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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0032
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Einleitung des Herausgebers

XXXI

Unabhängig von »möglicher Existenz« laufen solche Versuche zwar leer, aber allein
daraus ergibt sich noch nicht ihre positive Bedeutung für das übergeordnete Projekt
philosophischer Seinssuche.
Aufgegeben hat Jaspers den Primat des existenzerhellenden Transzendierens auch
später nicht. Der periechontologische Ansatz wechselt aber wieder zurück zur »Voll-
ansicht« der transzendentalen Methode, indem er das Transzendieren der Subjekt-Ob-
jekt-Beziehung zunächst aus der Selbstreflexion des Denkens entwickelt. Das geschieht
in mehreren Schritten.124 Zum einen verzichtet Jaspers darauf, die Paradoxie zu ent-
kräften, dass sich im Transzendieren der Subjekt-Objekt-Beziehung die Subjekt-Ob-
j ekt-Beziehung bestätigt: Das Subjekt/Objekt-Umgreifende lässt sich tatsächlich nur
wiederum als Subjekt oder als Objekt denken, als ein subjektiv Umgreifendes oder
als ein objektiv Umgreifendes. Der erste Schritt ergibt so das Bewusstsein überhaupt als
Umgreifendes im subjektiven Sinne und die Welt als das Umgreifende im objektiven
Sinne. Beide Umgreifende stehen al pari, auch wenn wir transzendierend immer nur
eine Perspektive einnehmen können: die des Bewusstseins überhaupt, zu dem korrela-
tiv dann auch >seine< Welt gehört, oder die der Welt, in der als Teil dann auch das Be-
wusstsein >vorkommt<. Dabei tritt der Weltbegriff anscheinend doppelt auf. Welt als
Korrelat des Bewusstseins ist die bislang thematische Lebenswelt, zusätzlich bestimmt
durch die im nächsten Schritt erörterten Weisen des Daseins und des Geistes. Welt als
eigene Weise des Umgreifenden ist Welt im Sinne eines Containers, der als Natur oder
Kosmos umfasst, was es gibt. Aber diese Verdopplung zieht nur die Konsequenz dar-
aus, dass für uns das Umgreifende jeweils mit einem Subjekt- oder Objekt-Index ver-
sehen bleibt: Der Index verdeutlicht, dass das jeweilige Umgreifende »nicht alles ist<.
Dadurch dass sich das Transzendieren aufspaltet und den Weg nimmt entweder zu ei-
nem subjektiv oder objektiv Umgreifenden, gelangt es zu bilateralen Standpunkten,
von denen aus, was in der einen Richtung als Umgreifendes sich präsentiert, in der
anderen nur einen Teilaspekt darstellt. Vom Standpunkt des Bewusstseins überhaupt
als Umgreifendes ist die Welt Konstituens des Bewusstseins, vom Standpunkt des Um-
greifenden der Welt ist das Bewusstsein ein Sachverhalt in der Welt. Reflexiv gewinnt
Jaspers damit einen Begriff der Immanenz, der nicht auf ontologischen Voraussetzun-
gen fußt, sondern auf der Einsicht, dass zu jedem Umgreifenden denknotwendig eine
alternative Perspektive gehört, die es zugleich relativiert. Bewusstsein überhaupt und
die Container-Welt sind »immanente Weisen des Umgreifenden«, weil wir sie als Um-
greifende nur komplementär denken können.
Der zweite Schritt buchstabiert das weitkonstituierende Bewusstsein aus in die Wei-
sen des Umgreifenden von Dasein und Geist: »Das Umgreifende, das ich bin, ist mit dem
Bewußtsein überhaupt nicht erschöpft. Ich bin als Dasein, von dem das Bewußtsein ge-

124 Vgl. S. 112-113 und Von der Wahrheit, 48-50.
 
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