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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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II. Die Forschungsvorhaben
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Die Forschungsvorhaben der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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2. Archäometrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0191
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Archäometrie | 203

spätneolithischen Siedlung im 5. Jahrtausend v. Chr.. In der südlichen Profilgrube
wurden aus dieser Zeit alluviale Sedimente mit deutlicher kolluvialer Komponente
erfasst, was die Existenz des Teils als Quelle der lateral verlagerten, korrelaten Sedi-
mente voraussetzt. Die im Hangenden angetroffenen Kolluvien gehören aufgrund
ihrer Maximalalter von <3,9, <3,6 und <3,5 Tausend Jahren zu jüngeren Sied-
lungsepochen, die eventuell in die späte Bronze- oder frühe Eisenzeit zu stellen sind.
Betrachtet man die Lage der beiden Sondagen in Relation zum Teil, so ergibt sich
ein interpretierbares raumzeitliches Muster, wobei die kolluviale Komponente in der
näher gelegenen Sondage deutlich früher einsetzt als in der dem Teilrand weiter
nördlich vorgelagerten, wo jene erst ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. fassbar wird.
Das Kolluvium, welches das tiszapolgarzeitliche Bestattungsareal überdeckt, mag mit
der mittelalterlichen Siedeltätigkeit im 10. Jahrhundert in Zusammenhang stehen
oder in eine jüngere Epoche gehören. Für den Ringgraben, der den Teil im Norden
umgibt, kann lediglich ausgesagt werden, dass der Beginn der Verschüttung in
die Zeit <2800 v. Chr. datiert und in den oberflächennahen Bereichen bis minde-
stens 1000 v. Chr. andauerte.
Amspoort/Namibia: In Kooperation mit dem Geographischen Institut der
Universität Heidelberg wurde eine auf optisch stimulierter Lumineszenz basierte
Chronologie der Amspoort-Silt-Formation im NW Namibias erstellt. Mithilfe der
Lumineszenzdatierungen kann die Hypothese untermauert werden, dass es sich bei
diesen Sedimenten um fluviale Flutauslaufsedimente handelt, die von Fremdlings-
flüssen endorheisch in Wüstenrandgebieten abgelagert werden und daher ausge-
zeichnete Archive in Hinblick auf Paläo-Niederschlagsschwankungen im Flussein-
zugsgebiet bilden. Die Chronologie legt nahe, dass die Amspoort Silte in einer
im Vergleich zu heute trockeneren Phase zur Zeit der Kleinen Eiszeit abgelagert
wurden. Die Aufsedimentation setzte zu Beginn des 15. Jahrhunderts ca. 10 km fluss-
abwärts von Amspoort ein und endete (infolge flussaufwärtigerVerlagerung im Zuge
zunehmender Trockenheit) im 19. Jahrhundert einige Kilometer oberhalb von
Amspoort. Heutzutage schneidet sich der wiederum relativ stark wasserführende
Hoanib-Fluss tief in die Silte ein. Die Ergebnisse dieser Studie widersprechen damit
der Hypothese einer anhaltenden natürlichen Aridisierung NW-Namibias seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge des globalen Klimawandels.Vielmehr scheint die
beobachtbare Landschaftsdegradation eine direkte Folge nicht angepasster Landnut-
zung durch den Menschen darzustellen.
Palpa/Peru: Im Rahmen des Nasca-Projektverbundes (NTG/BMBF) werden
in enger Kooperation mit der Kommission für Allgemeine und Vergleichende
Archäologie in Bonn, dem Geographischen Institut der Universität Heidelberg und
der Forschungsstelle Radiometrie numerische Chronologien für die im Siedlungs-
raum der Nasca-Kultur vorkommenden relevanten Sedimente mit dem Ziel einer
Rekonstruktion der Landschaftsgeschichte erstellt. Erste Geländeuntersuchungen
haben eine weitflächige Verbreitung von äolisch aufgewehtem Löss im heutigen öst-
lichen Bereich der Küstenwüste erkennen lassen. Da wmdbürtig transportierter
Lössstaub aus der Luft nur ausgekämmt und sedimentiert werden kann, wenn er über
eine gras- oder krautbestandene Oberfläche streicht, deuten diese Sedimente auf
 
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