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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Antrittsreden
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Schmidt, Manfred G.: Antrittsrede vom 10. Mai 2003
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0128
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ANTRITTSREDEN

systematische Rezeption der modernen amerikanischen Politikwissenschaft. Das
alles fand Eingang in die Lehre - und wie reichhaltig und wie horizonterweiternd
dieses Lehrangebot war, ist mir erst viel später richtig klar geworden: Dieses Lehran-
gebot umfasste ältere und neueste Theorien, Methoden der verschiedensten Art, und
Forschung und Lehre an der vordersten Front der Wissenschaft, insbesondere einer
Forschung, die sowohl auf den internationalen Vergleich Wert legte als auch darauf,
die geschichtliche Dimension der Untersuchungsgegenstände gebührend zu berück-
sichtigen. Obendrein ließ Lehmbruch mir, auch als ich Assistent bei ihm in Tübin-
gen und in Konstanz war, weiten Spielraum. Er regte aber nachdrücklich an, ich
möge mich einer Spezialausbildung in Methoden der empirischen Sozialforschung
unterziehen — ein Gebiet, das damals an den deutschen Universitäten nur in begrenz-
tem und international noch nicht konkurrenzfähigem Maß gelehrt wurde. Dem Rat
folgte ich und erwarb mir die erforderlichen Qualifikationen in qualitativen und
quantifizierenden Methoden der Datenerhebung und Datenanalyse in Spezialkur-
sen, die von dem kurz zuvor gegründeten European Consortium for Political
Research (ECPR), einem Zusammenschluss europäischer universitärer Forschungs-
institute, in Großbritannien angeboten wurden. Und mit diesem Wissen im Hinter-
grund, mit den Methoden und den Theorien und dem Sachwissen aus meiner Aus-
bildung sowie mit dem Interesse an der Durchleuchtung der Zusammenhänge zwi-
schen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft war die Tür zu einer weiterführenden
Forschungstätigkeit geebnet, die mir alsbald national und international Ertrag ein-
brachte.
Em vierter und ein fünfter Faktor begünstigte meinen Weg in die Wissenschaft:
Ansporn durch Gleichaltrige und internationale Kooperation in der Forschung. Das
war schon während des Studiums wichtig — vor allem meine Studienfreunde Ger-
hard Bräunling und Peter Schlotter sind hierbei zu nennen, mit denen es mir noch
vor Abschluss unseres Studiums gelang, die ersten Drittmittel für ein Forschungs-
projekt einzuwerben, aus denen später unsere Dissertationen hervorgingen. Wir
erhielten eine — wie es uns schien — Unsumme von 9.500 DM für Bücheranschaf-
fungen. Auch das ECPR verdient in diesem Zusammenhang erneut lobende Er-
wähnung: es wurde alsbald em Marktplatz und ein Forum der europäischen Politik-
wissenschaft — und überdies eine Stätte zur Herausbildung von international zusam-
mengesetzten Forschungsteams. Eines dieser Forschungsteams gründete ich
zusammen mit Frank Castles, heutzutage Professor an der University of Edinburgh,
und wir beide gewannen alsbald weitere Mitstreiter aus verschiedenen europäischen
Ländern. Unsere Forschungsprojekt führte nunmehr im internationalen Vergleich
eine Frage weiter, die ich zuvor in Studien über die Politik der Bundes- und der
Länderregierungen schon zu ergründen begonnen hatte, die Frage nämlich, wie und
in welchem Ausmaß und mit welchen Folgen politische Parteien einen Unterschied
in der Regierungspraxis machen.
Unterstützung wurde mir dabei nicht nur aus dem ECPR zuteil, das unter tat-
kräftiger Mitwirkung von Prof. Dr. Rudolf Wildenmann, Mannheim, insbesondere
auch jüngere Wissenschaftler zu fordern begann. Unterstützung erhielt ich zudem
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Und damit bin ich bei einem
 
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