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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1955)

losophischen Schwergewicht, - wenn sie mir gelungen sind (die Sache ist bei Schelling
ungemein schwierig - die ganz grossen Philosophen sind viel leichter zu behandeln).
In einem Punkte habe ich Sorge. Sie haben, wie mir scheint, nach dem Umfang der
Schreibmaschinenseiten und meinen brieflichen Angaben über die weiteren Kapitel
nicht calculiert, wie gross der Umfang des Buches vermutlich sein wird. Auch ich kann
zwar nicht exakt calculieren, aber ich glaube gewiss zu sein, dass der Gesamtumfang
300 Druckseiten (gerechnet nach dem Umfang der Seiten meiner »Standard«form)
beträchtlich überschreitet. Obgleich ich ständig kürze, schreibe ich auch noch hinzu
(wenn auch viel weniger als gestrichen wird). Was ich Ihnen schliesslich als Ganzes
vorlege, wird hoffentlich so sein, dass wesentliche Kürzungen als wesentliche Män-
gel fühlbar werden würden. Wenn Sie dann bei der endgiltigen Bestimmung über die
Druckweise Ihre mir ungemein sympathischen Gesichtspunkte, die Sie mir jetzt mit-
teilten, walten lassen, bin ich sehr zufrieden: Schöne Darbietung, billiger Ladenpreis -
wohl auch solides dünnes Papier, sodass das Buch handlich bleibt. Ich bin sehr einver-
standen und halte es für gut, zwischen den Büchern der Weltgeschichte und diesem
Schelling eine entschiedene Differenz zu halten. Meine Vorschläge gingen immer nur
in die Richtung, den Umfang nicht zur Ursache eines zu hohen Ladenpreises werden
zu lassen.
Über den Untertitel muss ich noch nachdenken. Bisher fällt mir nichts Besseres ein.
Wenn Sie das ganze Buch kennen, werden Sie sehen, für wie gross ich die »Verführung«
halte, wie aber auch die Grösse und, wenn Sie wollen, das »Positive« keineswegs rück-
gängig gemacht wird. An diesem Beispiel soll etwas sichtbar werden von dem Verhäng-
nis des deutschen philosophischen Idealismus, der uns doch unumgänglich ist. Das
Buch ist auch, ohne dass es gesagt wird, als eine Kur gemeint. Bei Hegel ist alles grösser,
grossartiger, weltgeschichtlich in der Wirkung (das kommt in das Buch über die gros-
sen Philosophen),676 Schelling ist mehr ein deutsches Ereignis, bis heute wesentlich
und gewichtig und so sehr verführend. Das geschichtliche deutsche Problem des Idea-
lismus wird erst in der Weltgeschichte (nicht bei den grossen Philosophen) behandelt.
Von dem Absatz von 4 000 Exemplaren meiner »Psychotherapie« las ich gern.
Haben Sie nochmals herzlichen Dank.
Ihr sehr ergebener
Karl Jaspers
 
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