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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Jäger, Willi: Hans Hermes (12.2.1912 - 10.11.2003)
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0167
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Hans Hermes | 179

Hermes habilitierte 1947 in Bonn mit einer Schrift mit dem Titel „Analytische
Mannigfaltigkeiten in Riemannschen Bereichen“. Dies war ein Beitrag zur Funk-
tionentheorie mehrerer komplexer Variabler und bewies seine Qualitäten als Mathe-
matiker auf einem völlig anderen Gebiet. Hermes übernahm 1953 in Münster die
Nachfolge von Scholz und damit eine sehr verpflichtende und herausfordernde Auf-
gabe. Nachdem er sich auch im Kernbereich der Mathematik ausgewiesen hatte,
kehrte er zu seinem Ausgang zurück und stellte die Mathematische Logik und
Grundlagenforschung endgültig in den Vordergrund seiner Forschung und Lehre.
1966 wechselte er nach Freiburg an den Lehrstuhl für Logik und Grundlagen der
Mathematik, den er bis zu seiner Emeritierung innehatte.
Im Mittelpunkt seines Interesses und seiner Forschungsaktivitäten standen
Themen wie zum Beispiel die Axiomatisierung physikalischer Theorien, die Be-
gründung der Wahrscheinlichkeitstheorie, die Theorie rekursiver Funktionen insbe-
sondere der Berechenbarkeit, die Prädikatenlogik sowie die Begründung der Mathe-
matischen Logik selbst.
Hermes war ein kundiger und kompetenter Grenzgänger zwischen den Diszi-
plinen und daher in der Akademie sehr gut beheimatet. Seine logisch-erkenntnis-
theoretischen Untersuchungen zu verschiedenen Themenstellungen lieferten wich-
tige Beiträge zur fächerübergreifenden Forschung und gaben Impulse zur interdiszi-
plinären Diskussion.
Hermes war einer der Wissenschaftler, die mit spezifischem Sachverstand und
reicher Erfahrung die Forschungsprojekte der Akademie zur Erstellung von Infor-
mationsdatenbanken in der Logik trugen.
Er war ein Meister in der Darstellung von Wissenschaft, nicht nur in der
gedruckten Form, sondern auch in Vorträgen. Seine Skripte, Lehrbücher und Mono-
graphien zählen zu den wichtigsten Informationsquellen in Mathematischer Logik
und deren Anwendungen. Sie sind didaktisch kompetent und gelungen und haben
nach wie vor großen Einfluß insbesondere auf Studenten unterschiedlichster Fach-
richtung. Die „Einführung in die mathematische Logik“ von Hermes, die im Teub-
ner Verlag erschien, gehört zu den erfolgreichsten Standardlehrbüchern.
In der jüngsten Vergangenheit wurden die Verbindungen der Logik zur Infor-
matik verstärkt. Dies führte zumindest in Deutschland dazu, daß die Verbindungen
zur Philosophie sich abschwächten. Die Zahl der Wissenschaftler, die sich mit den
Grundlagen der Wissenschaften aus Sicht der Logik beschäftigen, hat stark abge-
nommen. Es fehlen immer mehr die Wissenschaftler, welche die eine Ausrichtung
und Kompetenz haben, wie sie bei Hermes vorlag. Sem wissenschaftliches Werk und
sein Wirken als Hochschullehrer beeinflußten die Wissenschaft weit über sein eige-
nes Spezialgebiet hinaus und haben ihm hohe, allgemeine Anerkennung geschaffen.
Die Heidelberger Akademie ist Hans Hermes für seine vorbildliche Mitarbeit
und seinen Einsatz für die Ziele der Akademie zu großem Dank verpflichtet.

WILLI JÄGER
 
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