216 I Regina D. Schiewer
Veröffentlichungen zum Frauenkloster Admont: von Alison Beach55, Christina
Lutter56, Ingrid Roitner57, Susan Marti58 usw.), sind die Konversen der Hir-
sauer Reformkongregation als konkrete Zielgruppe volkssprachlicher Literatur
nicht in Betracht gezogen worden.59 Dabei führte die Einrichtung des neuen
Konverseninstituts dazu, dass die Konvente für eine Vielzahl von idiotae seel-
sorglich verantwortlich wurden. Gerade in der Gruppe der Konversen dürfte
sich eine der personellen Schnittmengen finden, die das Einsetzen volkssprach-
licher Schriftlichkeit von geistlicher Literatur mit der von weltlicher Literatur
verbindet: Illiterate, aber literarisch interessierte Adelige fanden sich innerhalb
wie außerhalb der Klöster. Deren Bedeutung für die Produktion volkssprachli-
cher geistlicher Literatur im 12. Jahrhundert zu untersuchen, muss immer noch
als Forschungsdesiderat angesehen werden.
2. Die Millstätter Predigten liefern den Beweis dafür, dass Konverse eine der
Zielgruppen der Frühen deutschen Predigt sind. Die Parallelüberlieferungen in
der Handschrift der ,Millstätter Predigten*, die die Sammlung im großen Über-
lieferungskomplex der ,Leipziger Predigten* verorten, legen die Annahme eines
,Predigtnetzwerks* nahe, innerhalb dessen volkssprachliche Predigten weiter-
gegeben und ausgetauscht wurden. Dieses ,Predigtnetzwerk* würde den „Lese-
gemeinschaften“ entsprechen, von denen Felix Heinzer in Bezug auf die Buch-
kultur der Hirsauer insgesamt spricht.60
55 Alison Beach, Women as Scribes: Book Production and Monastic Reform in Twelfth-Cen-
tury Bavaria. Cambridge 2004.
56 Christina Lutter, Christ’s Educated Brides (wie Anm. 41); Dies., Zwischen Hof und Klos-
ter. Kulturelle Gemeinschaften im mittelalterlichen Österreich (wie Anm. 41).
57 Roitner, Das Admonter Frauenkloster (wie Anm. 39), S. 199-289.
58 Susan Marti, Doppelklöster im Bild? (wie Anm. 41).
59 Regine Birkmeyer spart in ihrer Untersuchung zu Ehetrennung und monastischer Konver-
sion den Aspekt des „Vordringens religiöser Inhalte in laikale Kreise“ explizit aus: Regine
Birkmeyer, Ehetrennung und monastische Konversion im Hochmittelalter, Berlin 1998,
S. 28.
60 Felix Heinzer, Klösterliche Netzwerke und Kulturelle Identität - Die Hirsauer Reform des
11./12. Jahrhunderts als Vorläufer spätmittelalterlicher Ordensstrukturen, in: Ders., Klos-
terreform und mittelalterliche Buchkultur (wie Anm. 31), S. 85-405, hier S. 184. Lateinische
Briefsammlungen des 12. Jahrhunderts wie die ,Reinhardsbrunner Briefsammlung“ und die
,Admonter Briefsammlung4 geben detaillierten Aufschluss über den Austausch von Büchern
und Werken im klerikalen Kontext. Vgl. hierzu Constant J. Mews, Scholastic Theology in a
Monastic Milieu in the Twelfth Century: The Case of Admont, in: Beach, Manuscnpt and
Monastic Culture (wie Anm. 41), S. 217-239, hier bes. 231f. Dieser von einzelnen Personen
initiierte und von den persönlichen Interessen einzelner bestimmte Austausch von Literatur
ist allerdings nicht zu vergleichen mit den Überlieferungswegen der frühen deutschsprachi-
gen Predigten. Für die Predigten sind wohl eher die Beobachtungen Heinzers zur Überlie-
ferung der Liturgika zutreffend, was die Annahme nahelegt, dass die Predigt, deren vor-
nehmstes Ziel seit der ,Admonitio generalis“ Karls des Großen die Auslegung der Liturgie ist,
Veröffentlichungen zum Frauenkloster Admont: von Alison Beach55, Christina
Lutter56, Ingrid Roitner57, Susan Marti58 usw.), sind die Konversen der Hir-
sauer Reformkongregation als konkrete Zielgruppe volkssprachlicher Literatur
nicht in Betracht gezogen worden.59 Dabei führte die Einrichtung des neuen
Konverseninstituts dazu, dass die Konvente für eine Vielzahl von idiotae seel-
sorglich verantwortlich wurden. Gerade in der Gruppe der Konversen dürfte
sich eine der personellen Schnittmengen finden, die das Einsetzen volkssprach-
licher Schriftlichkeit von geistlicher Literatur mit der von weltlicher Literatur
verbindet: Illiterate, aber literarisch interessierte Adelige fanden sich innerhalb
wie außerhalb der Klöster. Deren Bedeutung für die Produktion volkssprachli-
cher geistlicher Literatur im 12. Jahrhundert zu untersuchen, muss immer noch
als Forschungsdesiderat angesehen werden.
2. Die Millstätter Predigten liefern den Beweis dafür, dass Konverse eine der
Zielgruppen der Frühen deutschen Predigt sind. Die Parallelüberlieferungen in
der Handschrift der ,Millstätter Predigten*, die die Sammlung im großen Über-
lieferungskomplex der ,Leipziger Predigten* verorten, legen die Annahme eines
,Predigtnetzwerks* nahe, innerhalb dessen volkssprachliche Predigten weiter-
gegeben und ausgetauscht wurden. Dieses ,Predigtnetzwerk* würde den „Lese-
gemeinschaften“ entsprechen, von denen Felix Heinzer in Bezug auf die Buch-
kultur der Hirsauer insgesamt spricht.60
55 Alison Beach, Women as Scribes: Book Production and Monastic Reform in Twelfth-Cen-
tury Bavaria. Cambridge 2004.
56 Christina Lutter, Christ’s Educated Brides (wie Anm. 41); Dies., Zwischen Hof und Klos-
ter. Kulturelle Gemeinschaften im mittelalterlichen Österreich (wie Anm. 41).
57 Roitner, Das Admonter Frauenkloster (wie Anm. 39), S. 199-289.
58 Susan Marti, Doppelklöster im Bild? (wie Anm. 41).
59 Regine Birkmeyer spart in ihrer Untersuchung zu Ehetrennung und monastischer Konver-
sion den Aspekt des „Vordringens religiöser Inhalte in laikale Kreise“ explizit aus: Regine
Birkmeyer, Ehetrennung und monastische Konversion im Hochmittelalter, Berlin 1998,
S. 28.
60 Felix Heinzer, Klösterliche Netzwerke und Kulturelle Identität - Die Hirsauer Reform des
11./12. Jahrhunderts als Vorläufer spätmittelalterlicher Ordensstrukturen, in: Ders., Klos-
terreform und mittelalterliche Buchkultur (wie Anm. 31), S. 85-405, hier S. 184. Lateinische
Briefsammlungen des 12. Jahrhunderts wie die ,Reinhardsbrunner Briefsammlung“ und die
,Admonter Briefsammlung4 geben detaillierten Aufschluss über den Austausch von Büchern
und Werken im klerikalen Kontext. Vgl. hierzu Constant J. Mews, Scholastic Theology in a
Monastic Milieu in the Twelfth Century: The Case of Admont, in: Beach, Manuscnpt and
Monastic Culture (wie Anm. 41), S. 217-239, hier bes. 231f. Dieser von einzelnen Personen
initiierte und von den persönlichen Interessen einzelner bestimmte Austausch von Literatur
ist allerdings nicht zu vergleichen mit den Überlieferungswegen der frühen deutschsprachi-
gen Predigten. Für die Predigten sind wohl eher die Beobachtungen Heinzers zur Überlie-
ferung der Liturgika zutreffend, was die Annahme nahelegt, dass die Predigt, deren vor-
nehmstes Ziel seit der ,Admonitio generalis“ Karls des Großen die Auslegung der Liturgie ist,