202 I Regina D. Schiewer
hinaus, dass sich die ,eigentliche' Seelsorge ausschließlich an anspruchsvollen
Texten für Eliten zeige, wie seine Bewunderung für Augustins pastoraltheolo-
gische Schriften nahe legt: „Seelsorgerlich wirkt sich diese besondere innere
Haltung immer dort aus, wo auch der nachdenkende und gebildete Mitmensch
durch eine im Christenglauben verankerte Wissenserweiterung orientiert und
getröstet wird [. . .].“4 Augustins Bemühen um die „Seelsorge am Seelsorger“5
wird ebenso wie Benedikts Institution des Abts als Seelenführer der Mönche in
Winklers Seelsorgekompendium besonders hervorgehoben.6
Wie jedoch die Seelenführer der Spätantike und des frühen und hohen Mittel-
alters die Masse der Ungelehrten betreuten, bleibt im Dunkeln. Auch die seel-
sorglichen Erfolge Bernhards werden lediglich am überwältigenden Erfolg sei-
ner Kreuzzugspredigten gemessen; die Frage, in welcher Sprache Bernhards
Kreuzzugspredigten im deutschsprachigen Raum zu Gehör gebracht wurden,
wird nicht einmal gestellt. Hinsichtlich der Geschichte der Seelsorge konzent-
riert sich die Forschung auf die Person des Seelsorgers, wie auch Chris-
tian Möllers dreibändige Geschichte der Seelsorge in Einzelporträts bereits
durch ihre Konzeption zeigt.7 Der historische Hintergrund, vor dem die seel-
sorglichen Texte einzelner Personen entstanden, ihre Zielgruppe, die verschie-
denen Seelsorgefelder, die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen Seelsorge
geleistet werden musste, die sicherlich existierenden Probleme der Qualifizie-
rung von Seelsorgern - all dies muss notwendigerweise in Einzelporträts weit-
gehend ausgeblendet bleiben.
Folglich stellt Johann Anselm Steiger in seinem Artikel zum Stichwort
,Seelsorge' in der Theologischen Realenzyklopädie vollkommen zu Recht fest,
„dass es sich bei der Geschichte der Seelsorge um ein großenteils vernachlässig-
tes Forschungsgebiet handelt und eine neuere systematisch strukturierte
Gesamtdarstellung zum Thema fehle[n]‘‘, da bei einem historischen Abriss auf
die vielfältigen Kontexte Rücksicht zu nehmen sei.8
Mit einem dieser vielfältigen Kontexte wird sich die vorliegende Untersu-
chung auseinandersetzen, wenn sie die Frage zu beantworten versucht, wel-
che Auswirkungen die Einrichtung des neuen Konversenmstituts der Bene-
diktiner durch Wilhelm von Hirsau auf die Laienseelsorge in den Klöstern
4 Winkler, Seelsorge (wie Anm. 1), S. 101.
5 Ebd., S. 101.
6 Ebd., S. 102.
7 Christian Möller (Hg.), Geschichte der Seelsorge in Einzelporträts. 3 Bde., Göttingen/
Zürich 1996.
8 Johann Anselm Steiger, Seelsorge I, in: Gerhard MÜLLER/Horst BALZ/Gerhard Krause
(Hgg.), Theologische Realenzyklopädie, 36 Bde., Berlm/New York 1993-2004, Bd. 31 (2000),
S. 7-31, hier S. 7.
hinaus, dass sich die ,eigentliche' Seelsorge ausschließlich an anspruchsvollen
Texten für Eliten zeige, wie seine Bewunderung für Augustins pastoraltheolo-
gische Schriften nahe legt: „Seelsorgerlich wirkt sich diese besondere innere
Haltung immer dort aus, wo auch der nachdenkende und gebildete Mitmensch
durch eine im Christenglauben verankerte Wissenserweiterung orientiert und
getröstet wird [. . .].“4 Augustins Bemühen um die „Seelsorge am Seelsorger“5
wird ebenso wie Benedikts Institution des Abts als Seelenführer der Mönche in
Winklers Seelsorgekompendium besonders hervorgehoben.6
Wie jedoch die Seelenführer der Spätantike und des frühen und hohen Mittel-
alters die Masse der Ungelehrten betreuten, bleibt im Dunkeln. Auch die seel-
sorglichen Erfolge Bernhards werden lediglich am überwältigenden Erfolg sei-
ner Kreuzzugspredigten gemessen; die Frage, in welcher Sprache Bernhards
Kreuzzugspredigten im deutschsprachigen Raum zu Gehör gebracht wurden,
wird nicht einmal gestellt. Hinsichtlich der Geschichte der Seelsorge konzent-
riert sich die Forschung auf die Person des Seelsorgers, wie auch Chris-
tian Möllers dreibändige Geschichte der Seelsorge in Einzelporträts bereits
durch ihre Konzeption zeigt.7 Der historische Hintergrund, vor dem die seel-
sorglichen Texte einzelner Personen entstanden, ihre Zielgruppe, die verschie-
denen Seelsorgefelder, die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen Seelsorge
geleistet werden musste, die sicherlich existierenden Probleme der Qualifizie-
rung von Seelsorgern - all dies muss notwendigerweise in Einzelporträts weit-
gehend ausgeblendet bleiben.
Folglich stellt Johann Anselm Steiger in seinem Artikel zum Stichwort
,Seelsorge' in der Theologischen Realenzyklopädie vollkommen zu Recht fest,
„dass es sich bei der Geschichte der Seelsorge um ein großenteils vernachlässig-
tes Forschungsgebiet handelt und eine neuere systematisch strukturierte
Gesamtdarstellung zum Thema fehle[n]‘‘, da bei einem historischen Abriss auf
die vielfältigen Kontexte Rücksicht zu nehmen sei.8
Mit einem dieser vielfältigen Kontexte wird sich die vorliegende Untersu-
chung auseinandersetzen, wenn sie die Frage zu beantworten versucht, wel-
che Auswirkungen die Einrichtung des neuen Konversenmstituts der Bene-
diktiner durch Wilhelm von Hirsau auf die Laienseelsorge in den Klöstern
4 Winkler, Seelsorge (wie Anm. 1), S. 101.
5 Ebd., S. 101.
6 Ebd., S. 102.
7 Christian Möller (Hg.), Geschichte der Seelsorge in Einzelporträts. 3 Bde., Göttingen/
Zürich 1996.
8 Johann Anselm Steiger, Seelsorge I, in: Gerhard MÜLLER/Horst BALZ/Gerhard Krause
(Hgg.), Theologische Realenzyklopädie, 36 Bde., Berlm/New York 1993-2004, Bd. 31 (2000),
S. 7-31, hier S. 7.