verschrieben hat.
Natürlich habe ich mich nicht von der Praxis abgekehrt. Vor 15 Jahren habe ich mit
einem ehemaligen Doktoranden ein Ingenieurbüro gegründet; hier spiele ich aber
hauptsächlich die Rolle eines gelegentlichen Beraters. Die Wissenschaft ist und bleibt
meine Hauptaufgabe.
Erwähnen möchte ich noch meine Tätigkeiten der letzten Jahre in den Lei-
tungsgremien unserer Universität. Sechs Jahre Verwaltungsrat und nunmehr fast drei
Jahre Universitätsrat haben mir die hohen Güter einer Universität noch einmal ver-
deutlicht:
- Die Langfristigkeit, ein Gut, das durch die Kurzatmigkeit von Politik, Medien,
aber auch Industrie in Gefahr ist,
- und die Universalität und die Vielfalt der zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen mit
ihren spezifischen Fachkulturen, ohne die eine Universität veröden würde.
Nun zum Schluss wollen Sie noch wissen: Ist er verheiratet, hat er Familie?
Ja, seit 1966 bin ich mit meiner Frau Annette verheiratet, der ich sehr viel verdanke;
wir haben drei nunmehr erwachsene Söhne.
Meine Damen und Herren, die deutschen Akademien der Wissenschaften
haben sich in den letzten Jahren mehr und mehr auch den Technikwissenschaften
Die Erfahrungen mit diesem SFB, dessen Sprecher ich eine Zeitlang war,
haben wohl auch dazu geführt, mich in den Senats- und Bewilligungsausschuss für
die Sonderforschungsbereiche der DFG zu wählen, dem ich sechs Jahre angehörte,
eine lehrreiche, aber auch zeitaufwendige Tätigkeit, aber eine Zeit, die ich nicht mis-
sen möchte: Sie hat mir den Blick in andere Wissenschaftskulturen geöffnet.
Die fachliche Enge lag mir nie, dementsprechend ist die eigene Forschung
breit angelegt und verlässt gelegentlich auch das Gebiet des Bauwesens. Kooperatio-
nen mit Naturwissenschaftlern und vor allem numerischen Mathematikern haben
unsere Arbeit sehr befruchtet. So befassen wir uns mit der Modellierung und Simu-
lation des nichtlinearen Verhaltens komplexer Materialien wie Beton, Böden oder
Kompositwerkstoffen mit Mehrskalenansätzen und molekular-dynamischen Verfah-
ren. Die stark mathematisch ausgerichtete a-posteriori Fehleranalyse von finiten Ele-
mentberechnungen hat uns viel beschäftigt. In der Strukturoptimierung geht es um
die Kopplung der Entwurfsaufgabe mit der mechanischen Analyse und der mathe-
matischen Optimierung. Natürlich befasst sich der „Statiker“ heute auch in großem
Stil mit dynamischen Erregungen, denken Sie an Brückenschwingungen und Erd-
beben. Seit geraumer Zeit steht auch die Interaktion von Festkörpern und Tragwer-
ken mit Fluiden im Zentrum unserer Arbeiten; ein klassischer Anwendungsfall ist die
Aerodynamik. So viel mag im Augenblick dazu genügen.
In den Ingenieurdisziplinen ist das Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis,
zwischen wissenschaftlichem Anspruch einerseits und Praxistauglichkeit und
Anwendung andererseits besonders ausgeprägt; dies ist auch für jeden einzelnen
Hochschullehrer im Kontext seines Faches zu reflektieren, und es gilt im besonde-
ren Maße für den Statiker. Praktiker werfen einem wissenschaftlich tätigen Hoch-
schullehrer gelegentlich vor, theorielastig, ja praxisfremd zu sein. Theorie von heute
mag aber die Praxis von morgen und übermorgen sein. Hier haben Sie einen Inge-
nieurkollegen vor sich, der sich sehr stark der Lehre und Forschung verschrieben hat.
Natürlich habe ich mich nicht von der Praxis abgekehrt. Vor 15 Jahren habe ich mit
einem ehemaligen Doktoranden ein Ingenieurbüro gegründet; hier spiele ich aber
hauptsächlich die Rolle eines gelegentlichen Beraters. Die Wissenschaft ist und bleibt
meine Hauptaufgabe.
Erwähnen möchte ich noch meine Tätigkeiten der letzten Jahre in den Lei-
tungsgremien unserer Universität. Sechs Jahre Verwaltungsrat und nunmehr fast drei
Jahre Universitätsrat haben mir die hohen Güter einer Universität noch einmal ver-
deutlicht:
- Die Langfristigkeit, ein Gut, das durch die Kurzatmigkeit von Politik, Medien,
aber auch Industrie in Gefahr ist,
- und die Universalität und die Vielfalt der zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen mit
ihren spezifischen Fachkulturen, ohne die eine Universität veröden würde.
Nun zum Schluss wollen Sie noch wissen: Ist er verheiratet, hat er Familie?
Ja, seit 1966 bin ich mit meiner Frau Annette verheiratet, der ich sehr viel verdanke;
wir haben drei nunmehr erwachsene Söhne.
Meine Damen und Herren, die deutschen Akademien der Wissenschaften
haben sich in den letzten Jahren mehr und mehr auch den Technikwissenschaften