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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0268
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Stellenkommentar

207

Jaspers macht in diesem Zusammenhang freilich auch auf den eigentlichen Unterschied
zwischen Vernunft und Geist aufmerksam: die Vernunft richtet sich auf das Ganze aller
Weisen des Umgreifenden, der Geist auf das Ganze einer Weise des Umgreifenden - eine
Differenzierung, die erst durch den periechontologischen Ansatz (möglich und) notwen-
dig wird, vgl. außerdem unten Nr. 141.
!35 Vgl. KSA 4, 35-38 (»Von den Hinterweltlern«) und KSA 6, 8of: »Wie die >wahre Welt< end-
lich zur Fabel wurde. Geschichte eines Irrthums«.
136 Vgl. Philosophie I, 76-78 (»Welt als gegeben und als hervorgebracht«), Von der Wahrheit, 85-
107, sowie aus der Kategorienlehre die Analyse des Weltbegriffs in: Nachlaß zur philosophi-
schen Logik, 146-149.
137 Offenbarung! EA: Offenbarkeit
138 Zur Geschichtlichkeit der Existenz: Philosophie II, 118-148.
139 Kierkegaards Satz [...] Glauben ist Sein! Stellenkommentar Nr. 33.
140 absolutes Bewußtsein: Philosophie II, 255-291.
141 Vgl. dazu die »terminologisch-historische Anmerkung« in Von der Wahrheit, 120: »Verstand,
Geist und Vernunft sind im deutschen Philosophieren längst unterschieden worden. Aber
der Sprachgebrauch hat die Worte nicht in ihrem tiefen Sinn geschieden gehalten. Die
Scheidung ist daher immer von neuem zu fordern. Verstand heißt das gegenständliche Ver-
stehen durch isolierendes Begreifen. Geist heißt das zu Ganzheiten verbindende, aus vollen-
denden Ideen lebende Denken. Vernunft heißt das Vernehmen im allverbindenden Getrof-
fensein von jedem Wesen und jeder Möglichkeit, vom Sein und vom Nichts. Verstand
vollzieht sich im Umgreifenden des Bewußtseins überhaupt, Geist in den sich rundenden,
anderes ausschließenden Ganzheiten, Vernunft ist das zu allen Umgreifenden hinzukom-
mende verbindende Umgreifende.«
142 »Denken« bezeichnet hier das Bewusstsein überhaupt, vgl. unten S. 70 und Von der Wahr-
heit, 225: »Unter allem Umgreifenden hat für die logische Vergegenwärtigung eine Weise
den Vorrang: das Denken. Dieses in der Gesamtheit seiner Möglichkeiten heißt das »Be-
wußtsein überhaupt<.« Dabei geht es Jaspers nicht um einen Vorrang des Denkens gegen-
über allen anderen Weisen des Umgreifenden, sondern um den Vorrang des Denkens in al-
len Weisen des Umgreifenden. Dasein, Geist und Existenz exemplifizieren, unterschiedlich
materialisiert, jeweils dieselben formalen Kategorien des Bewusstseins überhaupt; daraus
ergibt sich eine Perspektive, die Weisen des Umgreifenden synoptisch als Formen der Er-
kenntnis zu thematisieren. Jaspers nennt diese Synopse »Erkenntnistheorie« (ebd., 43,225),
ihr Vernunftanspruch besteht darin, dass sie das Phänomen des Erkennens in den Kontext
aller Weisen des Umgreifenden zurückstellt und so als allgemeine Züge von Erkenntnis v.a.
Handlung und Sprache hervorhebt. In Von der Wahrheit (225-449: »Das Umgreifende des
Erkennens«) hat Jaspers diese Theorie ausgearbeitet, in Vernunft und Existenz beschränkt er
sich auf den sprachlichen Aspekt der Mitteilbarkeit. - Einen etwas anderen Aufbau zeigen
die Entwürfe zum Zweiten Teil der Philosophischen Logik (vgl. Nachlaß zur Philosophischen
Logik, 57-65). Dort gilt der Vorrang des Denkens nur für die Kategorien der Gegenständlich-
keit, nicht auch für die Kategorien der Wirklichkeit und die der Freiheit; zur Unterschei-
dung der drei Kategorien bereits: Philosophie III, 42-43.
143 Mit dem Chiffrenpaar »Tag« und »Nacht« beschreibt Jaspers in der Philosophie (III, 102-116)
einen von vier existentiellen Bezügen zur Transzendenz. Die vier Bezüge sind so konstru-
 
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