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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0356
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1956)

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Plan ist zwar seinem Sinne nach immer der gleiche geblieben. Die Verwirklichung
ist nun weit fortgeschritten. Aber in zwei Punkten ist das, was nun wird, der anfäng-
lichen Erwartung nicht entsprechend, nämlich bezüglich der Zeitdauer der Arbeit
und bezüglich des Umfangs des Werkes. Gleichgeblieben ist die Idee der Darstellung
der ewigen Gesellschaft der Grossen - wie sie einst auf Raffaels »Schule von Athen«
erschienen - und die Absicht, den Leser in diese Gesellschaft zu bringen, so dass er
aktiv mitdenkend dabei ist, sich der Weite dieses Reiches der Geister nicht quantitativ,
sondern qualitativ bewusst wird und die Wesensverschiedenheit der grossen Grund-
typen wie die Bezogenheit aller auf eine nicht unmittelbar fassliche Mitte anschau-
lich vergegenwärtigt. Geblieben ist daher eine möglichst knappe, aber auch genügend
eindringliche und das Denken des Lesers wirklich zum Mitvollzug bringende Darstel-
lung. Ich bin innerlich zugewandt den breiten Kreisen der von Philosophie betroffe-
nen Menschen (wobei nach meiner Erfahrung sogar Handarbeiter gewonnen werden
können, wie mir gelegentliche Zuschriften zeigen). Geblieben ist darum auch, mei-
ner inneren Haltung beim Schreiben entsprechend, der Wunsch, diese breiten Kreise
zu erreichen. Die »Fachleute« der Philosophie sind heute durchweg (es gibt vorzügli-
che Ausnahmen) [eine] innerlich kaum berührte, mit äusserlichen Kenntnissen han-
tierende, bei konkreten Untersuchungen über das Faktische gelegentlich noch ergie-
bige, übrigens langweilige Gesellschaft.
Zur Vorbereitung unserer Besprechung berichte ich Ihnen wieder über den Stand
der Dinge. Ich lege Ihnen eine Disposition bei, aus der ich, glaube ich, vor einem Jahr
Ihnen schon vorlas. Die Einleitung, die die Idee des Ganzen entwirft, umfasst etwa
80 Schreibmaschinenseiten. Von den nun vier Hauptteilen (A, B, C, D) sind A und
B in zweiter Niederschrift und Abschrift fertig. Ich brauche diese Teile nur noch ein-
mal durchzusehen zum letzten Putzen und mit der Frage, was etwa sich noch strei-
chen lässt. Von C sind ebenso fertig: Anaximander bis Plotin. Spinoza wird gerade
fertig. Das übrige des Teiles C liegt zum grössten Teile in Ausarbeitungen vor, bedarf
aber noch der Umschrift. Wo Ausarbeitungen fehlen, liegen die vollständigen Mate-
rialien geordnet vor. Der Teil D ist im Unterschied von A bis C am wenigsten geschlos-
sen, in der Auswahl noch vorläufig, mir aber ausserordentlich wichtig. Keiner der hier
vorkommenden Namen kann eine Darstellung finden, die an Umfang irgendeine der
früheren aus Teil A bis C erreicht. Hier muss sich der Stil der Darstellung ändern. Ich
habe ihn noch nicht gefunden, aber für fast alle Teile Materialien und einzelne Aus-
arbeitungen gesammelt. Über I (Dante bis Dostojewski) habe ich den ganzen Sommer
1-955 gelesen.782 Alle anderen kamen in sonstigen Vorlesungen im Laufe der Jahrzehnte
vor.
Bei den einzelnen Gruppen gibt es natürlich entweder einleitende oder abschlies-
sende Erörterungen, die den »Typus« betreffen, wobei auch andere Namen auftreten,
die bei mir keine Darstellung finden. Übrigens durchbricht jede einzelne Darstellung
 
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