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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0127
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Die Wirtschaftsformen des Zisterzienserordens I 123

eines Zisterzienserklosters als Bollwerk gegen die Albigenser führte zu Rück-
schlägen und Problemen, da die Gemeinschaft gezwungen war, ihre Klosterwirt-
schaft in einem spannungsreichen Umfeld zu entwickeln. Das Beispiel Candeil
zeigt, dass diese Konstellation besonders in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahr-
hunderts - zur Zeit der Albigenserkreuzzüge - zu schweren wirtschaftlichen Kri-
sen führen konnte.3 Vor diesem Hintergrund erübrigt es sich fast, lokale Rivalitä-
ten - auch zwischen religiösen Institutionen - als weiteren Faktor wirtschaftlicher
Instabilität hinzuzufügen.4 5
Die Wirkung dieser Faktoren scheint zunächst negativ: eigenständiges Handeln
wurde durch sie eingeschränkt, denn sie schufen Abhängigkeiten - von den Äb-
ten der Mutterklöster und von den Generalkapiteln, die in die inneren Belange
der Gemeinschaft eingreifen konnten, von Stiftern und Schenkern, Personen
von ganz unterschiedlicher sozialer Stellung und politischer Macht - erinnert sei
hier z. B. an Gründungen durch regierende Fürsten wie Santa Maria Regalis bei
Burgos, Beaulieu in England oder Lehnin in der Mark Brandenburg, die bis in
die Klosterarchitektur hinein intervenierend ganz eigene Konzeptionen verfol-
gen konnten3 - von deren Nachkommen oder einflussreichen Nachbarn, die
Rechtsansprüche auf Klosterbesitz erhoben. Einschränkungen der Handlungs-
freiheit konnten auch dadurch entstehen, dass der Orden sich in einer Zeit zu
entwickeln begann, in der sich Institutionen regulären Lebens bereits in allen
Teilen des christlichen Europas angesiedelt hatten. Bereits Citeaux selbst war in
eine Klosterlandschaft eingebunden, die u. a. aus Benediktinerabteien - darun-
ter Saint-Benigne de Dijon - und Kanonikerstiften bestand und die im Laufe des
12. Jahrhunderts um Komtureien der Templer ergänzt wurde.6 Abhängigkeiten
bestanden auch den jeweiligen Diözesanbischöfen gegenüber, auf deren Schutz
3 Christelle Blanc, Les granges de l’abbaye Cistercienne de Candeil du milieu du XIIe au
milieu du XIVe siecles, in: Citeaux 55, 2004, S. 21-44, hier: S. 21-22.
4 Gisele Bourgeois, Les granges et l’economie de l’abbaye de Nonenque au Moyen Age, Ci-
teaux 24, 1973, S. 139-60, hier S. 141; Jules Chevalier, L’abbaye de Notre-Dame de Valcrois-
sant de l’ordre de Citeaux au diocese de Die, Grenoble 1897, S. 16-17.
5 Hans Wiswe, Grangien niedersächsischer Zisterzienserklöster. Entstehung und Bewirt-
schaftung spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher landwirtschaftlicher Großbetriebe, in:
Braunschweigisches Jahrbuch 34, 1953, S. 5-135, hier S. 34; Peter Feige, Filiation und Lan-
deshoheit. Die Entstehung der Zisterzienserkongregationen auf der Iberischen Halbinsel, in:
Zisterzienser-Studien I, Berlin 1975, S. 37-76, S. 38, 42; Elizabeth Connor, L’abbaye royale
de Las Huelgas et la juridiction de ses abbesses, in: Collectanea Cisterciensia 50, 1988, S. 307-
334, hier S. 308; Frangois Grezes-Rueff, L’abbaye de Fontfroide et son domaine foncier aux
XIF et XIIIe siecles, in: Annales du Midi 89, 1977, S. 253-280, hier S. 258.
6 Jean Marilier (Hg.), Charles et documents concernant l’abbaye de Citeaux 1098-1182,
Rom 1961, S. v-vi.
 
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