Metadaten

Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0062
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Katalog: Nr. 3-8

49

In der wohl in der Mitte des 7. Jh. v. Chr. geschriebenen Tafel
VAT 13646 blieben neben dem Kolophon Anfang und Ende
des ersten Teils der Therapiebeschreibung erhalten, die uns aus
VAT 13618+ (Text Nr. 4) nahezu vollständig bekannt ist.
VAT 13646 stammt wie das Duplikat Text Nr. 4 aus dem
Tafelbestand des sog. Hauses des Beschwörungspriesters. Der
Kolophon zeigt, daß VAT 13646 so wie Text Nr. 4 von Kisir-
Assur geschrieben wurde. Kisir-Assurverzichtete jedoch in Text
Nr. 5 - so wie in zahlreichen weiteren Fällen (siehe z. B. Text
Nr. 1 sowie BAM 9, BAM 78, BAM 121, BAM 131, BAM 307,
BAM 311, BAM 333, BAM 351; KAR21, KAR 171, KAR 267;
LKA 40; V. Scheil, RA 15, 76) - darauf, im Kolophon seinen
Titel zu nennen. Da viele der Tafeln mit einem solchen Kolophon
von dem bereits voll ausgebildeten Kisir-Assur geschrieben
wurden, dürfte auch Text Nr. 5 jünger sein als das Duplikat Text
Nr. 4, das Kisir-Assur bereits als sam(al)lü angefertigt hatte.
6 Therapiebeschreibung 2, Textvertreter C
VAT 13668 + VAT 13942 + Fundnummem: -, -
VAT 14105 ± VAT 14106 ± Ass 17722 m. -
VAT 14107 ± VAT 14375
m154 mm x m96 mm x m27 mm hD8I, Suchgraben,
zu N 4 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: S. 416-421
Nahezu vollständig erhaltene, hellbraune einkolumnige
Tontafel, die aus sechs Bruchstücken zusammengesetzt wurde.
Auf der Vs. weist die Tafel 37 und auf der Rs. 32 Zeilen in
spätneuassyrischem Schriftduktus auf. Das unruhige Schriftbild
deutet darauf hin, daß die Tafel von einem noch nicht allzu weit
fortgeschrittenen Schüler angefertigt wurde. Hierzu paßt auch,
daß der Schreiber, der darauf verzichtete, seine Tafel mit einem
Kolophon zu versehen, die Z. 56 versehentlich ausgelassen und
auf dem linken Tafelrand nachgetragen hat.
Anders als Text Nr. 4 und Text Nr. 5 zählt Text Nr. 6 zu einer
Fassung der Therapiebeschreibung 2. die so stark gekürzt wurde,
daß der Text auf einer einzigen Tafel untergebracht werden
konnte. In den ersten 64 Zeilen stimmen beide Rezensionen der
Therapiebeschreibung 2 genau überein. Im folgenden wurde
indes in der durch Text Nr. 6 bekannt werdenden Fassung auf
die Niederschrift jener Passagen, welche die Entsorgung der
von dem Patienten genommenen pathogenen Stoffe betreffen
(Text Nr. 4-10, 65-105), sowie der daran anschließenden, uns
noch unbekannten Abschnitte verzichtet. Die Beschreibung
der Heilbehandlung ist auf den Umgang mit dem "Abbild des
Banns" fokussiert und setzt erst mit der ‘Verehelichung’ von
Patienten und Bann-Figürchen wieder ein. Es zeigt sich, daß die
Beschreibung der letzten Phase des Bannlösungsverfahrens bis
in Einzelheiten mit der Schilderung übereinstimmt, die aus Text
Nr. 3, 72-78 bekannt ist. Die Tafelunterschrift läßt erkennen, daß
Text Nr. 6 zu einer Folge von Tafeln zählte, die der Behandlung
von Fieber gewidmet war.
Nur von einem der sechs Bruchstücke, aus denen die Tafel
zusammengefügt wurde, ist die Fundnummer bekannt
(VAT 14105). Sie zeigt, daß dieses Stück (und damit wohl auch
alle anderen daran angeschlossenen Fragmente) am 27. August

1910 mit sehr vielen weiteren Tontafeln und Tafelbruchstücken
in dem sog. Haus des Beschwörungspriesters gefunden wurde.
7 Therapiebeschreibung 2, Textvertreter D
VAT 10297 ± VAT 11120 (±) Fundnummem: -. -
VAT 10484 ± VAT 10878 + - . -
VAT 11129
184 mm x 168 mm x m34 mm Fundstelle in Assur: -
Kopie und Photos: S. 422-427
Braunes Bruchstück einer beidseitig erhaltenen, einkolumnigen
spätmittelassyrischen oder frühneuassyrischen Tontafel,
das aus zwei physisch nicht aneinanderzufügenden Teilen
besteht, welche ihrerseits aus insgesamt fünf Tafelfragmenten
zusammengesetzt wurden. Abgesehen von einem kleinen Stück
des rechten Seitenrandes sind alle Tafelkanten verloren. Auf der
Vs. der Tafel blieben Reste von 40 Zeilen, auf der Rs. lediglich
Reste von 14 Zeilen in mittelassyrischem Schriftduktus erhalten.
Die Tafel VAT 10297+ enthielt wie Text Nr. 6 eine Version
der Therapiebeschreibung 2. die auf einer einzigen Tafel
niedergeschrieben war. Mit der sehr beschädigten letzten
Zeile des Skriptes (Text Nr. 4-10, 14’) kam nämlich auch in
VAT 10297+ die Beschreibung der Heilbehandlung zu einem
Ende, denn dort ist wohl die sehr häufig am Ende vergleichbarer
Texte stehende Anweisung zu finden, daß der Patient “in sein
Haus’’ zurückkehren solle. Abgesehen von einer Kürzung
(es fehlen die Zeilen 36-49 mit einer an das Bann-Figürchen
gerichteten Beschwörung) stimmt - genau so. wie es für Text
Nr. 6 gilt - auch der mittelassyrische Textvertreter Text Nr. 7 mit
den ersten 64 Zeilen jener Fassung der Therapiebeschreibung 2
überein, die aus mehreren Tafeln besteht (Text Nr. 4 und Nr. 5).
Da VAT 10297+ an eben dieser Stelle abbricht, ist unklar, ob
die mittelassyrische Fassung des Textes weiterhin dem Wortlaut
von Text Nr. 4-5 folgte. Das sehr zerstörte Ende der durch
VAT 10297+ bezeugten Therapiebeschreibung 2 weicht von dem
aus Text Nr. 6 bekannten Abschluß der Therapiebeschreibung 2
vollständig ab.
8 Therapiebeschreibung 2, Textvertreter E
K 8293 ±K 13327
87 mm x 69 mm x 18 mm Ninive. Teil Kouyunjik
Kopie: S. 428
Ältere Kopie: BMS PI. 73 (K 8293)
Photo: CDLIP397572
Braunes, aus zwei Fragmenten zusammengesetztes Bruchstück
von der unteren Hälfte einer einkolumnigen neuassyrischen
Tontafel mit einem kleinen Stück des linken Seitenrandes. Auf
der Vs. blieben Reste von 24 Zeilen in spätneuassyrischem
Schriftduktus erhalten, der in die zweite Hälfte des 7. Jh. v. Chr.
zu datieren ist. Die Rs. der Tafel ist gänzlich zerstört.
K 8293+ enthält einen Text, in dem eine Beschwörung im
Mittelpunkt steht, die aus der Therapiebeschreibung 2 bekannt
ist und gesprochen werden sollte, wenn man Getreidekömer,
auf die die pathogenen, von einem Bann ausgehenden Kräfte
übertragen worden waren, an ein Kalb verfütterte, um so das
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften