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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

LIII

de.216 Wie man der Autobiographie des von 1955 bis 1962 bei Piper als Lektor tätigen
Reinhard Baumgart entnehmen kann, soll das Gerücht gegangen sein, dass Reinhard
und Klaus Piper »einen für letzteren höchst unfreiwilligen Pakt geschlossen« hätten,217
wonach Klaus seine Jugendliebe Cäcilie Weiss nur dann heiraten dürfe, wenn er auf
ein Studium verzichtet und nach der Buchhändlerlehre sogleich in den Verlag ein-
tritt.218 »Gerade dieses heikle Handicap einer fehlenden akademischen Ausbildung
aber scheint Klaus Piper [...] beflügelt zu haben: mit der Wucht und dem unermüdli-
chen Enthusiasmus des Dilettanten stürzt er sich in alle Disziplinen, die er sich selbst
nie gründlich erarbeiten durfte. In seinen ausschweifend begeisterten und spekulie-
renden Briefen, etwa an Jaspers [...], erkannte man zwar schmerzhaft, was ihm fehlte,
und spürte doch staunend, was ihn trotzdem oder deshalb antrieb, wie er Auto-
ren zu motivieren verstand mit seiner Begeisterung und Bewunderung, mit seiner
Anteilnahme.«219
Dies verband Klaus Piper mit einer Expandierung des Verlagsprogramms in neue
Bereiche, womit er sich von der vorher vorwiegend kunstgeschichtlichen Ausrichtung
des Verlags unter Reinhard Piper abzuheben suchte.220 Der kaufmännische Erfolg gab
Klaus Pipers Neuerungsbemühungen Recht. Unter ihm als Verlagschef wurde Karl Jas-
pers »Starautor«.221 Der Briefwechsel zwischen Jaspers und Klaus Piper gibt über dessen
schwieriges und ambivalentes Verhältnis zu seinem Vater keinerlei Hinweise. Dieser
soll zu seinem Sohn gesagt haben: »Du mußt meinen Verlag nicht wiederholen; ich
hoffe, daß Du ihn in meinem Geiste fortführst«.222 Auch im Rahmen von Klaus Pipers
publizierten Würdigungen der Arbeit seines Vaters ist von einem Vater-Sohn-Konflikt
nie die Rede. Dort wird vielmehr die Toleranz Reinhard Pipers gelobt, die »das Eigene
im Sohn nicht hemmte, sondern förderte und ermutigte.«223 Erst die Autobiographie
Reinhard Baumgarts und Edda Zieglers Forschungen im VA Piper lassen eine andere
Vater-Sohn-Beziehung zutage treten, die sich in der folgenden Generation, also zwi-
schen Klaus und seinem 1952 geborenen Sohn, Ernst Reinhard Piper, in noch proble-
matischerer Gestalt wiederholen sollte.224 Ernst Piper, 1982 in den Verlag eingetre-
ten und seit 1984 auch Geschäftsführer und Mitinhaber, war nämlich - und das zeigt
das belastete Verhältnis zu seinem Vater - weder über Verkaufsverhandlungen noch

216 E. Ziegler: 100 Jahre Piper, 174. Vgl. auch W. Hinderer: »Der Wahrheit eine Gasse oder Ein schüch-
terner Versuch, ein Denk-Mal zu beschreiben«, 154.
217 R. Baumgart: Damals. Ein Leben in Deutschland 1929-2003, München 2003, 177.
218 Vgl. ebd.
219 Ebd.
220 Zur Ausrichtung des Verlags unter Reinhard Piper vgl. Korrespondentenverzeichnis, S. 833-834.
22I E. Ziegler: 100 Jahre Piper, 154.
222 K. Piper: Schriften und Briefe, hg. von R.-P. Märtin u. E. R. Piper, München, Zürich 1991, 40.
223 Ebd.
224 Vgl. dazu E. Ziegler: 100 Jahre Piper, 331.
 
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