IErste Vorlesung
7
Herkunft der gegenwärtigen philosophischen Situation
(Die geschichtliche Bedeutung Kierkegaards und Nietzsches)
I. Geschichtliche Erinnerung. - Die gegenwärtige Situation.7
2. Kierkegaard und Nietzsche.12
Das Gemeinsame ihres Denkens: Die Infragestellung der Vernunft; Verdacht gegen den wissen-
schaftlichen Menschen; gegen das System das Sein als Ausgelegtsein; Maske; das Sein selbst; ♦
Redlichkeit; der zu ihnen gehörende Leser4
Die Wirklichkeit ihrer denkenden Existenz: Das Zeitalter; ihre Aufgabe; die Wahrnehmung ♦
der substantiellen Veränderung im Wesen des Menschen; die Modernität überwunden:
I. die grenzenlose Reflexion; 2. das Drängen an die Ursprünge; 3. der Halt in der Transzendenz.
- Ihr Sein als Ausnahme.14
Die Weise ihres Selbstverständnisses: gegen die Verwechselbarkeit; ihr Selbstbewußtsein; ihr
Bewußtsein des Mißratenseins, des Ausnahmeseins, der Einsamkeit; Vorsehung und Zufall; Tan-
zen; keine Prophetie. - Die Tat.29
3. Bedeutung der durch Kierkegaard und Nietzsche hervorgebrachten philosophischen Situation.5
Zweideutigkeit beider. Das Verwirrende ihrer Wirkung. Die Aufgabe des Philosophierens im
Verhalten zu ihnen. - Die Frage: was nun? - Die von uns aus der Situation herausgenommene
Frage: Vernunft und Existenz.35
Das Vernünftige ist nicht denkbar ohne das Andere, das Nichtvernünftige; wie es auch
in der Wirklichkeit nicht ohne das Andere vorkommt.6 Es fragt sich nur, in welcher Ge-
stalt das Nichtvernünftige auftritt,7 wie es trotz allem bleibt, und wie es erfaßt wird.
Dem Philosophieren eignet das Streben: das Unvernünf|tige und Widervernünf- 8
tige aufzufangen; es durch Vernunft zu formen, es in eine Weise der Vernunft zu ver-
wandeln, ja es zuletzt als mit Vernunft identisch zu erweisen: alles Sein soll Ordnung
und Gesetz werden.
Aber dagegen wendet sich der redliche Sinn oder der trotzige Wille. Sie anerkennen
und behaupten das unüberwindliche Unvernünftige.
Dieses ist für das Wissen in dem Undurchschaubaren jedes Hier und Jetzt; in der Ma-
terie das, was von der vernünftigen Form nur umschlossen, nicht aufgezehrt wird; es ist
in dem wirklichen Dasein, das so und nicht anders ist, das diesen von uns erfahrenen
und nicht anderen Gesetzlichkeiten unterworfen ist; es ist in den Glaubensinhalten re-
ligiöser Offenbarung. Auch alles Philosophieren, das das Sein in reine Vernünftigkeit
auflösen möchte, behält wider Willen das Unvernünftige, und sei dieses reduziert bis
zu dem Rest einer indifferenten Materie, eines Urfaktums, eines Anstoßes, eines Zufalls.
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Herkunft der gegenwärtigen philosophischen Situation
(Die geschichtliche Bedeutung Kierkegaards und Nietzsches)
I. Geschichtliche Erinnerung. - Die gegenwärtige Situation.7
2. Kierkegaard und Nietzsche.12
Das Gemeinsame ihres Denkens: Die Infragestellung der Vernunft; Verdacht gegen den wissen-
schaftlichen Menschen; gegen das System das Sein als Ausgelegtsein; Maske; das Sein selbst; ♦
Redlichkeit; der zu ihnen gehörende Leser4
Die Wirklichkeit ihrer denkenden Existenz: Das Zeitalter; ihre Aufgabe; die Wahrnehmung ♦
der substantiellen Veränderung im Wesen des Menschen; die Modernität überwunden:
I. die grenzenlose Reflexion; 2. das Drängen an die Ursprünge; 3. der Halt in der Transzendenz.
- Ihr Sein als Ausnahme.14
Die Weise ihres Selbstverständnisses: gegen die Verwechselbarkeit; ihr Selbstbewußtsein; ihr
Bewußtsein des Mißratenseins, des Ausnahmeseins, der Einsamkeit; Vorsehung und Zufall; Tan-
zen; keine Prophetie. - Die Tat.29
3. Bedeutung der durch Kierkegaard und Nietzsche hervorgebrachten philosophischen Situation.5
Zweideutigkeit beider. Das Verwirrende ihrer Wirkung. Die Aufgabe des Philosophierens im
Verhalten zu ihnen. - Die Frage: was nun? - Die von uns aus der Situation herausgenommene
Frage: Vernunft und Existenz.35
Das Vernünftige ist nicht denkbar ohne das Andere, das Nichtvernünftige; wie es auch
in der Wirklichkeit nicht ohne das Andere vorkommt.6 Es fragt sich nur, in welcher Ge-
stalt das Nichtvernünftige auftritt,7 wie es trotz allem bleibt, und wie es erfaßt wird.
Dem Philosophieren eignet das Streben: das Unvernünf|tige und Widervernünf- 8
tige aufzufangen; es durch Vernunft zu formen, es in eine Weise der Vernunft zu ver-
wandeln, ja es zuletzt als mit Vernunft identisch zu erweisen: alles Sein soll Ordnung
und Gesetz werden.
Aber dagegen wendet sich der redliche Sinn oder der trotzige Wille. Sie anerkennen
und behaupten das unüberwindliche Unvernünftige.
Dieses ist für das Wissen in dem Undurchschaubaren jedes Hier und Jetzt; in der Ma-
terie das, was von der vernünftigen Form nur umschlossen, nicht aufgezehrt wird; es ist
in dem wirklichen Dasein, das so und nicht anders ist, das diesen von uns erfahrenen
und nicht anderen Gesetzlichkeiten unterworfen ist; es ist in den Glaubensinhalten re-
ligiöser Offenbarung. Auch alles Philosophieren, das das Sein in reine Vernünftigkeit
auflösen möchte, behält wider Willen das Unvernünftige, und sei dieses reduziert bis
zu dem Rest einer indifferenten Materie, eines Urfaktums, eines Anstoßes, eines Zufalls.