Karl Jaspers - Piper Verlag (1957)
301
179 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 14. Dezember 1957
Lieber Herr Piper!
Besten Dank für Ihre beiden Briefe vom 10.12.
Wegen der Neuausgabe »Von der Wahrheit« leuchtet mir ein, was Sie schreiben.918
Ich antworte, wenn der Probeband in meinen Händen ist.
Wegen des Piper-Bändchens: als erstes kommt mir natürlich in den Sinn das Bänd-
chen »Max Weber«, an dem mir sachlich und persönlich so viel liegt. Sie wissen es, ich
erinnere nur daran. Ich glaube nicht, mich zu täuschen, dass Max Weber der grösste
Deutsche unseres Zeitalters ist und in Zukunft einmal dafür gelten wird. Man muss auf
ihn mehr als je aufmerksam werden. Wenn nun ein Prosaband frei wird, so denke ich,
dass, unseren Besprechungen nach, Max Weber den Vorrang haben sollte.919
Kants Text kann nicht nach der ersten Auflage920 abgesetzt werden. Die zweite Auf-
lage enthält wesentliche Zusätze, z.B. alles über den Geheimartikel. Mir scheint, man
würde am besten den Text Vorländers zugrunde legen unter Weglassung der Varian-
ten. Der Abdruck ist zu finden in der Philosophischen Bibliothek Meiners. Dort hat
Vorländer sämtliche Werke Kants herausgegeben: mässig gedruckt und miserabel
gebunden, aber die beste und bequemste Ausgabe. Die Schrift »Zum ewigen Frieden«
findet sich in dem Bande »Abhandlungen zur Geschichtsphilosophie«.921 Der Band ist,
soviel ich weiss, noch nicht neu gedruckt.922 Oder man könnte den Text in der Akade-
mie-Ausgabe Kants Bd. VIII zugrunde legen (Verlag de Gruyter).923 Vermutlich müs-
sten die Verleger ihre Zustimmung geben. Ich denke, dass sie es gern tun werden, weil
dabei auf ihre Ausgabe hingewiesen wird. Eine neue Edition wäre sinnlos und dazu
viel zu teuer. Einer Ihrer Lektoren wird, denke ich, geschickt genug sein, den Abdruck
richtig zu gestalten. Es fordert einige Sorgfalt.
Mein Radiovortrag ist in der Tat ein zum grossen Teil wörtlicher Auszug und
leise Umgestaltung meiner breiteren Darstellung in »Philosophie und Welt«.924 Es
wäre im Piper-Bändchen ein Hinweis auf diese umfangreichere Darstellung notwen-
dig. Diese ist sachlich wichtiger, weil an Gesichtspunkten reicher. Der Vortrag dage-
gen spricht schnell durch Beschränkung und Dichte an. Beides ist für verschiedene
Zwecke geschrieben. Also: entweder Abdruck beider Formen oder Verzicht im Piper-
Bändchen, das dann nur die Kantische Schrift bringen würde.925
Mit den besten Grüssen
Ihr
Karl Jaspers
301
179 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 14. Dezember 1957
Lieber Herr Piper!
Besten Dank für Ihre beiden Briefe vom 10.12.
Wegen der Neuausgabe »Von der Wahrheit« leuchtet mir ein, was Sie schreiben.918
Ich antworte, wenn der Probeband in meinen Händen ist.
Wegen des Piper-Bändchens: als erstes kommt mir natürlich in den Sinn das Bänd-
chen »Max Weber«, an dem mir sachlich und persönlich so viel liegt. Sie wissen es, ich
erinnere nur daran. Ich glaube nicht, mich zu täuschen, dass Max Weber der grösste
Deutsche unseres Zeitalters ist und in Zukunft einmal dafür gelten wird. Man muss auf
ihn mehr als je aufmerksam werden. Wenn nun ein Prosaband frei wird, so denke ich,
dass, unseren Besprechungen nach, Max Weber den Vorrang haben sollte.919
Kants Text kann nicht nach der ersten Auflage920 abgesetzt werden. Die zweite Auf-
lage enthält wesentliche Zusätze, z.B. alles über den Geheimartikel. Mir scheint, man
würde am besten den Text Vorländers zugrunde legen unter Weglassung der Varian-
ten. Der Abdruck ist zu finden in der Philosophischen Bibliothek Meiners. Dort hat
Vorländer sämtliche Werke Kants herausgegeben: mässig gedruckt und miserabel
gebunden, aber die beste und bequemste Ausgabe. Die Schrift »Zum ewigen Frieden«
findet sich in dem Bande »Abhandlungen zur Geschichtsphilosophie«.921 Der Band ist,
soviel ich weiss, noch nicht neu gedruckt.922 Oder man könnte den Text in der Akade-
mie-Ausgabe Kants Bd. VIII zugrunde legen (Verlag de Gruyter).923 Vermutlich müs-
sten die Verleger ihre Zustimmung geben. Ich denke, dass sie es gern tun werden, weil
dabei auf ihre Ausgabe hingewiesen wird. Eine neue Edition wäre sinnlos und dazu
viel zu teuer. Einer Ihrer Lektoren wird, denke ich, geschickt genug sein, den Abdruck
richtig zu gestalten. Es fordert einige Sorgfalt.
Mein Radiovortrag ist in der Tat ein zum grossen Teil wörtlicher Auszug und
leise Umgestaltung meiner breiteren Darstellung in »Philosophie und Welt«.924 Es
wäre im Piper-Bändchen ein Hinweis auf diese umfangreichere Darstellung notwen-
dig. Diese ist sachlich wichtiger, weil an Gesichtspunkten reicher. Der Vortrag dage-
gen spricht schnell durch Beschränkung und Dichte an. Beides ist für verschiedene
Zwecke geschrieben. Also: entweder Abdruck beider Formen oder Verzicht im Piper-
Bändchen, das dann nur die Kantische Schrift bringen würde.925
Mit den besten Grüssen
Ihr
Karl Jaspers