178 | NACHRUFE


HANS HERMES
(12.2.1912- 10.11.2003)

Am 10. 11.2003 verstarb im Alter von 91 Jahren das ordentliche Mitglied der Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften Professor Dr. Hans Hermes. Mit ihm hatte
die Akademie im Jahre 1967 einen Mathematiker berufen, der auf dem Gebiet der
mathematischen Logik und deren Grenzbereiche zu den international führenden
Wissenschaftlern zählte.
Hermes wurde 1912 in Neunkirchen im Saarland geboren. Er studierte
Mathematik, Physik und Chemie in Freiburg, München und Münster. Es war der
Einfluß seines Münsteraner Lehrers Heinrich Scholz, der seine wissenschaftliche
Ausrichtung auf mathematische Logik und die Grundlagenforschung bestimmte.
Wie Scholz baute er in seiner Forschung Brücken zwischen der Mathematik, den auf
mathematischen Methoden basierten Naturwissenschaften und der Philosophie und
lieferte durch seine Analysen wichtige Einsichten in die Grundlagen dieser Wissen-
schaften. Dabei nutzte er die Begriffsbildungen und die Methoden der formalen
Logik, an deren wissenschaftlichen Entwicklung er wie sein Lehrer und späterer
Freund Scholz wesentlichen Anteil hatte.
Mit seiner Dissertation im Jahre 1936 zum Thema „Axiomatisierung der
Mechanik“ lieferte er seinen ersten wichtigen Beitrag zur Begründung wissen-
schaftlicher Theorien. Die politische Situation in Deutschland und deren Auswir-
kungen auf die Wissenschaften veranlaßte Hermes, sich stärker auf den Kernbereich
der Mathematik zu konzentrieren. Seine Forschungsarbeit wurde unterbrochen
durch den Kriegsdienst und den Einsatz in der Chemisch-Physikalischen Versuchs-
anstalt der Kriegsmarine. Er erlebte so ein Schicksal, wie es vielen seiner Alterskol-
legen in den Wissenschaften in Deutschland beschieden war, deren gerader wissen-
schaftlicher Weg unterbrochen wurde, die aber nach dem zweiten Weltkrieg zu ihm
zurück fanden.