Die deutschsprachige Predigt der Hirsauer Reform I 207
Predigtbuch vermutlich im Bistum Brixen am Ende des 12. Jahrhunderts ver-
fasste.23 Problematisch erscheint bei dieser Vermutung aus heutiger Sicht, dass
die Handschrift selbst keinesfalls vor 1250 entstanden sein dürfte.24 Zwar liegen
für einen Großteil der im Predigtbuch überlieferten Predigten frühe, meist frag-
mentarische Parallelüberlieferungen vor, jedoch bei weitem nicht für alle und so
auch nicht für die fragliche Predigt auf den Festtag des heiligen Augustinus.
Trotzdem dürfen die Augustinerchorherren als Mitinitiatoren der deutsch-
sprachigen Predigtbücher nicht von vorneherein ausgeschlossen werden,
zunächst sollen jedoch die Argumente Zusammentragen werden, die für eine
Entstehung von volkssprachlichen Predigten im Zusammenhang der Reform-
bewegung der Hirsauer sprechen.
Einen wichtigen Hinweis auf diesen Zusammenhang gibt eine Predigtsamm-
lung, die früher den Namen ,Kuppitschsche Sammlungc trug, deren Edition
aber im vergangenen Jahr unter dem Titel ,Millstätter Predigten1 erschienen
ist.25 Mit dieser Edition ist das vermutlich letzte zusammenhängende deutsch-
sprachige Textkorpus aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert der Forschung zu-
gänglich gemacht worden. Es enthält mit seinen Predigten Prosatexte, die maß-
geblich für den religiösen Bildungshorizont von Laien der hochhöfischen Zeit
gewesen sein dürften.
Nur wenige der Predigten des 12. und frühen 13. Jahrhunderts sind uns in
noch intakten Überlieferungsträgern erhalten. Die Millstätter Predigtsamm-
lung, die in einer Handschrift aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts über-
liefert ist, ist eine dieser Sammlungen, so dass es mir auf der Suche nach der
Provenienz der Handschrift gelang, sie als Bestandteil der Bibliothek des Bene-
diktinerklosters Millstatt in Kärnten im 15. Jahrhundert zu identifizieren.26 Vie-
les spricht aber dafür, dass Millstatt nicht der Schreibort der Sammlung war,
sondern dass die Sammlung in Admont zusammengestellt wurde. Zwischen
dem großen Reformzentrum Admont und dem Kloster in Millstatt gab es spä-
testens seit den zwanziger Jahren des 12. Jahrhunderts enge Verbindungen, als
ein Admonter Prior namens Otto Abt in Millstatt wurde.27 Die Leitung des
23 Volker Mertens, Das Predigtbuch des Priesters Konrad (Münchener Texte und Untersu-
chungen 33), München 1971, S. 69-75.
24 Mertens, Predigtbuch (wie Anm. 23), S. 75, nahm noch eine Entstehung zu Beginn des
13. Jahrhunderts an.
25 Regina D. Schiewer (Hg.), Die Millstätter Predigten (Deutsche Texte des Mittelalters 93),
Berlin 2015.
26 Zum Folgenden vgl. ausführlicher das Kapitel 2 der Einleitung zur Edition der ,Millstätter
Predigten' (wie Anm. 25) mit dem Titel ,Millstatt, Admont und die Hirsauer Reform',
S. XVIII-XXIV.
27 Wilhelm Deuer, Millstatt, in: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Öster-
reich und Südtirol, bearb. von Ulrich Faust und Waltraud Krassnig (Germania Benedictina 3),
Predigtbuch vermutlich im Bistum Brixen am Ende des 12. Jahrhunderts ver-
fasste.23 Problematisch erscheint bei dieser Vermutung aus heutiger Sicht, dass
die Handschrift selbst keinesfalls vor 1250 entstanden sein dürfte.24 Zwar liegen
für einen Großteil der im Predigtbuch überlieferten Predigten frühe, meist frag-
mentarische Parallelüberlieferungen vor, jedoch bei weitem nicht für alle und so
auch nicht für die fragliche Predigt auf den Festtag des heiligen Augustinus.
Trotzdem dürfen die Augustinerchorherren als Mitinitiatoren der deutsch-
sprachigen Predigtbücher nicht von vorneherein ausgeschlossen werden,
zunächst sollen jedoch die Argumente Zusammentragen werden, die für eine
Entstehung von volkssprachlichen Predigten im Zusammenhang der Reform-
bewegung der Hirsauer sprechen.
Einen wichtigen Hinweis auf diesen Zusammenhang gibt eine Predigtsamm-
lung, die früher den Namen ,Kuppitschsche Sammlungc trug, deren Edition
aber im vergangenen Jahr unter dem Titel ,Millstätter Predigten1 erschienen
ist.25 Mit dieser Edition ist das vermutlich letzte zusammenhängende deutsch-
sprachige Textkorpus aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert der Forschung zu-
gänglich gemacht worden. Es enthält mit seinen Predigten Prosatexte, die maß-
geblich für den religiösen Bildungshorizont von Laien der hochhöfischen Zeit
gewesen sein dürften.
Nur wenige der Predigten des 12. und frühen 13. Jahrhunderts sind uns in
noch intakten Überlieferungsträgern erhalten. Die Millstätter Predigtsamm-
lung, die in einer Handschrift aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts über-
liefert ist, ist eine dieser Sammlungen, so dass es mir auf der Suche nach der
Provenienz der Handschrift gelang, sie als Bestandteil der Bibliothek des Bene-
diktinerklosters Millstatt in Kärnten im 15. Jahrhundert zu identifizieren.26 Vie-
les spricht aber dafür, dass Millstatt nicht der Schreibort der Sammlung war,
sondern dass die Sammlung in Admont zusammengestellt wurde. Zwischen
dem großen Reformzentrum Admont und dem Kloster in Millstatt gab es spä-
testens seit den zwanziger Jahren des 12. Jahrhunderts enge Verbindungen, als
ein Admonter Prior namens Otto Abt in Millstatt wurde.27 Die Leitung des
23 Volker Mertens, Das Predigtbuch des Priesters Konrad (Münchener Texte und Untersu-
chungen 33), München 1971, S. 69-75.
24 Mertens, Predigtbuch (wie Anm. 23), S. 75, nahm noch eine Entstehung zu Beginn des
13. Jahrhunderts an.
25 Regina D. Schiewer (Hg.), Die Millstätter Predigten (Deutsche Texte des Mittelalters 93),
Berlin 2015.
26 Zum Folgenden vgl. ausführlicher das Kapitel 2 der Einleitung zur Edition der ,Millstätter
Predigten' (wie Anm. 25) mit dem Titel ,Millstatt, Admont und die Hirsauer Reform',
S. XVIII-XXIV.
27 Wilhelm Deuer, Millstatt, in: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Öster-
reich und Südtirol, bearb. von Ulrich Faust und Waltraud Krassnig (Germania Benedictina 3),