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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0157
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Theorie für die Praxis I 153

staltet, die in einer „histoire des savoirs“ aktuelle Ansätze der Kultur- und Wirt-
schaftsgeschichte zusammenführte.19 Das Plakat für den Call for papers zeigte
eine Collage zur Diachronie des Themas. Am Anfang der Entwicklung stand
demnach die mittelalterliche Klosterkultur: Luca Pacioli (1445-1517), Mathema-
tiker und Wirtschaftstheoretiker, Professor an sieben verschiedenen italieni-
schen Universitäten, Lehrer des jungen Leonardo da Vinci und Verfasser bis
heute geschätzter Werke zur Geometrie und Arithmetik, zum Goldenen Schnitt,
auch zum Schachspiel, sowie Begründer der Lehre von der doppelten Buchfüh-
rung, daher heute als „father of accounting“ bezeichnet.20
Paciolis bekanntes Porträt, 1495/1496 gemalt und eventuell Jacopo de’ Barbari
zuzuschreiben, zeigt ihn bei seiner wissenschaftlichen Arbeit, symbolisch zwi-
schen gelehrter Buchtradition und eigener, experimenteller Anschauung, ein
Repräsentant monastischer wie scholastischer Gelehrsamkeit zugleich (Abb. I).21
Das Porträt entstand zwei Jahre nach der Veröffentlichung seines Hauptwerkes,
der Summa de Arithmetica, die 1494 gedruckt wurde und die epochale Darstel-
lung zur doppelten Buchführung enthielt.22
Die auf dem Bild evidente Identität Paciolis als Angehöriger des Franziskaner-
ordens wird in modernen Darstellungen zumeist eher beiläufig, wenn über-
19 Deutsches Historisches Institut Paris (2016): Kulturen und Wissen der Ökonomie (18.-20.
Jh.). URL: http://www.dhi-paris.fr/veranstaltungsdetails.htmlitx_szseminars_pil%5Bsem
inartime%5D=2472&tx_szseminars_pil%5Baction%5D=detail&tx_szseminars_pil%5Bco
ntroller%5D=SeminarTime - Download vom 24. Mai 2018.
20 John Richard Edwards, Introduction, in: John Richard Edwards (Hg.), Twentieth-century
accounting thinkers, Abingdon 1994, S. xiii-xvi, hier S. xiii.
21 Zum Portrait: George W. Hart (1998): Luca Pacioli’s Polyhedra. URL: http://www.george-
hart.com/virtual-polyhedra/pacioli.html - Download vom 28. Mai 2018; das Bild befindet
sich heute im Museo di Capodimonte, Neapel. https://de.wikipedia.Org/wiki/Datei:Pacioli.
jpg [Download vom 1. Oktober 2018]. Es gibt eine zweite Variante dieser Darstellung, die ihn
ohne Begleiter und mit erhobener rechter Hand und Zeigegestus auf eine rechts neben ihm
aufgestellte Tafel zeigt: Hans Wussing, Von Leonardo da Vinci bis Galileo Galilei. Mathe-
matik und Renaissance, Leipzig 2010, S. 21. Diese Variante des Bildes ist 1994 für die Ge-
dächtnisbriefmarke in Erinnerung an die Publikation seiner mathematischen Hauptschrift in
Italien verwendet worden, Manfred Borgens, Mathematik auf Briefmarken #11. Briefmarke
des Monats September 2001. Zuletzt aktualisiert am 24.12.2005. URL: https://homepages-fb.
thm.de/boergens/marken/briefmarke_01_09.htm - Download vom 28. Mai 2018.
22 Antonio Pin, The Contribution of Luca Pacioli to the Development of Business Accounting,
in: Martin Shubik (Hg.), Proceedings of the Conference Accounting and Economics. In Ho-
nour of the 500th Anniversary of the Publication of Luca Pacioli’s Summa de Arithmetica,
Geometria, Proportion! et Proportionalita, Siena, 18.-19. November 1993, New York/Lon-
don 2010 (Economic Notes. Monte dei Paschi di Siena 2, 1993), S. 161-177; Yuji Ijiri, The
Beauty of Double-Entry Bookkeeping and its Impact on the Nature of Accounting Informa-
tion, in: ebd., S. 265-285.
 
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