198 I Annette Kehnel
Richard wird in diesem Zusammenhang als Richard de Slikeburn angespro-
chen, ein Ort in Northumberland, der damals politisch zur Grafschaft Dur-
ham gehörte. Er wird andernorts auch als Verfasser einer Exempelsammlung
erwähnt. Aus einer seiner Geschichten geht seine solide Ortskenntnis in Ox-
ford hervor.33 In seiner Funktion als Beichtvater einer schottischen Adeligen
konnte also der Franziskaner Richard die Stiftung eines Hauses für arme
Scholaren in Oxford in die Tat umsetzen. Dass diese Stiftung von der Vertraut-
heit mit den Kommunikationsstrukturen im Orden und mit den Organisati-
onsformen der mendikantischen Konvente profitierte, liegt nahe.
„What is a College? [...] a mixture between a poorhouse and a mendicant
convent“.
Das College ist eine Mischung zwischen Armenhaus und Bettelordenskon-
vent. Eine Form der Existenzsicherung für jene freiwillig Armen, die sich der
Wissenschaft verschrieben hatten. Mit dieser Antwort hat Alexander Mur-
ray, University College Oxford, in einem der Medieval History Seminare an
der Jahrtausendwende in Oxford den Zusammenhang zwischen dem Bettel-
ordenskonvent und den Universitäten des 13. Jahrhunderts schlüssig auf den
Punkt gebracht.
5. Schluss
Man kann den Bettelordenskonvent im 13. Jahrhundert als „hub“, als einen
Netzwerk-Knoten der Kommunikation beschreiben, an dem Daten verschie-
denster Netzwerkteilnehmer empfangen, gebündelt, ausgewertet und weiterge-
leitet wurden. Das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis der durchgeführten
Analysen zur Begriffsgeschichte, Funktion, zu den Kommunikationssitutatio-
nen und zur Architktur des Konvents. Der Konvent bot Raum, Gemeinschaft
und eine ganz neue, vielfach erweiterte Kommunikationsplattform. Quantita-
tive Erweiterung boten die vielen neuen Kommunikationsteilnehmer von „au-
ßen“, die Gäste (hostes), Freunde (amici spiritualis), Stifter und Stifterinnen,
Beichtkinder, Predigthörerinnen und -hörer, etc. Eine qualitative Erweiterung
33 Andrew G. Little, Chronicles of the Mendicant Friars, in: Ders., Franciscan Papers, Lists,
and Documents, Manchester 1943, S. 25—41; siehe auch: The Oxford Deeds of Balliol Col-
lege, ed.h. Emma Salter (Oxford Historical Society 64), Oxford 1913, S. 2791.; Speculum
Laicorum, ed. Jean Thiebaut Welter, Paris 1914, S. 27f., Nr. 122 erwähnt Richard de Slike-
burn als Autor einer Exempelsammlung; Die Ortskenntnis in Oxford wird ebenda S. 54f.,
Nr. 269a. deutlich, in der von einem nekromantischen Priester erzählt wird, der eine Seance
in einem präzise lokalisierten Haus in Oxford abgehalten habe.
Richard wird in diesem Zusammenhang als Richard de Slikeburn angespro-
chen, ein Ort in Northumberland, der damals politisch zur Grafschaft Dur-
ham gehörte. Er wird andernorts auch als Verfasser einer Exempelsammlung
erwähnt. Aus einer seiner Geschichten geht seine solide Ortskenntnis in Ox-
ford hervor.33 In seiner Funktion als Beichtvater einer schottischen Adeligen
konnte also der Franziskaner Richard die Stiftung eines Hauses für arme
Scholaren in Oxford in die Tat umsetzen. Dass diese Stiftung von der Vertraut-
heit mit den Kommunikationsstrukturen im Orden und mit den Organisati-
onsformen der mendikantischen Konvente profitierte, liegt nahe.
„What is a College? [...] a mixture between a poorhouse and a mendicant
convent“.
Das College ist eine Mischung zwischen Armenhaus und Bettelordenskon-
vent. Eine Form der Existenzsicherung für jene freiwillig Armen, die sich der
Wissenschaft verschrieben hatten. Mit dieser Antwort hat Alexander Mur-
ray, University College Oxford, in einem der Medieval History Seminare an
der Jahrtausendwende in Oxford den Zusammenhang zwischen dem Bettel-
ordenskonvent und den Universitäten des 13. Jahrhunderts schlüssig auf den
Punkt gebracht.
5. Schluss
Man kann den Bettelordenskonvent im 13. Jahrhundert als „hub“, als einen
Netzwerk-Knoten der Kommunikation beschreiben, an dem Daten verschie-
denster Netzwerkteilnehmer empfangen, gebündelt, ausgewertet und weiterge-
leitet wurden. Das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis der durchgeführten
Analysen zur Begriffsgeschichte, Funktion, zu den Kommunikationssitutatio-
nen und zur Architktur des Konvents. Der Konvent bot Raum, Gemeinschaft
und eine ganz neue, vielfach erweiterte Kommunikationsplattform. Quantita-
tive Erweiterung boten die vielen neuen Kommunikationsteilnehmer von „au-
ßen“, die Gäste (hostes), Freunde (amici spiritualis), Stifter und Stifterinnen,
Beichtkinder, Predigthörerinnen und -hörer, etc. Eine qualitative Erweiterung
33 Andrew G. Little, Chronicles of the Mendicant Friars, in: Ders., Franciscan Papers, Lists,
and Documents, Manchester 1943, S. 25—41; siehe auch: The Oxford Deeds of Balliol Col-
lege, ed.h. Emma Salter (Oxford Historical Society 64), Oxford 1913, S. 2791.; Speculum
Laicorum, ed. Jean Thiebaut Welter, Paris 1914, S. 27f., Nr. 122 erwähnt Richard de Slike-
burn als Autor einer Exempelsammlung; Die Ortskenntnis in Oxford wird ebenda S. 54f.,
Nr. 269a. deutlich, in der von einem nekromantischen Priester erzählt wird, der eine Seance
in einem präzise lokalisierten Haus in Oxford abgehalten habe.