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Maul, Stefan M.; Maul, Stefan M. [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 10, Teilband 1): Einleitung, Katalog und Textbearbeitungen — Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.57036#0264
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Textbearbeitungen: Nr. 54

251

8’ des herausragenden Stammbaums (??) [(...) kenne ich nicht (o. ä.)].
9’ Heute habe ich (alles) vergessen, bin ohne (jegliche) Erinnerung. [ (imperativ(e) fem. Sg.) meine Schuld (o. ä.)]
10’ und tilge (sie), vertreibe (sie). ]!
11’ Jetzt aber [wasche ich mich (o. ä.)] über [dich (?) ].
12’ Lasse es (d. h.: das heruntergewaschene Unheil) [die Step]pe. das offene Land und die Anhöhen
entgegen[nehmen! ].
13 ’ [Gemäß der Be] schwörungsformel des Ea. mit den Künsten des [Asalluhi].
14’ [entsprechend] der Entscheidung des Samas. des Richters, verschone mich! [ ].
15’ [Die Erde (??)] möge das. was mir Verschonung (bringt), [von mir] entgegennehmen. [ ].
16’ [ ].[ ]•
17’ Krankheit. Kopfschmerz. Schlaflosigkeit...[ ].
18 ’ Über das Abbild des Banns [habe ich] die Krankheit....[.... abgestreift].
19’ Oben [möge es] mein(e/en) in den Himmel [hinaufbringen].
20’ Unten möge es die Schuldenlast zur Erde [hinabbringen (?)].
21 ’ Wie eine Nebelwolke die Triebe des Grüns [groß werden läßt/zum Wachsen bringt (o. ä ). so möge ich leben (o. ä.)]
22’ auf deine erhabene [Weisung hin. [die nicht abgeändert werden kann].
23 ’ auf dein festes Jawort hin. das [unumstößlich ist! (Beschwörungsformel)].

24’ [Beschwörung: Ihr. das Abbild jeg[lichen] Banns. [(...)].
25’ [die (ihr)], um mich zu schädigen. [ ].
26’ [ ]...[ ].
27’ [ ]...[ ].
(abgebrochen)

Kommentar:
Da in Z. 18’ ein "Abbild des Banns” (NU(.)NAM.RIM) ausdrücklich genannt ist. darf man mit einiger Sicherheit
davon ausgehen, daß der hiervorgestellte Text im Rahmen eines Bannlösungsverfahrens rezitiert werden sollte.
Der Adressat des Textes ist. wie die Imperative in den Zeilen 10’. 12’ und 14’ zeigen, weiblichen Geschlechtes.
Gleichwohl dürfte hier, so wie in vergleichbaren Beschwörungen, keine Göttin angesprochen sein, sondern
vielmehr der personifizierte, als weiblich gedachte Bann, der in einem Figürchen Gestalt angenommen hatte.
Dieses Figürchen sollte - wie es z. B. in Text Nr. 3. 34ff. sehr deutlich gesagt wird - als Ersatz und Stellvertreter
für den vom Bann getroffenen Erkrankten dienen, seine Strafe auf sich nehmen und an seiner Stelle sterben
und begraben werden. In diesem Sinne sind die an den Bann gerichteten Bitten aus den Zeilen 10’. 12’ und
14’ zu verstehen. Trotz des fragmentarischen Zustands läßt der schwer beschädigte Text die Situation erahnen,
in die hinein er gesprochen werden sollte: Der Patient hatte sein Schuld zu bekennen (Z. l’ff.) und dann das
Bannfigürchen mit dem feinstofflich gedachten Unheil in Kontakt zu bringen (siehe Z. 11’). welches man zuvor
von dem Erkrankten heruntergewaschenen oder heruntergeriebenen hatte. Auf diese Weise sollte das von dem
Bann ausgegangene Übel auf den personifizierten Bann zurückgeführt und dann gemeinsam mit ihm beseitigt
werden. Es darf als gewiß gelten, daß man zuvor das Bannfigürchen geehrt und gespeist hatte (siehe dazu den
Kommentar zu Text Nr. 1-2. 6’-7’ und Text Nr. 3. 27). Mit der Beschwörung wurde das Bannfigürchen gebeten
und durch die Autorität von Ea. Samas und Asalluhi darauf verpflichtet (siehe Z. L3’-14’). den Erkrankten zu
verschonen und seine Gesundung zuzulassen.
1-4' In diesen nm sehr schlecht erhaltenen Zeilen waren wohl Situationen und Handlungen aufgezählt, die zur Folge
hatten, daß degenige. dem das vorliegende Gebet in den Mund gelegt ist. von einem Bann getroffen worden war.
Die Passage mit dem Charakter eines Schuldbekenntnisses wäre dann mit den langen Auflistungen vergleichbar,
wie wir sie z. B. aus Text Nr. 38-39 kennen.
2’ Die erhaltenen Spuren und die Raumverhältnisse passen zu der Lesung [me q]ä-ti-i[a. Vielleicht war hier
von gebrauchtem Wasser die Rede, mit dem der Erkrankte sich die Hände gewaschen und dabei, willentlich
oder unbeabsichtigt, die Verunreinigung eines Ortes oder einer Person verursacht und sich so göttlichen Zorn
zugezogen hatte.
3’ Vgl. Text Nr. 38-39. 40: [x (x) I]a kit-ti i-te-pu-[us MIN].
4 ’ Eine Ergänzung der Zeile sollte sich von Text Nr. 16-26. 70 inspirieren lassen: lä salimtu ina pija Sakin lä qabita
usanni, "Unheilvolles lag mir im Mund. Das. was man nicht sagt, gab ich wieder”.
5 ’ Die hier vorgeschlagene Ergänzung richtet sich nach Text Nr. 27-33. 95. Vgl. ferner Text Nr. 45. 22 (a-na DIGIR
ZU]-z/ NU ZU-z/ MIN MIN MIN). Die Ergänzung [ma-mit Z]U-z/ etc. in Anlehnung an Text Nr. 45. 7’ und Text
Nr. 46—17. 25’ ist weniger wahrscheinlich. Vor den Zeilen 6’-8’ ist diese Wendung nicht zu erwarten, da sich
in Parallelstellen die entsprechende Formulierung erst dann findet, wenn zuvor spezifische Situationen, die zu
einem Bann geführt haben könnten, aufgezählt worden waren.
6’-7’ Vgl. die Parallelstellen Text Nr. 3. 38. Text Nr. 45. 3’-5’. Text Nr. 46—17. 22-24 sowie Text Nr. 64. 18-19. Zur
ersten Hälfte der Zeile 6’ siehe außerdem Text Nr. 4-10. 12.
 
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