Die Wirtschaftsformen des Zisterzienserordens I 141
die darin gipfelte, dass englische Zisterzienserklöster zwischen 1274 und 1304
achtzehn Mal der Leitung königlicher Kommissare unterstellt wurden, waren
vielfältig. Neben Epidemien, denen immer wieder der große Schafbestand der
Zisterzen zum Opfer fiel, fand eine allmähliche Erosion der Privilegien statt, so
dass die Klöster neben Abgaben an die Kurie und den regelmäßigen Zahlungen
an den Orden auch zu Steuern an die Krone veranlagt wurden. Auch wurde es
üblich, von den Zisterziensern auch Pensionäre versorgen zu lassen. Neben
Naturkatastrophen wirkte sich auch die langsamen Veränderungen im Umfeld
des Ordens aus. Im Fall des englischen Königreiches gipfelte dies 1307 im Statut
von Carlisle im Verbot der Ausfuhr aller Abgaben an Ordenszentren im Aus-
land, eine Bestimmung, die das Konzept der international organisierten religiö-
sen Gemeinschaften prinzipiell in Frage stellte.68
Wenn einzelne Klöster in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten, weil sie die
Auswirkungen politischer oder sozialer Veränderungen nicht erkannten, waren
die Generalkapitel bemüht, einzugreifen, den Verkauf von Liegenschaften zu
steuern und sicherzustellen, dass auf diese Art erwirtschaftete Erlöse auch zielge-
richtet - etwa zur Schuldentilgung - verwendet wurden. Es bleibt jedoch zu beto-
nen, dass durchaus nicht alle Häuser des Ordens im späteren Mittelalter einen
wirtschaftlichen Niedergang durchmachten, denn viele Konvente waren durchaus
in der Lage sich auf die Wirtschaftskrise einzustellen, die durch die neuen demo-
graphischen Gegebenheiten hervorgerufen wurden, z. B. durch die Einführung
von Verpachtungen oder die Entwicklung anderer Wirtschaftsformen.69
Herrschaft im Elbe-Oder-Raum, Zisterzienser-Studien I (Studien zur europäischen Ge-
schichte 11), Berlin 1975, S. 77-96, hier S. 96.
68 The Statutes of the Realm, ed. von Alexander LuDERs/Thomas ToMLiNs/John France u. a.,
11 Bde., London 1810-28, Bd. 1, S. 151: Ne quis Abbas, Prior, Magister, Custos seu quivis
alias religiosus (...) censum aliquem per superiores suos (...) extra regnum et dominium suum,
sub nomine redditus, tallagii, apporti, seu imposicionis cujuscumque, vel alias nomine escam-
bii, vendicionis, mutui, vel alterius contractus, quocumque nomine censeatur, per se vel per
mercatores aut alios, clam velpalam, arte vel ingenio (...) transmittat, seu deferri faciat (...).
Allerdings wurden die Äbte der reichen Zisterzen zur Teilnahme an den englischen Parla-
menten geladen, Richard Donkin, Localisation, Situation economique et role parlementaire
des abbes cisterciens anglais 1295-1341, in: Revue d’Histoire Ecclesiastique 52, 1957, S. 832—
841; zu der ab 1250 verpflichtend gewordenen Besteuerung der einzelnen Abteien durch den
Orden und dessen Finanzen: King, The Fmances of the Cistercian Order (wie Anm. 66),
S. 8-10, 59-62.
69 Rösener, Reichsabtei Salem (wie Anm. 2), S. 60, 71; Franz Bliemetzrieder, Der Zisterzi-
enserorden im großen Schisma, Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-
Ordens 25, 1904, S. 62-82, hier: S. 65; Rose Graham, The Great Schism and the English
Monasteries of the Cistercian Order, in: English Historical Review 44, 1929, S. 373-382, hier
S. 374.
die darin gipfelte, dass englische Zisterzienserklöster zwischen 1274 und 1304
achtzehn Mal der Leitung königlicher Kommissare unterstellt wurden, waren
vielfältig. Neben Epidemien, denen immer wieder der große Schafbestand der
Zisterzen zum Opfer fiel, fand eine allmähliche Erosion der Privilegien statt, so
dass die Klöster neben Abgaben an die Kurie und den regelmäßigen Zahlungen
an den Orden auch zu Steuern an die Krone veranlagt wurden. Auch wurde es
üblich, von den Zisterziensern auch Pensionäre versorgen zu lassen. Neben
Naturkatastrophen wirkte sich auch die langsamen Veränderungen im Umfeld
des Ordens aus. Im Fall des englischen Königreiches gipfelte dies 1307 im Statut
von Carlisle im Verbot der Ausfuhr aller Abgaben an Ordenszentren im Aus-
land, eine Bestimmung, die das Konzept der international organisierten religiö-
sen Gemeinschaften prinzipiell in Frage stellte.68
Wenn einzelne Klöster in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten, weil sie die
Auswirkungen politischer oder sozialer Veränderungen nicht erkannten, waren
die Generalkapitel bemüht, einzugreifen, den Verkauf von Liegenschaften zu
steuern und sicherzustellen, dass auf diese Art erwirtschaftete Erlöse auch zielge-
richtet - etwa zur Schuldentilgung - verwendet wurden. Es bleibt jedoch zu beto-
nen, dass durchaus nicht alle Häuser des Ordens im späteren Mittelalter einen
wirtschaftlichen Niedergang durchmachten, denn viele Konvente waren durchaus
in der Lage sich auf die Wirtschaftskrise einzustellen, die durch die neuen demo-
graphischen Gegebenheiten hervorgerufen wurden, z. B. durch die Einführung
von Verpachtungen oder die Entwicklung anderer Wirtschaftsformen.69
Herrschaft im Elbe-Oder-Raum, Zisterzienser-Studien I (Studien zur europäischen Ge-
schichte 11), Berlin 1975, S. 77-96, hier S. 96.
68 The Statutes of the Realm, ed. von Alexander LuDERs/Thomas ToMLiNs/John France u. a.,
11 Bde., London 1810-28, Bd. 1, S. 151: Ne quis Abbas, Prior, Magister, Custos seu quivis
alias religiosus (...) censum aliquem per superiores suos (...) extra regnum et dominium suum,
sub nomine redditus, tallagii, apporti, seu imposicionis cujuscumque, vel alias nomine escam-
bii, vendicionis, mutui, vel alterius contractus, quocumque nomine censeatur, per se vel per
mercatores aut alios, clam velpalam, arte vel ingenio (...) transmittat, seu deferri faciat (...).
Allerdings wurden die Äbte der reichen Zisterzen zur Teilnahme an den englischen Parla-
menten geladen, Richard Donkin, Localisation, Situation economique et role parlementaire
des abbes cisterciens anglais 1295-1341, in: Revue d’Histoire Ecclesiastique 52, 1957, S. 832—
841; zu der ab 1250 verpflichtend gewordenen Besteuerung der einzelnen Abteien durch den
Orden und dessen Finanzen: King, The Fmances of the Cistercian Order (wie Anm. 66),
S. 8-10, 59-62.
69 Rösener, Reichsabtei Salem (wie Anm. 2), S. 60, 71; Franz Bliemetzrieder, Der Zisterzi-
enserorden im großen Schisma, Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-
Ordens 25, 1904, S. 62-82, hier: S. 65; Rose Graham, The Great Schism and the English
Monasteries of the Cistercian Order, in: English Historical Review 44, 1929, S. 373-382, hier
S. 374.