Karl Jaspers - Piper Verlag (1951) 131
72 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
9. März 1951
Sehr verehrter Herr Professor!
Verbindlichen Dank für Ihre letzten Briefe und für die Zusendung der drei letzten
Stücke für »Rechenschaft und Ausblick« (Über meine Philosophie, Mein Weg zur Phi-
losophie, Kierkegaard). Wir sind Ihnen sehr dankbar, daß Sie uns die Manuskripte so
pünktlich geschickt haben. Persönlich möchte ich Ihnen meine Freude über die wert-
volle Bereicherung sagen, die der Band durch diese drei Aufsätze erfahren wird. Durch
»Mein Weg zur Philosophie«, bei dem mir die Klarheit und Einfachheit der Darstel-
lung tiefen Eindruck gemacht hat, erhält der Band nun noch in glücklichster Weise
das ganz persönliche Element. Der Kierkegaard-Vortrag ist besonders wichtig, vor
allem die Betonung von Kierkegaards Forderung der unbedingten »Redlichkeit«.360
Die unerbittliche Wahrheitsuche scheint mir heute der Grundantrieb auch aller ech-
ten Dichtung zu sein; sie ist wohl deshalb so selten geworden, weil die Erfüllung die-
ser Forderung wie kaum zuvor über die Menschenkräfte zu gehen scheint. - Diese drei
Manuskripte gehen gleichzeitig an die Druckerei.
Die ersten 27 Korrekturfahnen haben Sie inzwischen wohl erhalten. Die Fahnen
gehen jeweils gleichzeitig auch an Fräulein Dr. Salditt. Es ist schön, daß sie wiederum
mitkorrigiert.361
Vor einigen Tagen war bei uns Herr Jaesrich, der Mitarbeiter von Melvin Lasky im
»Monat«.362 Ich sprach mit ihm ausführlich über seine ausgezeichnete Zeitschrift. Mit
Rudolf Hagelstange habe ich mich auf Grund seines vorzüglichen und notwendigen,
hoffentlich auch wirkungsvollen Aufrufs »Verrat aus Furcht« in Verbindung gesetzt.
Hat Sie die Donnerpredigt von Stefan Andres an den ostzonalen Literaturpapst erhei-
tert?363 - Wäre noch Zeit, daß Sie, verehrter Herr Professor, die Redaktion des »Monats«
bittenx, beim Abdruck des Kierkegaard-Vortrags am Schluß des Hefts eine Notiz zu
bringen, durch die den Lesern das bevorstehende Erscheinen des Reden- und Auf-
sätze-Bandes angekündigt wird?364
Von unsrer Buchhaltung liegen mir vorläufige Angaben über den Absatz Ihrer
Werke vom 1.7. bis 30.11.50 vor. Der Verkauf ist in rohen Ziffern:
85 Ex. Von der Wahrheit
390 Ex. Der philosophische Glaube
1350 Ex. Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
1250 Ex. Vernunft und Widervernunft in unserer Zeit
Der Honorarerlös aus dem Absatz in diesem Zeitraum, also noch ohne den Dezember,
ist etwa DM 4000,-. Da alle verfügbaren Kräfte in den ersten Wochen nach Weihnach-
72 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
9. März 1951
Sehr verehrter Herr Professor!
Verbindlichen Dank für Ihre letzten Briefe und für die Zusendung der drei letzten
Stücke für »Rechenschaft und Ausblick« (Über meine Philosophie, Mein Weg zur Phi-
losophie, Kierkegaard). Wir sind Ihnen sehr dankbar, daß Sie uns die Manuskripte so
pünktlich geschickt haben. Persönlich möchte ich Ihnen meine Freude über die wert-
volle Bereicherung sagen, die der Band durch diese drei Aufsätze erfahren wird. Durch
»Mein Weg zur Philosophie«, bei dem mir die Klarheit und Einfachheit der Darstel-
lung tiefen Eindruck gemacht hat, erhält der Band nun noch in glücklichster Weise
das ganz persönliche Element. Der Kierkegaard-Vortrag ist besonders wichtig, vor
allem die Betonung von Kierkegaards Forderung der unbedingten »Redlichkeit«.360
Die unerbittliche Wahrheitsuche scheint mir heute der Grundantrieb auch aller ech-
ten Dichtung zu sein; sie ist wohl deshalb so selten geworden, weil die Erfüllung die-
ser Forderung wie kaum zuvor über die Menschenkräfte zu gehen scheint. - Diese drei
Manuskripte gehen gleichzeitig an die Druckerei.
Die ersten 27 Korrekturfahnen haben Sie inzwischen wohl erhalten. Die Fahnen
gehen jeweils gleichzeitig auch an Fräulein Dr. Salditt. Es ist schön, daß sie wiederum
mitkorrigiert.361
Vor einigen Tagen war bei uns Herr Jaesrich, der Mitarbeiter von Melvin Lasky im
»Monat«.362 Ich sprach mit ihm ausführlich über seine ausgezeichnete Zeitschrift. Mit
Rudolf Hagelstange habe ich mich auf Grund seines vorzüglichen und notwendigen,
hoffentlich auch wirkungsvollen Aufrufs »Verrat aus Furcht« in Verbindung gesetzt.
Hat Sie die Donnerpredigt von Stefan Andres an den ostzonalen Literaturpapst erhei-
tert?363 - Wäre noch Zeit, daß Sie, verehrter Herr Professor, die Redaktion des »Monats«
bittenx, beim Abdruck des Kierkegaard-Vortrags am Schluß des Hefts eine Notiz zu
bringen, durch die den Lesern das bevorstehende Erscheinen des Reden- und Auf-
sätze-Bandes angekündigt wird?364
Von unsrer Buchhaltung liegen mir vorläufige Angaben über den Absatz Ihrer
Werke vom 1.7. bis 30.11.50 vor. Der Verkauf ist in rohen Ziffern:
85 Ex. Von der Wahrheit
390 Ex. Der philosophische Glaube
1350 Ex. Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
1250 Ex. Vernunft und Widervernunft in unserer Zeit
Der Honorarerlös aus dem Absatz in diesem Zeitraum, also noch ohne den Dezember,
ist etwa DM 4000,-. Da alle verfügbaren Kräfte in den ersten Wochen nach Weihnach-