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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0061
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48

Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)

Bann belegte Mensch von der eigentlich ihm bestimmten Strafe
verschont wurde. Der zu Heilende hatte gleichwohl auch dem
Handlungsablauf zufolge, der in Text Nr. 2 beschrieben ist.
persönlich die Rolle des Ehegatten des weiblichen "Abbildes des
Banns" zu übernehmen, damit er - wohl vor Zeugen - von dem
Bann geschieden werden konnte, bevor das "Abbild des Banns’’
zu Tode gebracht und beerdigt wurde.

Beschreibungen der nam-erim-bür-ru-da
genannten Heilbehandlung (Texte Nr. 3-15)
3 Therapiebeschreibung 1
A35 Ass 13955 go
m142 mm x m107 mm x m27 mm hD8I. Pflastemiveau.
assyrisches Privathaus. West.
N 4: 177 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie und Photos: S. 398-405
Ältere Kopie: BAM 234 (dort nm die Tafelvorderseite)
Hellbraune, beidseitig erhaltene einkolumnige neuassyrische
Tontafel, die in ihren Ausmaßen vollständig erhalten blieb. Der
untere Rand der Tafel ist auf beiden Seiten stark beschädigt.
Die Vs. enthält 43 Zeilen. Die 36 Zeilen der Rs. sind durch
Beschädigungen und Versinterungen zum Teil nur schwer lesbar.
Der spätneuassyrische Schriftduktus ist wohl in die Zeit kurz vor
der Mitte des 7. Jh. v. Chr. zu datieren.
A 35 enthält eine vollständige Beschreibung der nam-erim-
bür-ru-da genannten Heilbehandlung. Dieser ist eine Sym-
ptombeschreibung vorangestellt, die in eine zusammenfassende
Beurteilung der genannten Krankheitszeichen nebst Benennung
der zugehörigen Krankheitsbilder mündet. Die beschriebene
Heilbehandlung sollte in einem noch frühen Stadium der Erkran-
kung erfolgen, um den Schweregrad ihres Verlaufs zu mindern.
Auch wenn in A 3 5 die konstitutiven Elemente des Bannlösungs-
verfahrens genannt sind, scheint die in A 35 beschriebene Thera-
pie deutlich weniger aufwendig angelegt zu sein, als die in dem
‘Leitfaden’ (Text Nr. 1-2) beschriebene Behandlung. Wie in dem
‘Leitfaden’ hat der Schreiber die den einzelnen Therapiephasen
entsprechenden Abschnitte durch horizontale Striche voneinan-
der abgesetzt. Anders als in dem ‘Leitfaden’ wurde in A 35 der
vollständige Wortlaut der wichtigsten zu rezitierenden Gebete
und Beschwörungen notiert. A 35 stammt wie die Textvertreter
des ‘Leitfadens’ aus dem sog. Haus des Beschwörungspriesters.
Die Tafel mag ein wenig vor der Zeit des Kisir-Assur entstan-
den sein. Der Schreiber der Tafel. Urad-Assur. ist bisher nur aus
dem Kolophon von A 35 bekannt. Er dürfte nicht zur Familie des
Kisir-Assur gehört haben. Vielleicht hat er als Praktikant in dem
Haus der Beschwörerfamilie Dienste geleistet.
4-10 Therapiebeschreibung 2
4 Therapiebeschreibung 2, Textvertreter A

VAT 13618 +
Ass 17722 ap*
VAT 13627 + VAT 13858 +
Ass 17722 e*. -
VAT 13886 + VAT 14056 a +
Ass 17722 c. -
VAT 14056 b + VAT 14056 c +
— —

VAT 14057 ± VAT 14058 (±)
VAT 14056 d
m228 mm x m95 nun x m33 nun hD8I. Suchgraben.
N 4: 551 (VAT 13627) sog. Haus des Beschwörungspriesters
N4: 556 (VAT 13618)
Kopie und Photos: S. 406-413
Ältere Kopien: LKA 151 (VAT 13627); LKA 153 (VAT 13618)
Graubraune, beidseitig erhaltene einkolumnige Tontafel, die
aus insgesamt zehn Tafelfragmenten zusammengesetzt wurde.
Obgleich die linke obere und die rechte untere Ecke sowie
namentlich Partien aus der Tafelmitte fehlen, kann die maximale
Länge. Breite und Dicke der langgestreckten Tafel genau
bestimmt werden. Die Vs. war mit 59. die Rs. mit 51 Zeilen in
spätneuassyrischem Duktus beschriftet, der in die Mitte des 7.
Jh. v. Chr. zu datieren ist.
VAT 13618+ enthält den ersten Teil einer sehr ausführlichen Be-
schreibung der nam-erim-bür-ru-da genannten Heilbehand-
lung. welche erfolgen sollte, wenn der Bann bereits "im Leib
eines Menschen Wirkkraft entfaltet’’ hatte und sich am Kopf
des Betroffenen immer wieder rote und gelbe Flecken zeigten.
Die Therapiebeschreibung bestand aus einer Folge von minde-
stens zwei durch Stichzeilenverweis miteinander verknüpften
Tafeln. Der in VAT 13618+ erhaltene erste, insgesamt 106 Zei-
len umfassende Abschnitt der Therapiebeschreibung entspricht
im wesentlichen dem Handlungsverlauf, der im ‘Leitfaden’ zur
Durchführung des Bannlösungsverfahrens in den Zeilen 1 ’—25’
(= Text Nr. 1. Vs.) dargelegt wurde. Obgleich der Wortlaut der
ersten Tafel dank zweier weiterer, gemeinsam mit VAT 13618+
im sog. Haus des Beschwörungspriesters gefundener Textver-
treter (Texte Nr. 5 und Nr. 6). durch einen mittelassyrischen
Textzeugen aus Assur (Text Nr. 7) sowie weitere neuassyrische
Duplikate aus Ninive (Text Nr. 8 und Nr. 9) und Kalhu (Text
Nr. 10) nahezu vollständig vorliegt, ist uns die Fortführung der
Therapiebeschreibung, in der - anders als in dem ‘Leitfaden’ -
die im Verlauf der Behandlung zu sprechenden Gebete und Be-
schwörungen ausformuliert waren, in Gänze unbekannt.
Die Tafel VAT 13618+ wurde, wie dem Kolophon zu entnehmen
ist. von Kisir-Assur geschrieben, als dieser noch im Haus seines
Vaters Nabü-bessun(u) als sam(al)lü in der Ausbildung stand.
Das Duplikat VAT 13646 (Text Nr. 5 = Textvertreter B) stammt
ebenfalls von der Hand des Kisir-Assur.
5 Therapiebeschreibung 2, Textvertreter B
VAT 13646 Ass 17722 pk*
86 mm x 71 nun x 23 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 587 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: S. 414415
Ältere Kopie: LKA 152 (dort nur die Tafelrückseite)
Grau-rötliches, beidseitig erhaltenes Bruchstück einer
einkolumnigen Tontafel, von der ein 86 mm langes Stück samt
linkem und oberem Seitenrand erhalten blieb. Die unbeschädigte
Tafel dürfte etwa die gleichen Maße besessen haben wie das
besser erhaltene Duplikat Text Nr. 4. Auf der stark beschädigten
Vs. sindRestevon 14 Zeilen in spätneuassyrischen Schriftduktus
zu erkennen, auf der Rs. finden sich Reste von 16 Zeilen.
 
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