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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Löhneysen, Hilbert von: Werner Buckel (15.5.1920 - 3.7.2002)
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0157
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Werner Buckel | 169

deckung. Mit der Methode der „abschreckenden Kondensation“ von Metalldämp-
fen auf eine mit flüssigem Helium gekühlte Unterlage ließen sich extrem hohe
Abkühlraten erzielen. So konnte gezielt der Grad der Unordnung variiert werden -
eine Methode, die immer noch für eine Reihe von Grundlagenuntersuchungen
angewendet wird. Neben den Arbeiten zur Supraleitung lieferten W. Buckel und
seine Mitarbeiter auch wichtige Hinweise etwa zur Struktur und zu elektronischem
sowie magnetischem Verhalten amorpher und ungeordneter Metalle. Der Ausbau
einer leistungsfähigen Institutswerkstatt mit Lehrlingsausbildung, in der kommerziell
nicht erhältliche Kryostaten entwickelt wurden, und der Betrieb einer eigenen
Heliumverflüssigungs- und Rückgewinnungsanlage sicherten seiner Karlsruher For-
schungsgruppe dem internationalen Standard entsprechende Arbeitsbedingungen.
Werner Buckel war em begeisterter und begeisternder Hochschullehrer. Sem
besonderes didaktisches Talent bestand darin, auch komplizierte Sachverhalte auf
ihren anschaulichen Kern zurückführen zu können. Dies gelang ihm in Vorlesungen
genauso wie mit seinem in zahlreichen Auflagen erschienenen Lehrbuch zur Supra-
leitung. In Erinnerung bleiben werden seine Fragen und Bemerkungen im Physika-
lischen Kolloquium und Seminaren, die er regelmäßig auch viele Jahre nach der
Emeritierung noch besuchte. Die Fragen, die er oft mit dem Satz „Ich versteh’ ja
davon nichts, aber... “ einleitete, zielten immer auf den Kern der Sache und zeugten
von seinem tiefen physikalischen Verständnis.
Werner Buckel engagierte sich in zahlreichen Bereichen für die Physik und als
Physiker für unsere Gesellschaft. Er erwarb sich große Verdienste um die Universität
Karlsruhe (TH) und die Fakultät für Physik während deren Aufbauphase in der auch
heute noch bestehenden Form. Unter anderem arbeitete er in der Versammlung mit,
die die Grundordnung der Universität entwarf, entwickelte den damaligen Physik-
Studienplan und konzipierte die kollegiale Leitungsstruktur des Physikalischen Insti-
tuts.Von 1974 bis 1976 war er Dekan der Karlsruher Fakultät für Physik, von 1971
bis 1973 Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und von 1986 bis 1988
Präsident der Europäischen Physikalischen Gesellschaft. Von 1989 bis 1992 war er
leitender Herausgeber der Zeitschrift „Europhysics Letters“, er gehörte zum Vor-
stand der WE-Heraeus-Stiftung und zum Beraterkreis der Akademie für Technikfol-
genabschätzung in Baden-Württemberg, um nur einige Beispiele zu nennen.
Das Amt des Präsidenten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)
wuchs ihm wie selbstverständlich zu. Schon gemeinsam mit seinem Vorgänger, Karl
Ganzhorn, hatte er sich an die strukturelle Reform dieser ältesten und traditions-
reichsten Physikalischen Gesellschaft der Welt gemacht. Die Jahre seiner Präsident-
schaft waren geprägt von seiner tatkräftigen, umsetzungsfreudigen Dynamik. Seiner
Weitsicht, seinem hohen Ansehen in der deutschen Physikergemeinde, seinem Enga-
gement für den wissenschaftlichen Nachwuchs und — alles überragend - seiner
integren und warmherzigen Persönlichkeit ist es zu verdanken, dass Dr. Wilhelm Her-
aeus und Else Heraeus ihr Vermögen dem Wohl der Physik in Deutschland zur Ver-
fügung gestellt haben. Als langjähriges Mitglied des Stiftungsvorstands hat er den Geist
der Satzung und ihrer praktischen Realisierung geprägt und damit dazu beigetragen,
der DPG ein unschätzbares Geschenk dauerhaft zu sichern.
 
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