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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1964)

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Was die Frage des Buchkörpers, seiner Stärke oder Schlankheit überhaupt, anbe-
langt, so geht es auch mir so, daß ich Bücher mag, die gut in der Hand liegen und
die sich nicht durch besondere Fülle aufdrängen. Ich glaube, daß das mittlere Volu-
men, in dem der CUSANUS kommen wird, unter den verschiedenen Gesichtspunk-
ten sich als zweckmäßig und gut erweisen wird. Zu dick wird der Band nicht wirken.
In diesem Zusammenhang: Erschrecken Sie bitte nicht, wenn Sie den großen Alma-
nach zum 60. Verlags-Geburtstag bekommen. Er ist tatsächlich sehr voluminös gewor-
den. Hier haben wir aber mit Überlegung ein »aufdringliches« Äußeres, nach dem
Umfang, gewählt, damit das Buch, seinem wirklichen Inhalt entsprechend, gleich
seine große geistige Vielseitigkeit demonstriert und von den vielbeschäftigten Emp-
fängern (ich denke dabei ganz konkret an die beladenen Schreibtische von Gelehrten
und Schriftstellern, zumal von Kritikern, Redakteuren, Journalisten) nicht einfach zur
Seite gelegt wird. Aber dies ist natürlich absolut ein Sonderfall.
Mit größtem Interesse las ich, was Sie über den Auftrag des Deutschen Fernsehens
an Sie schrieben, 13 halbstündige Vorträge einer »Kleinen Schule des philosophischen
Denkens« zu schreiben. Ich verstehe, daß Sie mit sich zu Rate gingen, ob Sie den Auf-
trag annehmen sollten, - und daß Sie es dann taten. Wie ich selbst immer wieder höre,
kann die Bedeutung des Fernsehens für die Verbreitung auch geistiger Gehalte und
damit die Verbindung mit den produktiven Persönlichkeiten, denen solche Gehalte
zu danken sind, kaum übertrieben eingeschätzt werden. Auch gibt es ja heute nicht
mehr umschreibbare soziale Eliten, in denen z.B. die Philosophie fraglos lebendig
wäre im Gegensatz zu anderen, von der Philosophie unberührten Schichten. Wenn
also Ihre Philosophie, Ihr Denken schon in vielen Buchauflagen, durch Buchge-
meinschaften, in Taschenbüchern und Paperbacks zu immer neuen, zu unbefangen-
neugierigen und -bereiten Menschen aus allen Schichten spricht, dann ist der Weg
über das Fernsehen wohl nur eine sinnvolle Ergänzung und Fortführung.
Natürlich wäre ich außerordentlich interessiert, von Ihnen, lieber Herr Professor,
zu hören, ob Sie an eine Buchveröffentlichung der »Kleinen Schule des philosophi-
schen Denkens« denken. Und natürlich ist mein Gedanke: Ja, diese Texte müssen auch
in Buchform erscheinen. Denn gerade hier gilt, daß viele Zuschauer-Zuhörer für die
spätere Vertiefung die Texte im Buch haben wollen.
Ich hoffe sehr, Sie im Laufe des Juni in Basel besuchen zu dürfen, um über diese
und andere Fragen mit Ihnen zu sprechen. - Aufregend-interessant finde ich, wenn
ich es so sagen darf, Ihre Absicht, eine Broschüre über Hannah Arendt zu schreiben,
mit dem Titel: »Die Unabhängigkeit des Denkens. Hannah Arendt und ihre Kriti-
ker«. Weiß Hannah Arendt schon davon? Ich werde sie in wenigen Tagen in New York
sehen.149° Übermorgen fliege ich dorthin und bleibe bis zum 13. Mai. Mein Kollege,
Berthold Spangenberg, teilte mir vor einiger Zeit mit, daß er in seinem Verlag, der
Nymphenburger Verlagshandlung, als Broschüre eine Dokumentation über die bis-
 
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