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Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)
Herstellung und Anwendung jenes auf nüchternen Magen
einzunehmenden Heiltranks gegen die Bannkrankheit, der auch
aus Text Nr. 76. 21-24 bekannt ist. Abweichend davon sind in
Text Nr. 77. l’-3’ sowie in den Parallelstellen BAM 52. Vs.
39-40 und BAM 579. Kol. I. 40-41 die Symptome genannt, bei
denen die Verabreichung des Medikaments empfohlen wurde
(siehe dazu den Kommentar zu Text Nr. 76-77. 21-24). Umfang
und weiterer Inhalt der Rezeptsammlung, zu der VAT 13751
gehört, lassen sich nicht mehr ermitteln.
78 Rezeptsammlung 5
VAT 9138 Ass 13955 eq
ml 72 mm x m74 mm x m23 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 131 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopien: KAR 157; BAM 168
Photos: S. 519-523 und CDLIP369126
Braune, vollständig erhaltene einkolumnige Tontafel. Lediglich
die rechte obere und die rechte untere Ecke ist ein wenig ange-
stoßen. Das Schriftbild ist von horizontalen Paragraphenstrichen
geprägt. Auf der Vs. Enden sich 41. auf der Rs. 42 Zeilen in
einem für die spätneuassyrische Zeit typischen Schriftduktus.
Die von dem Heiler Kisir-Nabü in der zweiten Hälfte des 7. Jh.
v. Chr. geschriebene Tafel weist einen zweizeiligen Kolophon
auf. dessen letzte Zeile auf dem unteren Tafelrand steht.
In der vorliegenden Tafel exzerpierte Kisir-Nabü “in Eile"
dreizehn verschiedene Rezepte. Allesamt geben sie Auskunft über
Ingredienzien. Herstellung und Anwendung von Medikamenten,
welche Heilung von Darmleiden in Aussicht stellten, die man
auf einen Bann zurückführte. Die Erkrankungen, in deren
Verlauf auch der Darmausgang in Mitleidenschaft gezogen
werden konnte, sind von fiebriger Entzündung, von Blähungen
und Flatulenz geprägt. Insgesamt acht der dreizehn Heilmittel
sollten rektal als Einlauf verabreicht werden. Drei davon waren
dazu bestimmt, für eine rasche Darmentleerung zu sorgen. Drei
weitere Medikamente wurden in Gestalt rektaler Suppositorien
(Zäpfchen) eingesetzt. Wohl um eine bessere Gleitfähigkeit
zu erzielen, empfahl man für eines der Zäpfchen, es vor dem
Gebrauch mit Zypressenöl zu besprenkeln. Ein weiteres
Heilmittel verabreichte man peroral in Form eines auf nüchternen
Magen einzunehmenden Trankes. Nur für eines der in VAT 9138
zusammengestellten Medikamente kann die vorgesehene Art der
Anwendung nicht mehr sicher bestimmt werden.
79 Rezeptsammlung 6
VAT 13761 Ass 17721
166 mm x m74 mm x m26 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 545 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: BAM 174
Photos: S. 524-529 und CDLI P285266
Rötliche Tontafel. die aus mehreren Bruchstücken
zusammengefügt wurde und nun weitgehend vollständig
wiederhergestellt ist. Während der gesamte obere Tafelrand und
die vier Ecken der Tafel abgebrochen sind, blieb ein Teil des
unteren Tafelrandes erhalten. Die Tafel ist in einem Schriftduktus
gehalten, der für die spätneuassyrische Zeit typisch ist. Auf
Vorder- und Rückseite ist das Schriftbild von horizontalen
Paragraphenstrichen geprägt. Auf der Vs. fehlen von insgesamt
46 Zeilen nur die ersten beiden. Auf der Rs. blieben 38 Zeilen
erhalten. Da die letzten Zeilen zerstört sind, bleibt ungewiß, ob
die unbeschädigte Tafel mit einem Kolophon versehen war.
Die hier vorgestellte Tafel enthielt in unbeschädigtem Zustand
mehr als 24 verschiedene Rezepte und Anweisungen, die auf
die Lösung eines Banns zielen, oder der Absicht dienen, zu
verhindern, daß ein Bann von einem Menschen Besitz ergreift.
Die in den Rezepten genannten Beschwerden reichen von rechts-
und linksseitiger Lähmung von Mund und Lippe, verbunden mit
der Unfähigkeit zu sprechen, über Schwellungen im Bereich
von Brust und Bauch bis hin zu fiebrigen Leiden, die von
Depressionen und dem Auswurf von mit Blut durchsetztem
Speichel begleitet sein können. Auch ein aufgetriebener Leib
und Flüssigkeitsansammlungen in der freien Bauchhöhle
(“Wassersucht'') zählen zu den aufgeführten Krankheitszeichen,
die - so unterschiedlich sie auch sein mögen - allesamt als
Folge eines “Banns” betrachtet wurden. Als Heilmittel empfahl
man Kataplasmen. Salbungen mit und ohne vorherige Spülung.
Räucherwerk. Einläufe und Tränke, von denen manche als
Brech- und andere als Abführmittel dienten. Außerdem finden
sich Vorschriften zur Herstellung einer heilenden Salbe und
die Anleitung für die Durchführung medizinischer Bäder. In
VAT 13761 sind auch einige Anweisungen zusammengestellt, in
deren Mittelpunkt nicht die Herstellung von Medikamenten und
deren Verabreichungsformen stehen, sondern prophylaktische
Maßnahmen, die die Heiler (äsipu) veranlaßten. Zum einen
sollten sie einem Menschen Schutz bieten, der einen Eid zu
leisten hatte und dabei durch unwissentliches Fehlverhalten
Gefahr lief, von einem Bann getroffen zu werden. Zum anderen
sollten sie dafür sorgen, daß ein Mensch, der sich etwa durch
das Ergebnis eines Gottesurteils (Ordal) als eidbrüchig erwiesen
hatte, an dem Ort der Eidesleistung keine Verunreinigung
zurückließ, die Dritte in Gefahr bringen könnte.
80 Rezeptsammlung 7
VAT 13787 Ass 17721 o
122 mm x m60 mm x m21 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 492 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: BAM 201
Photos: S. 530-531 und CDLI P285292
Rötlich-braune, weitgehend vollständig erhaltene einkolumnige
Tontafel. Der obere Tafelrand und die beiden oberen Ecken sind
ebenso zerstört wie die linke untere Ecke. Dennoch scheinen sich
von nahezu allen Zeilen zumindest geringfügige Reste erhalten
zu haben. Freilich ist die Tafeloberfläche im ersten Drittel der
Vs. und im letzten Drittel der Rs. so stark beschädigt, daß dort
nur wenige Zeichenreste zu erkennen sind. Auf der Vs. lassen
sich insgesamt 30 Zeilen, auf der Rs. 19 Zeilen nachweisen, die
in einem für die spätneuassyrische Zeit typischen Schriftduktus
gehalten sind. Am Tafelende folgt auf eine Stichzeile ein von
dem noch jungen Kisir-Assur geschriebener Kolophon, der
ursprünglich sechs Zeilen umfaßt haben dürfte.
Die in die Mitte des 7. Jh. v. Chr. zu datierende Tafel VAT 13787
bietet eine Zusammenstellung von Rezepten, die der noch in der
Ausbildung befindliche Kisir-Assur als Heilergehilfe von einer
Bannlösung (nam-erim-bür-ru-da)
Herstellung und Anwendung jenes auf nüchternen Magen
einzunehmenden Heiltranks gegen die Bannkrankheit, der auch
aus Text Nr. 76. 21-24 bekannt ist. Abweichend davon sind in
Text Nr. 77. l’-3’ sowie in den Parallelstellen BAM 52. Vs.
39-40 und BAM 579. Kol. I. 40-41 die Symptome genannt, bei
denen die Verabreichung des Medikaments empfohlen wurde
(siehe dazu den Kommentar zu Text Nr. 76-77. 21-24). Umfang
und weiterer Inhalt der Rezeptsammlung, zu der VAT 13751
gehört, lassen sich nicht mehr ermitteln.
78 Rezeptsammlung 5
VAT 9138 Ass 13955 eq
ml 72 mm x m74 mm x m23 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 131 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopien: KAR 157; BAM 168
Photos: S. 519-523 und CDLIP369126
Braune, vollständig erhaltene einkolumnige Tontafel. Lediglich
die rechte obere und die rechte untere Ecke ist ein wenig ange-
stoßen. Das Schriftbild ist von horizontalen Paragraphenstrichen
geprägt. Auf der Vs. Enden sich 41. auf der Rs. 42 Zeilen in
einem für die spätneuassyrische Zeit typischen Schriftduktus.
Die von dem Heiler Kisir-Nabü in der zweiten Hälfte des 7. Jh.
v. Chr. geschriebene Tafel weist einen zweizeiligen Kolophon
auf. dessen letzte Zeile auf dem unteren Tafelrand steht.
In der vorliegenden Tafel exzerpierte Kisir-Nabü “in Eile"
dreizehn verschiedene Rezepte. Allesamt geben sie Auskunft über
Ingredienzien. Herstellung und Anwendung von Medikamenten,
welche Heilung von Darmleiden in Aussicht stellten, die man
auf einen Bann zurückführte. Die Erkrankungen, in deren
Verlauf auch der Darmausgang in Mitleidenschaft gezogen
werden konnte, sind von fiebriger Entzündung, von Blähungen
und Flatulenz geprägt. Insgesamt acht der dreizehn Heilmittel
sollten rektal als Einlauf verabreicht werden. Drei davon waren
dazu bestimmt, für eine rasche Darmentleerung zu sorgen. Drei
weitere Medikamente wurden in Gestalt rektaler Suppositorien
(Zäpfchen) eingesetzt. Wohl um eine bessere Gleitfähigkeit
zu erzielen, empfahl man für eines der Zäpfchen, es vor dem
Gebrauch mit Zypressenöl zu besprenkeln. Ein weiteres
Heilmittel verabreichte man peroral in Form eines auf nüchternen
Magen einzunehmenden Trankes. Nur für eines der in VAT 9138
zusammengestellten Medikamente kann die vorgesehene Art der
Anwendung nicht mehr sicher bestimmt werden.
79 Rezeptsammlung 6
VAT 13761 Ass 17721
166 mm x m74 mm x m26 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 545 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: BAM 174
Photos: S. 524-529 und CDLI P285266
Rötliche Tontafel. die aus mehreren Bruchstücken
zusammengefügt wurde und nun weitgehend vollständig
wiederhergestellt ist. Während der gesamte obere Tafelrand und
die vier Ecken der Tafel abgebrochen sind, blieb ein Teil des
unteren Tafelrandes erhalten. Die Tafel ist in einem Schriftduktus
gehalten, der für die spätneuassyrische Zeit typisch ist. Auf
Vorder- und Rückseite ist das Schriftbild von horizontalen
Paragraphenstrichen geprägt. Auf der Vs. fehlen von insgesamt
46 Zeilen nur die ersten beiden. Auf der Rs. blieben 38 Zeilen
erhalten. Da die letzten Zeilen zerstört sind, bleibt ungewiß, ob
die unbeschädigte Tafel mit einem Kolophon versehen war.
Die hier vorgestellte Tafel enthielt in unbeschädigtem Zustand
mehr als 24 verschiedene Rezepte und Anweisungen, die auf
die Lösung eines Banns zielen, oder der Absicht dienen, zu
verhindern, daß ein Bann von einem Menschen Besitz ergreift.
Die in den Rezepten genannten Beschwerden reichen von rechts-
und linksseitiger Lähmung von Mund und Lippe, verbunden mit
der Unfähigkeit zu sprechen, über Schwellungen im Bereich
von Brust und Bauch bis hin zu fiebrigen Leiden, die von
Depressionen und dem Auswurf von mit Blut durchsetztem
Speichel begleitet sein können. Auch ein aufgetriebener Leib
und Flüssigkeitsansammlungen in der freien Bauchhöhle
(“Wassersucht'') zählen zu den aufgeführten Krankheitszeichen,
die - so unterschiedlich sie auch sein mögen - allesamt als
Folge eines “Banns” betrachtet wurden. Als Heilmittel empfahl
man Kataplasmen. Salbungen mit und ohne vorherige Spülung.
Räucherwerk. Einläufe und Tränke, von denen manche als
Brech- und andere als Abführmittel dienten. Außerdem finden
sich Vorschriften zur Herstellung einer heilenden Salbe und
die Anleitung für die Durchführung medizinischer Bäder. In
VAT 13761 sind auch einige Anweisungen zusammengestellt, in
deren Mittelpunkt nicht die Herstellung von Medikamenten und
deren Verabreichungsformen stehen, sondern prophylaktische
Maßnahmen, die die Heiler (äsipu) veranlaßten. Zum einen
sollten sie einem Menschen Schutz bieten, der einen Eid zu
leisten hatte und dabei durch unwissentliches Fehlverhalten
Gefahr lief, von einem Bann getroffen zu werden. Zum anderen
sollten sie dafür sorgen, daß ein Mensch, der sich etwa durch
das Ergebnis eines Gottesurteils (Ordal) als eidbrüchig erwiesen
hatte, an dem Ort der Eidesleistung keine Verunreinigung
zurückließ, die Dritte in Gefahr bringen könnte.
80 Rezeptsammlung 7
VAT 13787 Ass 17721 o
122 mm x m60 mm x m21 mm hD8I. Suchgraben.
N 4: 492 sog. Haus des Beschwörungspriesters
Kopie: BAM 201
Photos: S. 530-531 und CDLI P285292
Rötlich-braune, weitgehend vollständig erhaltene einkolumnige
Tontafel. Der obere Tafelrand und die beiden oberen Ecken sind
ebenso zerstört wie die linke untere Ecke. Dennoch scheinen sich
von nahezu allen Zeilen zumindest geringfügige Reste erhalten
zu haben. Freilich ist die Tafeloberfläche im ersten Drittel der
Vs. und im letzten Drittel der Rs. so stark beschädigt, daß dort
nur wenige Zeichenreste zu erkennen sind. Auf der Vs. lassen
sich insgesamt 30 Zeilen, auf der Rs. 19 Zeilen nachweisen, die
in einem für die spätneuassyrische Zeit typischen Schriftduktus
gehalten sind. Am Tafelende folgt auf eine Stichzeile ein von
dem noch jungen Kisir-Assur geschriebener Kolophon, der
ursprünglich sechs Zeilen umfaßt haben dürfte.
Die in die Mitte des 7. Jh. v. Chr. zu datierende Tafel VAT 13787
bietet eine Zusammenstellung von Rezepten, die der noch in der
Ausbildung befindliche Kisir-Assur als Heilergehilfe von einer