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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0378
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1956)

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kleines Buch. Ich hoffe in den Weihnachtsferien es weitgehend zu vollenden. Ob ich
aber ganz fertig werde, weiss ich leider noch nicht. Es wird zur Prägung politischen
Bewusstseins im Schatten der Atombombe. Es gipfelt zuletzt in der »Vernunft«, d.h.
der Philosophie. Der Bogen von den concreten Befunden, dem rückhaltlosen Realis-
mus bis zu dem, was gemeinhin für »utopisch« gilt, möchte gespannt sein, ohne zu
brechen.
Ihnen und Ihrer Frau alles Herzliche zum Weihnachtsfest, auch von meiner Frau
Ihr Karl Jaspers
163 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS
Basel, den 29. Dezember 1956
Lieber Herr Piper!
Wieder haben Sie uns zu Weihnachten durch Ihre Bücherpakete eine grosse Freude
gemacht. Die kostbare UN[ESC]O-Publikation ist wie jedesmal eine Lust für das
Auge.846 Auf dem Chaiselongue liegend, das Buch auf einem Pult, geniesse ich abends
die Schönheit dieser Dinge. Zugleich sehe ich an den übrigen Werken, in die ich nur
hineingeblickt habe, einen Teil Ihrer diesjährigen Verlagsproduktion und beglück-
wünsche Sie. Möge es so weitergehen!
Der Druck der Philosophen geht gut voran. Alle Beteiligten sind offenbar inten-
siv bei der Sache. So sehe ich mit Zuversicht ein eindrucksvolles Buch entstehen, das
schon buchtechnisch, wie ich hoffe, unmittelbar einen Eindruck macht.
Schönen Dank für die Nummer der Neuen Rundschau und den Aufsatz von Thir-
ring.847 Ich hatte ihn schon gelesen. Er enthüllt einige technisch wichtige Angelegen-
heiten. Sein politischer Vorschlag wegen der Definition des Aggressors ist naiv und
verbunden mit einem absoluten Pessimismus.
Das Buch von Compton »Atomic Quest« kam vor einiger Zeit an. Es scheint mir
das erste gewichtige Buch aus dem Kreise der wenigen grossen Köpfe, die mit tausend
anderen die Atombombe verwirklicht haben. Es ist nicht das, was ich nach offenbar
falschen Nachrichten erwartet hatte. Es handelt sich nicht um ein Schuldbewusst-
sein, vielmehr um eine christliche, aber im letzten Grunde optimistische Perspek-
tive. Aus eigener Teilnahme kann er viel von dem berichten, was in jenen Jahren der
Schaffung der Bombe dort äusserlich und innerlich vorgegangen ist. Vergleicht man
das Buch mit dem von Jungk, so ist es durch eigenen Gehalt bedeutender, während
Jungk aus hervorragenden Informationen mit versuchter grösster Objektivität die
Dinge in einen weiteren Umfang, viel dramatischer und in einem guten Sinne sensa-
tioneller bringt. Compton scheint mir ein ausserordentlich ernster, nüchterner, gläu-
 
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