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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0280
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276 I Matthias M. Tischler

ist es nicht mit der Beobachtung getan, warum vor allem das Religiosentum an
der Ausbildung und Konditionierung des europäischen Bildes von Muhammad
und seiner Glaubensbewegung bis ins 12./13. Jahrhundert beteiligt war.4 Seit der
christlichen Antike war das Bildungsmonopol nie allein auf die monastische Le-
benswelt beschränkt, sondern umfasste gerade auch den Weltklerus und das vor
allem augustinisch verfasste Kanonikertum, ganz zu schweigen von der in unse-
rem Fragezusammenhang immer noch weitestgehend unterschätzten Rolle des
schreib- und lesekundigen Laientums,5 das es gerade in der mediterranen Welt
3 Meine Skizze behält den Vortragsstil weitestgehend bei und zitiert neben wichtigen Quellen-
stellen nur zusammenfassende Studien in Auswahl. Sie widmet sich allein den Verhältnissen
in der lateinischen Kirche. Ein Vergleich mit den Strukturen und Entwicklungen in den Ost-
kirchen dürfte weitere Aufschlüsse erbringen.
4 Die Problematisierung der spezifischen Rolle der „vitae religiosae“ an diesem Prozess ver-
misse ich bei Hans-Werner Goetz, Die Wahrnehmung anderer Religionen und christlich-
abendländisches Selbstverständnis im frühen und hohen Mittelalter (5.-12. Jahrhundert), 2
Bde., Berlin 2013; vgl. meine Besprechung in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische
Geschichtsforschung 127, 2019, S. 317-333.
5 Eine umfassende Monographie zur Rolle der Laien in der interreligiösen Begegnung im Mit-
telalter gibt es bislang nicht. James W. Thompson, The literacy of the laity in the Middle Ages
(University of California Publications. Education 9), Berkeley (Ca.) 1939 [Nachdruck: (Burt
Franklin Research & Source Works Series 2), New York 1960 (u. ö.)J; Andre Vauchez, Les
lai'cs au Moyen Age. Pratiques et experiences religieuses (Histoire), Paris 1987 interessieren
sich nur für die intrareligiöse Rolle von Laien in der Bildungs- bzw. Frömmigkeitsgeschichte
des Früh- und Hoch- bzw. des Hoch- und Spätmittelalters. Ramon Llull, auf den wir unten
eingehen werden, wird allein aus der Perspektive der Produktion von philosophischer Litera-
tur von und für Laien, vor allem aber in dem kurzen Abschnitt seiner Auseinandersetzung mit
der Pariser Universitätsphilosophie in den Jahren 1309 bis 1311 thematisiert von Ruedi Im-
bach, Laien in der Philosophie des Mittelalters. Hinweise und Anregungen zu einem vernach-
lässigten Thema (Bochumer Studien zur Philosophie 14), Amsterdam 1989, S. 60-64 und
102—131. Auch im Sammelband Ruedi IMBACH/Catherine König-Pralong (Hgg.), Le defi
latque. Existe-t-il une philosophie des lates au Moyen Age (Conferences Pierre Abelard), Paris
2013 spielt die interreligiöse Perspektive keine Rolle. Sie hätte auszugehen von einer transkul-
turellen Geschichte der Laienbildung und -Schriftlichkeit im frühmittelalterlichen Spanien,
wozu Roger Collins, Literacy and the Laity in Early Medieval Spain, in: Rosamond McKit-
terick (Hg.), The Uses of Literacy in Early Mediaeval Europe, Cambridge 1990, S. 109-133
einen ersten Baustein geliefert hat. Michael Richter, ,... quisquis seit scribere, nullum potat
abere labore‘. Zur Laienschriftlichkeit im 8. Jahrhundert, in: Jörg Jarnut (Hg.), Karl Martell
in seiner Zeit (Beihefte der Francia 37), Sigmaringen 1994, S. 393—404 behandelt lediglich die
mehr als bescheidenen innerchristlichen Verhältnisse in Alemannien und Rätien. Für eine
Erforschung der Laienliteralität und -bildung (nicht nur im Mittelalter) aus bildungsge-
schichtlicher Perspektive plädiert Ivan Illich, Ein Plädoyer für die Erforschung der Laienli-
teralität, in: Bea LuNDT/Helma Reimöller (Hgg.), Von Aufbruch und Utopie. Perspektiven
einer neuen Gesellschaftsgeschichte des Mittelalters. Für und mit Ferdinand Seibt aus Anlaß
seines 65. Geburtstages, Köln/Weimar/Wien 1992, S. 181-201, und aus germanistischer Sicht
Burghart Wachinger, Wissen und Wissenschaft als Faszinosum für Laien im Mittelalter, in:
Cora Dietl (Hg.), Ars und scientia im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Ergebnisse in-
terdisziplinärer Forschung. Georg Wieland zum 65. Geburtstag, Tübingen 2002, S. 13-29
 
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